Bill Gates will Werbeeinnahmen mit Web-Nutzern teilen

Der Microsoft-Gründer hat in einem Vortrag Überlegungen über ein neues Geschäftsmodell dargelegt.

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Eine Entscheidung darüber, ob AOL Microsoft oder Google als Partner auserwählt, ist noch nicht gefallen. In jüngster Zeit mehrten sich bereits die Berichte, die Würfel seien für das Redmonder Softwareunternehmen gefallen. Das würde bedeuten, AOL wendet sich von seinem bisherigen Suchmaschinenpartner Google ab und Microsoft teilt seine Werbeeinnahmen mit AOL. Nun berichtet das Wall Street Journal über einen Vortrag von Bill Gates, aus dem hervorgeht, wie sich der Microsoft-Gründer ein künftiges Suchmaschinengeschäftsmodell vorstellen kann: Die Werbeeinnahmen könnten nicht nur mit Geschäftspartnern, sondern auch mit dem Zielpublikum geteilt werden, bezieht sich die Zeitung auf einen Vortrag, den Gates vergangene Woche in Indien gehalten hat.

Die Nutzer sollen mit Geld, freien Inhalten oder Software zu dem Redmoner Suchservice gelockt werden, habe Gates vor Geschäftspartner referiert. "Wir werden auf die Nutzer zugehen und nicht die gesamten Einnahmen behalten, sondern diese mit ihnen teilen." Eine Microsoft-Sprecherin wiegelt aber Spekulationen um ein "revolutionäres neues Geschäftsmodell" ab. Bei Gates' Ausführungen handele es sich um eine von vielen Möglichkeiten, die sich Microsoft böten. Es gebe noch keine konkreten Pläne.

Bevor AOL vermutlich in diesen Tagen seine Partnerwahl trifft, hat sich unterdessen der Mitgründer und ehemalige Verwaltungsratschef des Unternehmens, Stephen Case, in die Diskussionen eingemischt. Er war eine der maßgeblichen Antriebskräfte für den Zusammenschluss von Time Warner und AOL im Januar 2001. Case plädiert laut Washington Post wie schon seit Oktober 2002 für eine Aufteilung des Medienkonzerns. Das von ihm seinerzeit als "Merger des Jahrhunderts" gepriesene Geschäft habe nicht funktioniert, die Zeit sei reif dafür, die Sparten Time Warner Cable, Time Warner Entertainment, Time-Publikationen und AOL zu verselbstständigen. Mit mehr Freiheiten ausgestattet könnten die Geschäftsbereiche besser in ihren Feldern konkurrieren. Case selbst ist jüngst auch aus dem Verwaltungsrat von Time Warner ausgeschieden.

Time Warner hatte im September 2003 durch eine Namensänderung einen symbolischen Schlussstrich unter die gescheiterte Fusion gezogen. Seit diesem Jahr September kursierten Gerüchte über eine Kooperation zwischen AOL und Microsoft, auch über eine eventuelle Beteiligung. Doch diese ist seit vergangener Woche offenbar nicht mehr im Gespräch. (anw)