IFA

Handy-TV Schwerpunktthema auf der IFA

Das Fernsehen soll aufs Handy kommen. Wie das geht, wollen Hersteller und Mobilfunkbetreiber auch in diesem Jahr auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin zeigen.

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Von
  • Sven Appel
  • dpa

Das Fernsehen soll – nach ersten Versuchen während der Fußball-WM – nun endgültig aufs Handy kommen. Wie das geht, wollen Hersteller und Mobilfunkbetreiber auch in diesem Jahr auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin zeigen. Dass dabei derzeit zwei Standards in Deutschland um die Vorherrschaft kämpfen, soll den Verbraucher nur am Rande interessieren. Die Bildqualität ist in beiden Fällen akzeptabel. Davon sollen sich die Besucher der Messe unterm Funkturm vom 1. bis 6. September selbst überzeugen.

Das koreanische Unternehmen Samsung nutzt für seine TV-Handys DMB-Technik, die auch schon beim digitalen Radio DAB zum Einsatz kommt. Außer dem bereits bekannten Modell SGH-P900 werden in Berlin weitere Geräte mit Fernsehempfang präsentiert. Einem Sprecher des Unternehmens zufolge kann Samsung ohne Probleme auf DVB-H umschwenken, sollte sich dieser Standard in Deutschland durchsetzen. Konkurrent LG Electronics hat zwei TV-Handys im Gepäck: Das V9000 empfängt DMB, das U900 DVB-H.

Ebenfalls mit von der Partie ist der Mobilfunkanbieter O2. Das Unternehmen beteiligt sich derzeit noch an Tests mit dem Konkurrenzstandard DVB-H, die bis zur IFA abgeschlossen sein sollen. Auf der Messe wird das Unternehmen laut Sprecherin Nadine Kleinert in MĂĽnchen einen Ausblick geben, wie es mit dem Handy-TV weitergeht. Weil es bis zur MarkteinfĂĽhrung noch eine Weile dauern wird, erweitert O2 sein TV-Streaming-Angebot fĂĽr UMTS-Kunden und zeigt dies auch in Berlin.

T-Mobile setzt ebenfalls auf DVB-H. "Wir werden auf der IFA ein Showcase haben", sagt Pressesprecher René Bresgen. Dazu werden Geräte von Sagem und anderer Hersteller genutzt – laut Bresgen alles Prototypen. Ein kommerzielles Angebot wird es auch von T-Mobile in diesem Jahr noch nicht geben. Erst einmal müssen die Frequenzen her.

Viele Unternehmen, die ebenfalls Handy-TV planen, sind in Berlin allerdings nicht dabei. Dazu zählt beispielsweise BenQ. Der Hersteller war an den Tests mit eigenen Modellen beteiligt. Motorola ist ebenfalls nicht auf der IFA vertreten und hält sich auch mit Absichtserklärungen zum Thema Handy-TV zurück. Laut Sprecherin Susanne Stier besitzt das Unternehmen jedoch die nötige Technologie, um entweder DVB-H- oder DMB-Modelle in den Handel zu bringen.

Nokia hat zwar das N92 im Portfolio, das den mobilen Fernsehempfang über DVB-H unterstützt, bleibt der IFA jedoch fern. Gut möglich, dass einige Mobilfunkbetreiber das Gerät nutzen, um ihr Handy-TV-Angebot vorzustellen. Man sei der "Überzeugung, dass DVB-H das beste, derzeit in den Märkten verfügbare System zur Übertragung von TV-ähnlichen Inhalten auf mobile Endgeräte ist", sagt Kai Froese, Business Manager Mobile TV bei Nokia.

In Deutschland ist laut Froese nicht davon auszugehen, dass es vor Anfang kommenden Jahres kommerzielle Dienste geben wird. "Mit einer breiteren Einführung rechnen wir hier zu Lande erst Ende 2006 beziehungsweise Anfang 2007." Gemeint ist DVB-H, denn DMB ist für Verbraucher schon zu haben – es wird von Debitel vertrieben, wenn auch bislang nur in einigen Großstädten.

Vodafone führe derzeit Tests auf Basis von DVB-H mit 14 Programmen durch, erläutert Bernhard von Canstein, DVB-H-Projektleiter des Mobilfunkproviders. Für den kommerziellen Betrieb brauche es eigentlich nur Frequenzen, die durch die Landesmedienanstalten verteilt werden, denn die Endgeräte sind da.

"Die Qualität von Handy-TV ist hervorragend", schwärmt IFA-Chef Jens Heithecker. Jetzt komme es darauf an, wie DVB-H und DMB im Markt angenommen werden. Möglich also, dass beide Standards parallel laufen. Das wird auch durch eine Aussage von Henrik Rinnert, Geschäftsführer des DMB-Plattform-Anbieters MFD, gestützt: Es sei doch eigentlich Sache des Marktes, zu entscheiden: "Der eine Standard geht, der andere nicht." (Sven Appel, dpa)/ (dal)