Netzbetreiber kritisieren Resale-Rabatte der Telekom

Gegen die neuen Rabatte für Reseller von DSL-Anschlüssen der Telekom wird heftige Kritik laut. Die Betreiber eigener Netze sehen in dem "unlauteren Angebot" eine Benachteiligung und rufen nach dem Regulierer.

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Die im Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) organisierten Betreiber regionaler Festnetze laufen Sturm gegen die gestern bekannt gewordenen neuen Rabatte für Reseller der Telekom. Dem Verband liegt seit etwa zehn Tagen ein "unlauteres Angebot" der Telekom vor, DSL-Anschlüsse zu deutlich günstigeren Konditionen einzukaufen. Der Breko spricht von Nachlässen zwischen 30 und 54 Prozent.

Das neue Preismodell räumt den Wiederverkäufern nach Breko-Angaben deutliche Nachlässe für die DSL-Zugänge der Telekom ein. So seien die Anschlüsse mit einem und zwei Megabit bei einer Laufzeit von 36 Monaten und unter Berücksichtigung der Einmalentgelte bereits für knapp 12 Euro monatlich zu haben, die Zugänge mit sechs und 16 MBit/s kosten demnach knapp 13 Euro. Bei den aktuellen Marktpreisen entstünden so Margen von bis zu 54 Prozent. Bisher hatte die Telekom ihren Resellern einen Spielraum von bis zu 20 Prozent eingeräumt.

"Kommt das so durch, können wir unsere Geschäftsmodelle für das Festnetz beerdigen", sagte Breko-Geschäftsführer Rainer Lüddemann. So weit will der Verband es nicht kommen lassen. In einem Gespräch bei der Bundesnetzagentur am heutigen Donnerstagmittag habe die Regulierungsbehörde Verständnis für die Netzbetreiber signalisiert, erklärte ein Breko-Sprecher. Jetzt will der Verband offiziell Antrag auf Feststellung eines Entgeltmissbrauchs stellen. Die Netzbetreiber argumentieren, dass sie für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) zum Kunden immer noch monatlich 12,48 Euro an die Telekom zahlen. "Für uns ist der TAL-Preis die Bezugsgröße", erklärte Lüddemann, das Angebot diskriminiere die Netzbetreiber.

Die neue Rabatt-Offensive des Ex-Monopolisten ist auch im Lichte der jüngsten Entscheidungen der Bundesnetzagentur zu Bitstromzugängen und den von Telekom-Chef Ricke angekündigten Preissenkungen für Endverbraucher zu sehen. United Internet zum Beispiel, nach eigenen Angaben der zweitgrößte DSL-Anbieter Deutschlands, setzt hauptsächlich auf die Resale-Produkte der Telekom. Niedrigere Verbraucherpreise bei der T-Com setzen auch Reseller wie United Internet unter Druck, die Rabatte würden den Wiederverkäufern wieder mehr Spielraum lassen. Die Telekom schützt mit den Nachlässen für Reseller auch ihren Marktanteil im Wholesale-Geschäft. Für die Festnetzbetreiber steht dahinter die längerfristige Strategie, den Löwenanteil des deutschen DSL-Markts auf der Telekom-Infrastruktur zu halten.

Die Telekom hatte den großen Resellern bereits einmal hohe Rabatte eingeräumt und war damit ins Visier des Regulierers und der Kartellwächter geraten. Die Bundesnetzagentur hatte das Preismodell "Net Rental" schließlich untersagt, weil es kleinere Unternehmen benachteiligt habe. Die neuen Rabatte gelten dagegen für alle Reseller. Dennoch sehen sich die alternativen Netzbetreiber von den Resale-Rabatten massiv benachteiligt. Sie nennen das Angebot "Net Rental Reloaded". (vbr)