.net-Ausschreibung geht in die Endrunde

Die Internet-Verwalter der ICANN haben bereits einen Entwurf für den Vertrag mit dem neuen Registry-Betreiber der generischen Top Level Domain .net veröffentlicht. Derweil hauen die Bewerber in ICANN-Foren virtuell aufeinander ein.

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Von
  • Monika Ermert

Es wird spannend bei der Neuvergabe der generischen Top Level Domain .net. Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) kündigte in dieser Woche an, sie werde wie geplant schon Ende März Verhandlungen mit demjenigen Bewerber aufnehmen, den das Gutachterteam des US-Unternehmens Telcordia an erste Stelle setze. Telcordia sei, heißt es bei ICANN, derzeit dabei, die einzelnen Bewerber, VeriSign, Afilias, Denic, Core++ und Sentan vor Ort aufzusuchen. ICANN hat derweil einen Entwurf für einen Vertrag mit dem zu designierenden Registry-Betreiber veröffentlicht.

In den Foren bei der Internet-Verwaltung hauen inzwischen die Bewerber virtuell aufeinander ein. DeNIC-Chefin Sabine Dolderer veröffentlichte einen geharnischten Brief: Sie verwahrte sich gegen die Darstellung VeriSigns, die .de-Registry DeNIC, die sich ebenfalls um die .net-Registry bewirbt, sei praktisch eine "staatliche Behörde". Der Ex-Domainmonopolist, der nach .org nicht auch noch .net verlieren möchte, spricht in seiner Bewerbung dem DeNIC im Übrigen die Kompetenz ab, eine große Registry zu betreiben: "Viele Länderdomains sind nicht so gestaltet, dass sie die Zahl von Registraren bedienen könnten, die net-Domains anbieten. Selbst die größte (nach der Anzahl der Domains), das DeNIC, hat Systeme eingeführt, die regelmäßig offline gehen (…)."

Die DeNIC-Chefin wies die Kritik entschieden zurück und hielt entgegen, die .de-Registry vertraue in die Qualität der eigenen Bewerbung und habe daher auf eine derartige Verunglimpfung der Konkurrenz tunlichst verzichtet. Auch Afilias und Neulevel verwahren sich gegen Kritik von Seiten des um sich schlagenden Ex-Monopolisten.

Noch kein offizielles Nachspiel hatte bislang übrigens die Tatsache, dass die Bewerberprüfinstanz Telcordia vielfältig mit zwei der fünf Bewerber verquickt ist. Sowohl VeriSign-Direktor William Roper als auch Telcordia-CEO Matthew Desh sitzen im Vorstand der Science Applications International Corporation (SAIC). Die Investment-Gruppe Warburg Pincus, die der Telcordia ein Kaufangebot gemacht hat, ist auch Investor von Neustar. ICANN schrieb in einer kurz nach der Bekanntgabe der Telcordia-Wahl veröffentlichten Erklärung, es sei "höchst unwahrscheinlich", dass diese Verbindungen einen Einfluss auf die Begutachtung hätten. Für Außenstehende ist diese Einschätzung auch angesichts der persönlichen Verbindungen -- der Leiter des Gutachterteams, David Sincoskie, war immerhin bis 1999 für die später von VeriSign übernommene Domain-Registry und -Registrierungsstelle Network Solutions tätig -- schwer nachvollziehbar. Doch die anderen net-Bewerber haben auf den Gang zum ICANN-Vorstand oder Ombudsmann bislang verzichtet. Immerhin: Sollte VeriSign den Zuschlag nicht bekommen, kann es die Wahl des Gutachters kaum rügen. (Monika Ermert) / (jk)