Magix übernimmt britischen Grafikspezialisten Xara

Der deutsche Multimedia-Konzern Magix übernimmt den britischen Software-Produzenten Xara. Die bisherigen Produkte sollen fortgeführt werden, einige sogar weiterhin unter dem Xara-Label.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 50 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Gerald Himmelein

Der deutsche Multimedia-Konzern Magix hat den britischen Software-Hersteller Xara aufgekauft. Einer Mitteilung von Xara zufolge wird die Firma von der bestehenden Leitung weitergeführt, künftig aber als Tochtergesellschaft der Magix AG operieren. Dem bisherigen alleinigen Geschäftsführer Charles Moir tritt Magix-CEO Jürgen Jaron zur Seite.

Vom Produktportfolio der beiden Unternehmen ergibt der Kauf durchaus Sinn: Magix hat zahlreiche Audio- und Videoprodukte im Programm, bot im Bereich Grafik bisher aber nur einfache Software zur Fotoretusche an. Dennoch stellt sich die Frage, wie gut diese Übernahme den beiden Firmen tun wird.

Xara wurde 1981 gegründet und produzierte zunächst ein wegweisendes Grafikprogramm für Acorn-Rechner, das später als Xara Studio für Windows portiert wurde. Studio beherrschte Funktionen, die damals kein anderes Programm beherrschte: Transparenzen in Echtzeit, durchgängige Kantenglättung, einfach einzusetzende Verläufe und die problemlose Integration von Bitmaps in Vektorgrafiken.

1994 wurde der kanadische Konzern Corel auf das kleine britische Programmierstudio aufmerksam, sicherte sich einen Exklusivvertrag zur Distribution von Xara Studio und benannte das Produkt in CorelXara um. Es war keine glückliche Beziehung: Corel behandelte das eingekaufte Programm eher stiefmütterlich. Stattdessen fanden immer mehr Funktionen aus CorelXara den Weg in das Firmenflaggschiff CorelDraw.

Nach vier Jahren trennten sich die Wege der beiden Firmen. Unter dem Namen "Xara X" vertrieb Xara das Grafikprogramm von nun an wieder allein, bewies aber auch dabei kein glückliches Händchen. Das Programm erhielt zwar immer wieder gute Rezensionen, kam aber trotz günstigem Preis nie an die Marktanteile von CorelDraw, FreeHand und Illustrator heran. Auch die anderen Xara-Produkte konnten sich am Markt nicht durchsetzen. Auch die Bemühungen, Xara durch die Offenlegung des Quelltexts unter Linux zu etablieren, zeigten offenbar nicht die erhoffte Wirkung. Ende November erschien mit Xara Xtreme Pro eine auf Profi-Bedürfnisse zugeschnittene Version des Hauptprodukts, Xara Xtreme.

Die Übernahme durch Magix scheint unter einem besseren Stern zu stehen als seinerzeit der Corel-Vertrag, da sich die Produkte der Konzerne hier nicht gegenseitig im Weg stehen. Die Einsteigerprodukte von Xara sollen künftig das Magix-Label erhalten – dazu dürften der JavaScript-Menügenerator Menu Maker, das Webgrafikwerkzeug WebStyle und der Bildschirmschoner-Compiler ScreenMaker 3D gelten. Die fortgeschrittenen Produkte sollen dagegen weiterhin unter dem Xara-Namen geführt werden. Wo genau die Grenze zwischen Profi- und Hobbyprodukten verläuft, konnte Magix auf Anfrage noch nicht mitteilen.

Der vor allem durch Consumer-Produkte wie Music Maker bekannte Hersteller Magix ging im März 2006 an die Börse. Nach einem eher schwachen Start überraschte Magix bald durch gute Umsatzzahlen. Im Oktober übernahm Magix den Betrieb der kostenlosen Musik-Datenbank FreeDB, nachdem diese Mitte des Jahres kurzfristig von der Auflösung bedroht war. (ghi)