IBM steckt virtuelle Arbeitsplatz-Rechner in Blade-Server
Auch IBM kündigt jetzt ein Konzept zur Virtualisierung von Bürorechnern an, das aus einer Kombination aus Thin Clients, Blade-Servern, virtuellen Maschinen und Terminal-Server-Software besteht.
IBM kündigt mit dem "Virtualized Hosted Client" ein Konzept an, das typische Büro-Arbeitsplatzrechner in ein zentrales Rechenzentrum verlegt. Mit einigen speziellen Eigenschaften setzt sich das IBM-Konzept von den Ansätzen der Konkurrenten ClearCube und Hewlett-Packard sowie von typischen Thin-Client-Lösungen ab. Ab 2006 will die IBM-Sparte Global Services erste Pilot-Systeme installieren.
Die Nutzung gewöhnlicher Bürocomputer kostet Firmen viel Geld (Total Cost of Ownership, TCO): Außer den Anschaffungs- und Energiekosten fallen Aufwendungen für Aufbau und Installation (Deployment), Wartung und Reparatur sowie Anwender-Unterstützung an; zusätzlich sind Desktop-Rechner ortsgebunden und bergen viele Sicherheitsrisiken. Der Einsatz von Notebooks bringt örtliche Flexibilität, ist aber noch teurer, birgt zusätzliche Risiken und hat ergonomische Nachteile. Thin Clients, die auf Terminal-Server zugreifen, schränken die Flexibilität der Anwender (und Anwendungen) wiederum deutlich ein. Das kann zu Akzeptanz-Problemen und Unzufriedenheit bei den Nutzern führen.
IBM will nun jeden einzelnen Anwender-PC in einer virtuellen Maschine auf einem Blade-Server im Rechenzentrum emulieren. Auf den Blade-Servern läuft dazu beispielsweise ein firmenspezifisches Windows-XP-Image in einer VMWare-Infrastructure-Umgebung, der über eine neue Funktion des Citrix Presentation Server über das Netzwerk zugänglich wird. Auf den Büro-Schreibtischen stehen preiswerte Thin Clients (wie sie beispielsweise Igel für weniger als 200 Euro anbietet), die den Zugriff auf den virtuellen, aber individuellen Anwender-PC ermöglichen -- laut IBM inklusive Zugriff auf USB-Schnittstellen und mit Audio- und Multi-Monitor-Funktionen.
Das Konzept soll sich beispielsweise auch für Tele-Arbeitsplätze und entfernte Firmen-Niederlassungen eignen. Prinzipiell wäre sicherlich auch der drahtlose Zugriff vom Notebook per VPN möglich. Ein Vorteil ist dabei, dass (bei geschickter Konfiguration temporärer Festplatten-Puffer) keine nichtflüchtige Datenspeicherung außerhalb des Rechenzentrums nötig ist -- sensible Kunden- oder Firmendaten lassen sich so besser schützen.
Die Firmen VMWare, Citrix und IBM gehören gemeinsam mit Intel, Brocade, Cisco, NetApp, Nortel und Novell zur Allianz Blade.org, die den stark wachsenden Blade-Server-Markt ankurbeln will.
IBMs PC-Virtualisierungs-Konzept ist auch schon ein erster Hinweis auf kommende Konkurrenz mit dem chinesischen Partner Lenovo, der die IBM-PC-Sparte gekauft hat: Seit Juli vermarktet und verkauft Lenovo nämlich die ClearCube-PC-Blades. (ciw)