Mozillas Webbrowser Firefox 1.5 ist freigegeben

Die Mozilla Foundation hat nach einigen Verzögerungen eine weitere Major Release ihres Standalone-Web-Browsers fertiggestellt.

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Fast genau ein Jahr nach Erscheinen der ersten finalen Version des Standalone-Webbrowsers der Mozilla Foundation ist nun Firefox 1.5 fertig – und von der Mozilla-Foundation nicht nur auf den zentralen ftp-Server gepackt, sondern auch offiziell freigegeben. Damit ist die Hälfte der Etappe auf dem Weg zu dem für kommendes Jahr anvisierten "Next Big Thing" absolviert, dessen Erscheinen vermutlich mit Werbevideos publik gemacht werden soll. Die neue Version erschien im Gegensatz dazu und auch zu der Werbekampagne zur Version 1.0 nun nicht mit besonders großem Tamtam, sondern kündigte sich mit diversen Beta-Versionen und Release Candidates an, deren dritter nun der endgültigen Version entspricht. Mit der neuen Version von Firefox scheinen auch die meisten Browser-Extensions zu funktionieren, auch wenn einige wohl eine Anpassung benötigen werden.

Zwar war die zuvor als Version 1.1 firmierende, im Juli zur 1.5 avancierten Browser-Software für den September terminiert, doch immerhin konnten die Entwickler trotz aller Verzögerungen die Vorgabe einhalten, sie noch in diesem Jahr fertigzustellen. Firefox 1.5 ist für Windows, Linux, OS/2, Mac OS X und Solaris erhältlich; die neue Version steht bereits in nahezu allen unterstützten Landessprachen zur Verfügung, darunter Deutsch.

Firefox 1.5 enthält ein neues Update-System, mit dem bei neuen Releases nicht mehr der ganze Browser heruntergeladen und installiert werden muss. Weiter wurde die Rendering- und Navigationsgeschwindigkeit verbessert. Browser-Tabs, mit denen mehrere Webseiten innerhalb eines Browser-Fensters angezeigt werden, können nun per Drag&Drop neu sortiert werden. Persönliche Daten, deren Weitergabe die Privatsphäre der User verletzen könnte, lassen sich nun einfach löschen. Zudem wurde die Bedienung von Firefox für Behinderte verbessert, unter anderem durch DHTML Accessibility, einen W3C-Standard für dynamische, barrierefreie Webinhalte.

Darüberhinaus heben die Entwickler die Unterstützung weiterer Webstandards in Firefox 1.5 hervor, darunter SVG, CSS 2 und CSS 3 und JavaScript 1.6. Insgesamt habe man zudem die Bedienbarkeit und Performance des Browsers verbessert, unter anderem durch überarbeiteten Popup-Blocker, ein neues Optionen-Menü und aussagekräftigere Fehlerseiten. Firefox 1.5 baut auf der neuen Version 1.8 der Rendering-Engine Gecko auf. Für Gecko 1.9 gibt es bereits einen Planungsentwurf.

Befürworter des Firefox führen oft als Argument, das zusammen mit dem Tabbed Browsing als besonderer Vorteil gegenüber dem Internet Explorer stechen soll, die Vielzahl der Erweiterungen an. Doch da die Firefox-Entwickler im Gegensatz zu jenen des Marktführers Internet Explorer zügig an der Weiterentwicklung und Veröffentlichung von Versionen und Zwischenversionen arbeiten, benötigen auch diese Erweiterungen eine Weiterentwicklung, um deren Kompatibilität zu sichern. Vor diesem Hintergrund hat Anfang dieses Monats die Mozilla Foundation einen Entwicklerwettbewerb gestartet, bei dem neue und fortentwickelte Erweiterungen prämiert werden. Die Wettbewerbsbeiträge müssen bis zum 6. Januar kommenden Jahres vorliegen.

Spannender als dieser Wettbewerb könnte die Frage werden, ob und wie der Internet Explorer in Microsofts neue Geschäftsstrategie eingebunden wird. Bisher fügte sich die Weiterentwicklung der Redmonder Browser-Software in die Bemühungen des Konzerns für mehr Sicherheit ein, zum Beispiel durch Funktionen zum Schutz vor Phishing. Bisher hat Microsoft auch lediglich zwei Projekte vorgestellt, mit denen der Konzern sein neues Geschäftskonzept andeutete, die sich bislang lediglich als Online-Fortsätze bestehender Software zur Generierung von Werbeeinnahmen herausgestellt haben. Noch ist also unklar, welche Rolle die kommende siebte Version des Internet Explorer in Microsofts Internet-Strategie spielen wird.

Abgesehen davon könnte der mit vermutlich knapp 90 Prozent Anteil immer noch marktdominante Internet Explorer nach den Verlusten in den vergangenen zwölf Monaten wieder Boden auf dem Browser-Markt gut machen, zumal er in der Version 7 neben dem Tabbed Browsing und dem Phishing- und Malware-Schutz per Whitelist und Heuristik über weitere Funktionen verfügen soll, deren bisheriges Fehlen die Webnutzer veranlasst haben mögen, zum Firefox zu wechseln: geschützter Modus, Anpassung von Druckseiten, RSS-Feeds und Löschung privater Daten. Auch will Microsoft offenbar ActiveX nur nach vorheriger Zustimmung des Benutzers aktivieren.

Vielleicht noch nicht mit dem Erscheinen der öffentlichen Beta, eher schon nach der Verfügbarkeit der finalen Version voraussichtlich im kommenden Jahr könnte also die Zahl der Umstiegswilligen abnehmen; zumal der Umstieg vom IE auf Firefox einen Download und aktive Installation erfordert, während der IE voraussichtlich über Microsofts Update-Funkion mehr oder weniger automatisch auf die Festplatten der Windows-Nutzer gelangen wird.

Aber zuerst einmal steht nun Firefox 1.5 zum Download bereit – und die Mozilla-Foundation hofft natürlich, dass auch diese Zwischenversion bis Firefox 2.0 dem Open-Source-Webbrowser weiteren Anschub bietet. Denn zum ersten Geburtstag des Webbrowsers konnten die Entwickler auf einen fast stetig steigenden Marktanteil verweisen, was man natürlich gerne ausbauen würde. Neben dem Webbrowser Firefox 1.5 steht auch der Mailclient Thunderbird 1.5 in den Startlöchern. Darüber hinaus arbeitet die unabhängige Entwicklergruppe, die sich nach dem Aus für die Weiterentwicklung der Mozilla-Websuite der Pflege dieses Anwendungspakets verschrieben hat, fleißig an Version 1.0 der nunmehr SeaMonkey genannten Kombination aus Browser, Mailclient, Webeditor und Chat-Client. (anw)