Red Hat setzt weiter auf Fedora
Red Hat möchte die Zusammenarbeit mit anderen Firmen und der Linux-Gemeinde beim Fedora-Projekt verbessern. Zudem soll die nächste Fedora-Core-Version vermutlich auch Apple-Systeme mit PowerPC-Prozessoren unterstützen.
Der Linux-Distributor Red Hat möchte die Zusammenarbeit mit anderen Firmen und der Linux-Gemeinde beim Fedora-Projekt verbessern. Insbesondere viele der für Red Hat wichtigen "early adopters" aus der Linux-Gemeinde seien seit dem Übergang von Red Hat Linux zu Fedora verloren gegangen; außerdem habe das Projekt bisher nicht die Erwartungen von Red Hat erfüllt. Das sagte laut CNet der Red Hat CTO Michael Tiemann auf der ersten "Fedora User and Developer Conference" (FUDCon), die im Rahmen der Linuxworld in Boston stattfand.
Fedora ist ein von Red Hat gesponsertes Community-Linux, in dem der amerikanische Distributor unter Beteiligung der Open-Source-Gemeinde neue technische Entwicklungen im Linux-Umfeld ausprobiert, bevor sie eventuell Einzug in die Enterprise-Versionen von Red Hat Linux halten. Die vor kurzem vorgestellte Version 4 von Red Hat Enterprise Linux (RHEL4) soll wohl in vielen Bereich auf dem aktuellen Fedora Core 3 basieren. Früher hat die Funktion von Fedora das kommerzielle Red Hat Linux übernommen, das Mitte 2003 in ein Community-Projekt namens Red Hat Linux Project überging. Das wurde nur zwei Monate später mit dem Fedora Linux Project verschmolzen. Von diesem Projekt, das in der Distribution fehlende Software komfortabel zur Installation über RPM-Pakete bereit stellte, hat Red Hat auch den Namen übernommen.
Die Zusammenarbeit mit der Open-Source-Gemeinde verlief jedoch schleppend -- viele Außenstehende bemängelten, dass scheinbar sowohl Red Hat als auch das alte Fedora-Projekt genauso weiterarbeiteten wie zuvor. Erst seit kurzem finden sich die Zusatz-Software des alten Fedora-Projekts, in Form von Fedora-Extras eingegliedert, auf dem eigentlichen Fedora-Server bei Red Hat.
Auf einer Sitzung vor der eigentlichen FUDCon wurde zudem unter anderem die Gründung eines Fedora Extras Steering Committee beschlossen, dass wohl an Entscheidungen um die Weiterentwicklung von Fedora beteiligt sein soll. In diesem sind auch mehrere Mitglieder der Open-Source-Gemeinde -- in den bisherigen Fedora-Gremien saßen fast ausschließlich Angestellte von Red Hat. Auch die nächste FUDCon wurde bereits geplant, sie soll wahrscheinlich im Rahmen des diesjährigen Linux-Tag im Juni in Karlsruhe stattfinden.
Die erste Test-Version der nächsten Fedora-Version soll nach der aktuellen Planung am 28. Februar erscheinen. Bis zur Veröffentlichung von Fedora Core 4 (FC4) im Mai sind zwei weitere Test-Versionen vorgesehen. Zu den Neuerungen von FC4 zählen neben der Aktualisierung von Kernel, Gnome und KDE auf die neuesten Versionen die Integration der Virtualisierungslösung Xen. Auch eine MySQL-Version der 4er-Serie soll Einzug halten, nachdem die Lizenzstreitigkeiten dank einer überarbeiteten FLOSS License Exception nun endlich geklärt sind -- Fedora Core 3 enthält noch das mittlerweile veraltete MySQL 3.23.58. Die Versionen 2.0 von OpenOffice steht ebenfalls auf der Wunschliste, ob sie mit Fedora Core 4 ausgeliefert wird, hängt jedoch vom Fertigstellungstermin von OpenOffice ab. Das gleiche Problem gibt es bei der nächsten GCC-Version 4.0, die derzeit für Mitte April geplant ist. Eine neue Erweiterung soll zudem mit GCC4 kompilierte Programme gegen Buffer-Overflows schützen.
Gemunkelt wird zudem, dass Fedora Core 4 neben der x86-, und der x86_64-Architektur auch PowerPC(PPC) basierende Systeme wie die von Apple unterstĂĽtzen soll. Damit tritt das Projekt in Konkurrenz zu dem auf Fedora aufbauenden Yellow Dog Linux. Bereits von Fedora Core 3 gab es eine Test-Version, Installationsanleitungen sowie fertig vorkompilierte Pakete fĂĽr PPC-Systeme -- zu einer fertigen Version hat es die Portierung bisher jedoch nicht gebracht. Auch an einer Portiereung von Fedora fĂĽr Systeme mit SPARC-Prozessoren wird bereits gearbeitet. (thl)