Abkehr von Biotreibstoff-Traum

Start-ups in den USA müssen erkennen, dass sich umweltschonendes Cellulose-Ethanol nur schwer kommerziell herstellen lässt.

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Das Start-up Gevo mit Sitz im amerikanischen Englewood hatte eine Vision: Aus stark zellulosehaltigen Pflanzenquellen wie Holzchips oder Rutenhirse sollte kostengünstiger, umweltschonender Biotreibstoff werden. Mehrere Millionen Dollar an Fördermitteln der US-Regierung sammelte die junge Firma dafür ein. Doch mittlerweile zeigt sich, dass Gevo mit diesem Ansatz nicht überleben kann. Stattdessen setzt das Unternehmen nun auf Mais, jene konventionelle Biotreibstoffquelle, aus der in den USA das meiste Ethanol gefertigt wird, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Und statt nur Sprit für Fahrzeuge zu produzieren, soll nun der Hauptteil der Produktion aus der ersten Großanlage der Firma an die Chemieindustrie gehen.

Gevo ist nur ein Beispiel einer ganzen Reihe von US-Start-ups, die feststellen mussten, dass Cellulose-Ethanol derzeit sehr schwer wirtschaftlich herzustellen ist. Sie setzen daher auf kreative Lösungen, um doch noch in die schwarzen Zahlen zu kommen – selbst wenn damit eine deutliche Abkehr von früheren "grünen" Ideen verbunden ist. Sie begeben sich in Märkte, die kaum dafür sorgen werden, dass das Land weniger Erdöl verbraucht. Der amerikanischen Regierung kann das kaum schmecken, hatte sie doch in diesen Sektor viel Geld investiert und wollte der Industrie sogar Vorgaben zur Verwendung von Cellulose-Ethanol machen.

Das Hauptproblem liegt in den Produktionskosten, die noch deutlich höher liegen als bei Ethanol aus Mais. Ausreichende Finanzmittel, um große kommerzielle Anlagen zu bauen, die Skaleneffekte nutzen könnten, konnten vielfach nicht eingeworben werden. Investoren zögern, weil die Technik noch viele Fragen aufweist und es keinen garantierten Absatzmarkt gibt.

Vorgaben vonseiten der US-Regierung, die dabei helfen sollten, den Sektor anzukurbeln, waren wenig hilfreich: Es ist üblicherweise billiger für die Spritproduzenten, einfach Emissionsrechte zu erwerben. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Lieferkette für Cellulose-Ethanol noch kaum ausgebaut ist, so dass Firmen, die solche Biotreibstoffe herstellen möchten, sich nicht auf die Rohstofflieferanten verlassen können.

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(bsc)