Gerüchte um Tiscali-Rückzug aus Deutschland

Der italienische Internet-Anbieter Tiscali steht angeblich in fortgeschrittenen Verhandlungen zum Verkauf seiner deutschen Tochter.

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Der Internetprovider Tiscali steht der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zufolge vor dem Rückzug vom deutschen Markt. Die Agentur berichtet unter Berufung auf konzernnahe Kreise, Tiscali sei in fortgeschrittenen Gesprächen zum Verkauf des Deutschlandgeschäfts. Weiter heißt es, die italienische Konzernmutter habe bereits eine Bank mit dem Verkauf der Sparte beauftragt. Deutschland sei ein "schwieriger Markt" und Tiscali suche nach "möglichen Lösungen", zitiert Ansa aus Unternehmenskreisen. Tiscali selbst hat den Bericht nicht kommentiert.

Tiscali macht den Hauptteil seiner Geschäfte in Italien und Großbritannien. Das Deutschlandgeschäft mit Internet-Zugängen für Privat- und Geschäftskunden ist rückläufig. Mit 19,7 Millionen Euro Umsatz trug Tiscali Deutschland im ersten Quartal 2006 mit etwa 9 Prozent zum Gesamtumsatz des Konzerns bei und machte unterm Strich 2,8 Millionen Euro Verlust. Im Vorjahresquartal hatte Tiscali Deutschland noch knapp 23 Millionen Euro umgesetzt und einen Verlust von 883.000 Euro ausgewiesen. Seit 2004 hat sich Tiscali bereits aus einigen Ländern zurückgezogen. Tiscali wollte sich auf die Kernmärkte konzentrieren, zu denen bisher auch Deutschland zählte. Vergangenes Jahr hatte das Unternehmen noch angekündigt, ein eigenes DSL-Netz in Deutschland aufbauen zu wollen.

Das hat sich nun offenbar geändert. Neben dem Zugangsgeschäft von AOL steht damit ein weiterer Internet-Anbieter zum Verkauf. Die Interessenten an AOL dürften auch das neue Angebot auf dem Markt genau prüfen. Zumindest die Phantasie der Börsianer haben die Gerüchte offenbar beflügelt. Die Kurse der Konkurrenten zogen an, und auch das Tiscali-Papier stieg. (vbr)