Das Warten eines Ex-Milliardärs: Hauptversammlung bei Mobilcom

Früher war Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid einer der reichsten Männer der Republik, heute ist er nicht einmal mehr Kleinaktionär. Reden darf er auf der Hauptversammlung dennoch.

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Von
  • Christoph Sator
  • dpa

Erst wenige Jahre ist es her, dass Gerhard Schmid mit einem Vermögen von rund drei Milliarden Euro einer der reichsten Männer der Republik war: Gründer und Vorstandschef des Mobilfunkunternehmens Mobilcom, Besitzer einer UMTS-Lizenz, einer des Stars des Neuen Marktes. Am heutigen Freitag auf der Mobilcom-Hauptversammlung im Berliner Tempodrom ist der 52-Jährige nur noch einer von vielen. Im Nadelstreifenanzug zwar und mit feiner Krawatte, aber nicht mehr auf der Bühne, sondern auf den Rängen, irgendwo in der dritten Reihe.

Nicht einmal Kleinaktionär will der Ex-Milliardär mehr sein. Bei der Einlasskontrolle, der sich Schmid wie alle anderen unterziehen muss, beteuert er zum wiederholten Male, an seinem früheren Konzern keine einzige Aktie mehr zu halten. "Ich bin insolvent. Dann kann ich keine Anteile besitzen." Dass er trotzdem erscheinen kann, verdankt er seiner vermögenden Ehefrau Sybille Schmid-Sindram, die ihm ihr Rederecht übertragen hat. Und das will er nutzen, um auf der Hauptversammlung seinen Feldzug gegen Mobilcom-Großaktionär France Telecom (29,1 Prozent) fortzusetzen.

Mit dem Partner von einst liegt Schmid im Dauer-Clinch. Im Sommer 2000 kaufte man für mehr als 8,4 Milliarden Euro noch gemeinsam eine UMTS-Lizenz. Zwei Jahre später zogen sich die Franzosen zurück, Schmid verlor seinen Vorstandsposten, Mobilcom geriet an den Rand des Zusammenbruchs. Nach Auffassung des Ex-Chefs hat France Telecom damit bei seiner Ex-Firma mit Sitz in Büdelsdorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ein Desaster angerichtet. Deshalb will er eine Schadensersatzklage in Milliardenhöhe anzetteln.

Aufsichtsrat und amtierender Vorstand halten von all dem nichts. Der heutige Mobilcom-Chef Thorsten Grenz wirft seinem Vorgänger vor, das wieder gesundete Unternehmen in eine "sinnlose rechtliche Auseinandersetzung" zwingen zu wollen. "Das würde zumindest Zeit und einiges an Geld kosten -- und vielleicht mehr." Der Streit mit dem Firmengründer beschäftigt jetzt schon mehrere Staatsanwaltschaften und Gerichte.

Dabei geht es insbesondere darum, ob Schmid tatsächlich vom Geld seiner Frau leben muss, die über 2,9 Millionen Mobilcom-Aktien im Wert von rund 47 Millionen Euro verfügt -- immerhin knapp fünf Prozent des Kapitals. Allerdings gibt es Zweifel, ob sie das Vermögen vom Gatten tatsächlich schon vor dessen Privat-Insolvenz bekommen hat.

Mit von der Partie ist der Rechtsanwalt und FDP-Politiker Wolfgang Kubicki, der von seiner Mandantin Schmid-Sindram Aktien übertragen bekam. Angeblich, um mögliche Prozesskosten inklusive der eigenen Honorare abzusichern. Kubicki kündigte am Freitag an, die Anträge auf Schadenersatz "aus voller Überzeugung" zu unterstützen.

Allerdings dauerte es noch, bis es soweit war. Die Hauptversammlung hing nach Stunden noch in Vorgeplänkeln fest. Auch Schmid, der mit einem ausgefeilten Redemanuskript angereist war, musste auf den Rängen noch warten. Einer der vielen Nachteile, die das Dasein als Ex-Milliardär mit sich bringt. (Christoph Sator, dpa) / (tol)