Grooveshark schließt in Deutschland die Pforten

Der in den USA beheimatete Streaming-Dienst sperrt deutsche Nutzer künftig aus und verweist auf zu hohe GEMA-Abgaben.

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Von
  • Sven Hansen

Der umstrittene Musik-Streaming-Dienst Grooveshark ist ab sofort nicht mehr in Deutschland abrufbar. Grooveshark bot gegen eine monantliche Abogebühr bisher den Vollzugriff auf über 15 Millionen Titel von PCs oder Smartphones aus an. Auf der Homepage begründet das Unternehmen den Schritt mit den in Deutschland "unverhältnismäßig hohen Betriebskosten" und verweist auf die GEMA als Schuldigen: Die Nutzer werden aufgefordert, der Verwertungsgesellschaft über einen bereitgestellten Link eine Email zukommen zu lassen und höflich auf das Herabsetzen der Streaming-Gebühren hinzuwirken. Wer die auf der deutschen Grooveshark-Seite angegebene Telefonnummer wählt, landet überraschenderweise ebenfalls bei der GEMA-Generaldirektion in Berlin. In Kürze will die GEMA nach Angaben einer Mitarbeiterin eine Presseerklärung zum Thema veröffentlichen.

Grooveshark verabschiedet sich und verweist auf zu hohe GEMA-Gebühren.

Erst Ende vergangenen Jahres war es nach zähen Verhandlungen zu einer Einigung im Streit um Streaming-Abgaben gekommen. Demnach müssen bei Abo-Angeboten zwischen 60 und 100 Cent pro Nutzer an die GEMA abgeführt werden, bei werbefinanzierten Gratisangeboten sind je nach Interaktivität des Dienstes zwischen 0,025 und 0,6 Cent pro abgespieltem Song. Die Einigung hatte den Start von Streaming-Angeboten wie iTunes Match oder dem kürzlich gestarteten Rdio erst möglich gemacht.

Grooveshark fordert seine Nutzer derweil auf, das Streaming-Angebot des ehemaligen Konkurrenten Simfy zu nutzen. Dem Medienblog Netzwertig zufolge soll dieser Empfehlung ein kürzlich geschlossener Kollaborationsvertrag beider Unternehmen zugrunde liegen. Demnach habe Grooveshark sich mit Simfy über das Aussprechen einer Kundenempfehlung geeinigt.

Grooveshark sieht sich in den USA mit Klagen konfrontiert. So soll einer der Unterhnehmensgründer persönlich urheberrechtlich geschützte Materialien auf die Server des Dienstes geladen haben, ohne die Rechte zu klären. In der Anfangszeit war Grooveshark als Online-Speicherdienst ausgelegt, auf den Nutzer beliebige Musikstücke hochladen konnten. Erst später wandelte sich der Dienst zu einem Bezahlangebot, bei dem die Kunden werbefrei auf den Gesamtpool der hochgeladenen Dateien zugreifen konnten. Dabei schließt Grooveshark weder Verträge mit Labels noch Verwertungsgesellschaften. Apple und Google haben die Grooveshark-Anwendung für iOS- und Android-Geräte wegen der unsicheren Rechtslage jeweils nach kurzer Zeit aus ihrem Online-Angebot entfernt.

[Update 16:00 Uhr: Inzwischen reagierte die GEMA in mit einer schriftlichen Stellungnahme. Demzufolge habe der Anbieter seinen Dienst in Deutschland entgegen seiner Angaben nicht wegen unverhältnismäßig hoher Betriebskosten eingestellt: "Vielmehr weigert sich Grooveshark grundsätzlich, den von ihm betriebenen Dienst überhaupt in irgendeiner Form zu vergüten." Mit der GEMA habe Grooveshark bislang in keiner Form Kontakt aufgenommen.

Auch Simfy CEO Gerrit Schumann ging im Gespräch mit heise online auf Abstand zur Darstellung auf der Grooveshark-Homepage: "Wir distanzieren uns ausdrücklich von dieser Aussage und der Aufforderung, bei der GEMA vorzusprechen", so Schumann. "BITKOM und GEMA haben in den letzten Jahren viel dafür geleistet, dass endlich ein offiziell gültiger und akzeptabler Tarif für Flatrate-Angebote veröffentlicht worden ist."

Die GEMA fordert verärgerte Grooveshark-Nutzer in ihrer Presseerklärung abschließend auf, sich direkt beim Anbieter zu beschweren – in Ermangelung einer Telefonnummer über dessen Internetseite oder via Twitter.] (sha)