Telekom will mit Service und Bündelangeboten punkten

Telekom-Chef René Obermann will Verluste im Bereich klassischer Telefonanschlüsse mit Breitband, einem Ausbau des T-Punkt-Netzes, schnellerer Störungsbeseitigung und einfacherer Gerätehandhabung ausgleichen.

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Von
  • Stefan Krempl

René Obermann, Chef der Deutschen Telekom, hat auf dem Internationalen Pressekolloquium des Konzerns am heutigen Mittwoch in Berlin eine groß angelegte Service-Offensive angekündigt. Das große Thema für ihn sei aktuell, "wie wir den Service im Deutschlandgeschäft verbessern", knüpfte er an seine bereits im Dezember vertretene Linie an und brachte dazu einige Erläuterungen. Demnach will der Bonner Konzern die hohen Verluste von über zwei Millionen klassischer Telefonanschlüsse in 2006 mit Breitband- und Bündelangeboten, einem Ausbau des T-Punkt-Netzes, schnellerer Störungsbeseitigung und einfacherer Gerätehandhabung ausgleichen.

"Mit dem Trend zu immer mehr Bandbreite wird Service ein entscheidendes Element für die Kundenakquisition und -bindung sowie Renditetreiber für das ganze Unternehmen", betonte der jüngst von T-Mobile an die Spitze des gesamten Konzerns gewechselte Manager. Das beziehe sich nicht nur auf eine Verbesserung der Dienstleistungen der Call-Center. Vielmehr müssten für unterschiedliche Zielgruppen wie die Familie, einen Handwerksbetrieb, Schüler oder Studenten zugeschnittene Angebote entstehen. Konkret sprach er hier etwa einen verbesserten Jugendschutz und Sicherheitsleistungen an.

Wer übers Internet telefoniere und Medienangebote abrufe, erwartet laut Obermann auch nicht nur einen permanent verfügbaren Breitbanddienst, sondern etwa auch Hilfe bei der Programmierung des Netzvideorecorders. Selbst bei Störungen am Wochenende müsse "sofort" geholfen werden. Aus Sicht der Kunden müssten sich die Kommunikations- und Mediendienstleistungen einfacher und komfortabler nutzen lassen. "Können Sie E-Mails schon mobil abrufen?", fragte Obermann in die Runde. Hier wolle sein Haus mit automatischen Handy-Konfigurationen und schnelleren Software-Updates punkten.

Zugleich freute sich Obermann, dass der Verbund der T-Punkte als zentrale Anlaufstellen für den Kunden im vergangenen Jahr auf fast 600 Filialen ausgedehnt werden konnte. "In diesem Jahr sind etwa 200 weitere neue Shops geplant, die rund 1500 Mitarbeiter mehr beschäftigten", kündigte er an. Der technische Kundendienst der Telekom sei als weiterer direkter Kontaktpunkt mit dem Unternehmen zudem bereits die größte europäische Serviceorganisation für Installation und Wartung von Anschlüssen, Endgeräten und TK-Lösungen und werde künftig mit einem neuen Auftragserfassungssystem arbeiten. Als großen Erfolg wertete der Telekom-Vorstandsvorsitzende in diesem Zusammenhang die Annahme des Angebots "Installation zum Festpreis" von 50 Euro für alle Komponenten der Breitbandkommunikation. Bis heute hätten rund 400.000 Kunden diesen Service gebucht.

Das große Wachstumsfenster ist für Obermann nach wie vor DSL und langfristig auch VDSL mit dem Multimedia- und IPTV-Angebot T-Home. Bei normalem DSL "haben wir mittlerweile mehr als zehn Millionen Anschlüsse auf dem Netz der T-Com", führte er aus. Dabei habe sich die Telekom über Dreifach-Tarifangebote mit Flatrates fürs Highspeed-Internet und Telefonie Marktanteile bei den Verbindungsminuten von Call-by-Call- und Preselection-Anbietern zurückholen können. Bis Mitte Januar hätten sich rund vier Millionen Bestands- und Neukunden für derartige Komplettangebote entschieden. "Perspektivisch wird der auf IP-Technik basierende Breitbandanschluss den gängigen Anschluss ersetzen", zeigte sich Obermann optimistisch. Er wolle aber auch "um jeden einzelnen Kundenanschluss" im klassischen Bereich kämpfen.

T-Com-Vorstand Timotheus Höttges bekräftigte, dass der Ausbau von VDSL und T-Home "nach wie vor die erklärte Strategie" sei. "Wir überlegen aber auch, mit ADSL 2+ flächendeckend T-Home-Speed in Deutschland vermarkten zu können", brachte er eine Übergangslösung ins Spiel, die mit Bandbreiten von immerhin 16 MBit/s gleichfalls Triple-Play-Angebote ermöglichen würde. Diese Brücke wäre wichtig, um im zweiten Halbjahr forciert T-Home unters Volk zu bringen und einen "bundesweiten Auftritt sicherzustellen".

Für Obermann stellt VDSL und die damit verbundene "Weiterschreibung der Bandbreite" auf Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit/s nach wie vor einen "völlig neuen Markt" dar, für den der Bundestag mit der jüngsten Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) extra eine vorübergehende Freistellung von der Regulierung beschlossen hat. Die Ausführungen um die neuen Nutzungsmöglichkeiten bleiben bei Obermann aber erneut vage: Er sprach von der "Technologie für das Internet der Zukunft" und das viel beschworene Web 2.0. VDSL sei etwa wichtig, wenn mehrere Nutzer "gleichzeitig große Datenmengen ins Netz stellen wollen. Und das, während etwa andere Familienmitglieder HDTV schauen und videotelefonieren". Über die Kundenzahlen von T-Home schwieg sich der Telekom-Frontmann aus.

Im Mobilfunksektor sieht Obermann die Telekom im grünen Bereich. T-Mobile bleibe auf Wachstumskurs und habe weltweit inzwischen 106 Millionen Kunden. Die größten Zuwächse seien in den USA zu verzeichnen, wo die Tochter im vergangenen Jahr um 3,4 Millionen Kunden zugelegt habe und insgesamt 25 Millionen überschritten habe. T-Mobile USA setze zudem "Maßstäbe für exzellenten Kundenservice", von der die deutsche Mutter noch etwas in Punkto Kulturveränderung lernen könne. In Deutschland sei T-Mobile mit aktuell deutlich über 31 Millionen Kunden weiterhin Marktführer. Diese Position wolle man in 2007 beibehalten. (Stefan Krempl) / (jk)