Parbleu

Nach einer jetzt vorliegenden offiziellen Analyse müssen alle 58 französischen Atomkraftwerke nachgerüstet werden. Wenn die das zugeben, muss die Lage wirklich ernst sein.

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Wer hätte das gedacht? Auch Frankreich muss über die Sicherheit seiner Atomkraftwerke nachdenken. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der französischen Behörde für Nuklearsicherheit IRSN. Die Franzosen hatten, ähnlich wie bereits die deutsche Reaktorsicherheitskommission (RSK), den Auftrag, die Sicherheitslage der französischen AKWs unter dem Eindruck der Lehren von Fukushima noch einmal zu überprüfen. Dabei war unter anderem zu beurteilen, was passiert, wenn der Strom über längere Zeit komplett ausfällt (Station Blackout) oder was mit den anderen Reaktoren passiert, wenn an einem Atom-Standort ein Kraftwerksblock durchgeht.

Die Antwort auf solche Fragen will offenbar wohl überdacht sein, denn die Untersuchung hat wesentlich länger gedauert, als die der RSK. Und eigentlich hätte ich, gerade in Frankreich, nicht mit einem atomkritischen Resultat gerechnet. Umso verblüffender ist das Fazit der Berichts: Alle 58 französischen Atomkraftwerke müssen nachgerüstet werden. Es fehlen beispielsweise Notstromgeneratoren, die gegen Erdbeben und Überflutungen gesichert sind. Laut Süddeutscher Zeitung übten die Gutachter insbesondere Kritik am Atomkomplex im südfranzösischen Tricastin. „Dort müsse ebenso wie in Gravelines im Norden und in Saint-Alban bei Lyon berücksichtigt werden, dass in der Nähe gefährliche Fabriken beispielsweise zur Herstellung von Chemikalien stünden“, berichten die Kollegen.

Soweit, so schlecht. Und eigentlich nicht wirklich neu. Das Beispiel RSK zeigt ja, dass aus einem solchen Bericht erst mal nichts folgt. Zwar hatte die RSK den Zustand der deutschen AKWs wesentlich positiver beurteilt, aber viele wichtige Fragen einfach offen gelassen - unter anderem die nach der Wechselwirkung verschiedener Kraftwerksblöcke an einem gemeinsamen AKW-Standort bei einem Störfall.

Egal ob in Frankreich oder Deutschland - an solchen Berichten wird deutlich, wie wenig AKW-Betreiber und Aufsichtsbehörden wirklich an Transparenz interessiert sind: Man kann sich - unter Umständen - durch mehrere hundert Seiten technischer Berichte quälen, und findet die wesentlichen Fragen nicht beantwortet. Auf dieser Basis kann keine verantwortungsvolle Politik gemacht werden. Mit dieser Geheimniskrämerei muss endlich Schluss sein. Denn jetzt ist mein Fazit einfach nur: Es muss wirklich schlimm um die französische Nuklearsicherheit bestellt sein, wenn solche gravierenden Schwachstellen jetzt öffentlich benannt werden. Was steckt da noch alles unter der Decke? (wst)