Frankreich: Viertes Mobilfunk-Netz mit Kampfpreisen

Der französische Internetprovider Iliad hat unter der Marke free einen Mobilfunkdienst gestartet, der den Markt in Frankreich vor allem mit günstigen Preisen aufmischen will. Zum Netzausbau kommen auch Femtozellen bei Festnetzkunden zum Einsatz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 61 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Der französische Internetprovider Iliad hat unter der Marke free den vierten Mobilfunkprovider in Frankreich gestartet: Der Verkauf von Mobiltelefonen begann am gestrigen Dienstag, SIM-Karten liefert er seit knapp zwei Wochen aus. Iliad plant, möglichst viel Verkehr über seine Festnetz-Infrastruktur abzuwickeln, um so sein Mobilfunk-Netz zu entlasten beziehungsweise Roaminggebühren zu sparen. Beim Ausbau des Funknetzes sollen die Festnetz-Kunden helfen: Sie bekommen statt den üblichen WLAN-Routern solche mit kleinen Mobilfunk-Sendern (Femtozellen) gestellt.

Die Mobilfunk-Tarife sind für französische Verhältnisse günstig: Für 20 Euro monatlich ohne Mindestvertragsdauer können free-Kunden unbeschränkt zu französischen, kanadischen und US-amerikanischen Handys und Festnetzanschlüssen telefonieren sowie SMS und MMS schicken. Zudem können die Festnetz-Anschlüsse von 35 weiteren, vorwiegend europäischen Ländern gratis angerufen werden, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ein Datenpaket von 3 GByte ist inbegriffen, wobei die Nutzung von frees WLAN-Hotspots nicht verrechnet wird. Für Festnetz-Kunden von free ist die Grundgebühr um vier Euro reduziert. Für Wenigtelefonierer gibt es einen Tarif mit zwei Euro monatlicher Grundgebühr (für ISP-Kunden gratis), der 60 Gesprächsminuten und 60 SMS enthält, Mehrverbrauch ist kostenpflichtig.

Der Anbieter hat 2009 als viertes Unternehmen nach Orange (France Telecom), SFR und Bouygues Frequenznutzungsrechte erworben und dafür 240 Millionen Euro bezahlt. Im Dezember 2011 wurde die Genehmigung zum Betrieb erteilt, nachdem das neue 3G-Netz 27 Prozent der Franzosen an ihrem Wohnsitz erreichte. Außerhalb der eigenen Netzabdeckung greift free bis 2018 auf nationales Roaming im Netz von Orange zurück.

Die eingesessenen Mobilfunker sahen sich bereits gezwungen, ihre Preise zu senken. Am Montag sagte France-Telecom-Chef Stéphane Richard in einem Interview dem Radiosender BFM Business, die Preise seien im Vergleich mit anderen großen westeuropäischen Märkten in Frankreich nicht höher. Eine von verschiedenen Medien zitierte Gartner-Studie sieht das anders, demnach hatte der durchschnittliche französische Mobilfunk-Nutzer vergangenes Jahr eine Gesamtrechnung von 392 Euro, während es in Deutschland nur 181 Euro waren. (jow)