Problematischer Atomausstieg

Das ist noch nicht die Energiewende in Japan: Die Abschaltung aller Kernreaktoren kommt das Land teuer zu stehen und treibt den CO2-Ausstoß deutlich nach oben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 23 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Mike Orcutt

Das ist noch nicht die Energiewende in Japan: Die Abschaltung aller Kernreaktoren kommt das Land teuer zu stehen und treibt den CO2-Ausstoß deutlich nach oben.

Vor kurzem hat Japan den letzten seiner 54 Kernreaktoren heruntergefahren. Ob einige wieder angefahren werden, ist ungewiss. Nach dem Unglück von Fukushima ist die einst atomfreundliche japanische Öffentlichkeit nicht mehr allzu gut auf die Kernenergie zu sprechen. Für die Umwelt ist der – vorläufige – japanische Atomausstieg jedoch kein Segen: Der rohstoffarme Inselstaat ist nun für seine Energieversorgung fast vollständig auf fossile Energieträger angewiesen.

Bis zum GAU am 11. März 2011 hatte Japan nach den USA und Frankreich den drittgrößten AKW-Park der Welt am Netz. 30 Prozent der Elektrizität lieferten die 54 Reaktoren, während Wasserkraft und andere erneuerbare Energien weniger als zehn Prozent beitrugen. Der restliche Strom stammte von fossilen Energieträgern und wurde zum größten Teil importiert.


Dabei war der Ausbau der Kernkraft eine Reaktion auf die Ölkrise von 1973 gewesen. Das Embargo der OPEC-Staaten hatte Japan spüren lassen, wie abhängig die damals aufstrebende Industrienation von Ölimporten war. In der Folge wurde das bereits in den 1950er Jahren gestartete zivile Kernforschungsprogramm beschleunigt, Atommeiler um Atommeiler in Betrieb genommen. Seine Ölabhängigkeit hat Japan dennoch nie verloren: 2010 wurde die Hälfte des Primärenergiebedarfs immer noch aus Öl gedeckt. 85 Prozent der Ölimporte stammten aus dem Nahen Osten.

Die Grafik zeigt, wie sich die Ölimporte aus Nahost im Laufe der Jahrzehnte verändert haben. War ihr Anteil nach der Ölkrise auf 70 Prozent gesunken, stieg er wieder an, als China und Mexiko ihre Exporte nach Japan drosselten.


Die Erzeugung von Atomstrom hat seit März 2011 kontinuierlich abgenommen. Weil dafür mehr fossile Energieträger – Kohle, Öl und Erdgas – importiert werden mussten, entstanden der japanischen Volkswirtschaft 2011 zusätzliche Kosten von 50 Milliarden Dollar, schätzt das japanische Institut für Energiewirtschaft, davon 30 Milliarden für die Stromerzeugung. Als Folge stieß Japan 2011 zwei Prozent mehr CO2 aus als im Vorjahr – obwohl weniger Energie produziert wurde.

Sollten sämtliche Reaktoren bis zum Jahresende abgeschaltet bleiben, wird Japan in diesem Jahr noch einmal 60 Milliarden Dollar mehr als 2011 ausgeben, um Öl, Erdgas und Kohle zu importieren. Die CO2-Emissionen werden voraussichtlich um 5,5 Prozent steigen. ()