ITU will sich um Cybersecurity und die Bekämpfung der digitalen Spaltung kümmern

Der neue Chef der UN-Teilorganisation für die Telekommunikationsnetze bekräftigte, dass die ITU nicht die Absicht habe, die Verwaltung des InternetS zu übernehmen.

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Von
  • Monika Ermert

Der neue Chef der International Telecommunication Union (ITU), Hamadoun Touré, erklärte in der ersten Pressekonferenz seiner Amtszeit die Themen Netzsicherheit und Bekämpfung der digitalen Spaltung zu den zentralen Themen der UN-Teilorganisation. Touré bekräftigte am Freitag gleichzeitig noch einmal, dass er nicht die Absicht habe, die Verwaltung des Netzes zu übernehmen. Vielmehr müssten die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) die ITU und andere internationale Organisationen zusammenarbeiten.

Während der Amtszeit seines Vorgängers Yoshio Utsumi wurden der ITU immer wieder Ambitionen nachgesagt, die aus Sicht von Kritiker zu stark von den USA dominierte ICANN mindestens in Teilen zu beerben. Für Furore sorgte unter anderem der Vorschlag des damaligen Chefs und neuen Vizegeneralsekretärs Houlin Zhao, die ITU solle eine eigene Vergabestelle für IPv6-Adressen parallel zu den selbstregulierten Vergabestellen RIPE, ARIN, APNIC, LacNic und AfriNic erhalten.

Touré sagte nun laut Medienberichten, die existierenden Organisationen sollten zusammenarbeiten, jede hätte dabei ihre spezielle Rolle. Gleichzeitig müsse man besser zusammenarbeiten. Eine neue zentrale Dachorganisation zur Koordination lehnte er dagegen ab.

Die Rolle der ITU im Konzert der Telekommunikations- und Internet-Verwalter sieht Touré besonders im entwicklungspolitischen Aspekt der Schließung der digitalen Gräben, der weiteren Standardisierungsarbeit für Breitbandnetze, der internetfähigen 3G-Netze und weiterer Konvergenzthemen. In der vergangenen Woche tagte in Peking auch die "Next Generation Network – Global Standards Initiative" (NGN-GSI) der ITU. Dabei trafen sich die verschiedenen ITU-Arbeitsgruppen, die sich mit dem als NGN bezeichneten konvergenten All-IP-Netz befassen. Zwei Experten des chinesischen Ministeriums für Information Industry (MII) zeigten sich gegenüber SINA-Reportern zufrieden über den Einfluss chinesischer Standardisierungsarbeit besonders im Bereich IPTV, der im kommenden Jahr noch an Bedeutung gewinnen werde.

Ausgewählte ITU-Empfehlungen, darunter auch erste Entwürfe für NGN-Standards, können seit Anfang des Jahres kostenlos von der ITU-Seite geladen werden. Die ITU testet die kostenlose Weitergabe von Empfehlungen unter dem Aspekt einer weiteren Verbreitung, gerade auch in ärmeren Ländern.

Mit Blick auf die Sicherheit der Netze, Tourés zweites Schwerpunktthema, berichtet die Washington Internet Daily, Touré befürworte ein internationales "Abkommen zur Cybersecurity". Die grenzüberschreitende Natur von Cyberattacken mache dies notwendig. Beim Weltgipfel der Informationsgesellschaft wurde die ITU als Koordinator für das Thema globale Netzsicherheit benannt. Alle ITU-Arbeiten zu diesem Thema werden in das für 2009 geplante World Telecom Policy Forum einfließen. (Monika Ermert) / (jk)