OSDL: Was Linux auf dem Schreibtisch im Wege steht

Das Desktop Architect Meeting der Open Source Development Labs hat nach Ansicht der Teilnehmer die Hindernisse fĂĽr Linux auf dem Weg zum Desktop-Betriebssystem aufgezeigt.

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Von
  • Mattias Hermannstorfer

Der Gedankenaustausch auf dem Desktop Architect Meeting hat nach Ansicht der Teilnehmer die wesentlichen Schwachstellen bei der Desktop-Tauglichkeit des freien Betriebssystems zutage gefördert. Organisiert hat das Treffen die Desktop Linux Working Group der Open Source Development Labs (OSDL). Das OSDL ist eine Gemeinschaftsunternehmung von im Linux-Umfeld engagierten Firmen wie Hewlett-Packard, IBM, Intel, Red Hat, Novell und einigen weiteren. Linux-Erfinder Linus Torvalds und Kernel-Programmierer Andrew Morton, die beiden führenden Entwickler am Linux-Kernel 2.6, sind beim OSDL angestellt, ebenso hat sich der Samba-Vater Andrew Tridgell dem OSDL als Fellow angeschlossen. Neben der Arbeitsgruppe zu Desktop-Linux gibt es beispielsweise noch die Projekte Carrier Grade Linux und Data Center Linux.

Die größte Hürde stellt nach Ansicht vieler Teilnehmer das leidige Treiberproblem dar. Die Vielzahl unterschiedlicher Ansätze müsse schon um der offenen Quellen wegen durch eine einheitliche Treiberbasis im Kernel-Tree ersetzt werden. Kernelentwickler sollten sich daher dieses Problems annehmen, um Linux auf dem Desktop zum Erfolg zu verhelfen – zu dem Treffen war allerdings keiner eingeladen worden.

Die bislang unvollständige Unterstützung des ACPI-Powermanagements verhindert nicht nur die Verbreitung von Linux auf großen Serverfarmen, sondern auch und besonders den Einsatz auf Laptops. Nur bei den wenigsten Mobilrechnern funktioniert beispielsweise Suspend-to-RAM (ACPI S3), das Linux-seitig verwirklichte und nicht immer zuverlässige Software-Suspend ist kein vollwertiger Ersatz.

Die Schreibtisch-Architekten beklagen besonders die freie Treiberunterstützung für aktuelle Scanner, Wireless-Komponenten und Grafikkarten. Die Closed-Source-Treiber seien hier auch im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion um neue Treiberschnittstellen im Kernel keine nachhaltige Lösung. Für den verbreiteten WLAN-Chipsatz von Broadcom versucht sich ein Projekt an der Programmierung eines freien Treibers. Gerüchteweise befinden sich dagegen ATI und Nvidia derzeit in tödlicher Umklammerung: Bei Freigabe der Treiberquellen würde der jeweils andere vermutlich Patentklage einreichen. HP wurde für seine Unterstützung bei Druckern ausdrücklich gelobt und auch Intel sei mit seinen Open-Source-Treibern für Grafikchips und Centrino-Komponenten auf dem richtigen Weg. (mhe)