SCO vs. Linux: Die Hoffnung heißt Me

Die SCO Group hat mit ihrem Geschäft, Linux an Firmen zu lizenzieren, die sich von allen juristischen Forderungen freihalten wollen, abermals einen (finanziellen) Rückschlag erlitten.

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Von
  • Detlef Borchers

Die SCO Group hat mit ihrem Geschäft, Linux an Firmen zu lizenzieren, die sich von allen juristischen Forderungen freihalten wollen, abermals einen (finanziellen) Rückschlag erlitten. Dies geht aus den Finanzzahlen zum vierten Quartal hervor. Um das geistige Eigentum an Unix führt die SCO Group eine Reihe von Prozessen mit IBM, Novell und Red Hat. IBM soll das geistige Eigentum von SCO verletzt und unrechtmäßig unter anderem Code aus Unix System V in Linux übernommen haben. Novell wiederum beansprucht, Eigentümer der Unix-Rechte zu sein, die SCO für sich selbst reklamiert. Aus dem behaupteten geistigen Eigentum an Unix und den angeblichen Rechtsverletzungen im Linux-Kernel leitet SCO wiederum die Lizenzen ab, die Linux-Nutzer für den Einsatz des Open-Source-Systems erwerben sollen.

Konnte die Firma im Vergleichsquartal 2004 noch 120.000 Dollar mit den Antidot-Lizenzen erwirtschaften, so kamen diesmal nur 34.000 Dollar zusammen. Diesen Lizenzeinnahmen stehen Ausgaben von 3.380.000 Dollar im Lizenzgeschäft gegenüber. Insgesamt erwirtschaftete die SCO Group einen Quartalsverlust von 3,4 Millionen Dollar oder 19 US-Cent pro Aktie.

Auch das Unix-Geschäft, das im vergangenen Jahr noch für rosige Perspektiven sorgte, war im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Hier erzielte die SCO Group rund 7 Millionen Dollar Einnahmen gegenüber rund 8,3 Millionen im Vorjahr. Als Grund für diesen Verlust wurde der verstärkte Konkurrenzkampf im Unix-Marktsegment genannt. Insgesamt dürften die Anleger schlechtere Zahlen erwartet haben: Der Kurs der SCO-Aktie stieg bis zum Börsenschluss leicht an. Ein Grund für die positive Beurteilung dürfte vor allem die jüngst erfolgte Absicherung der Geschäfte mit einer Kapitalspritze von 10 Millionen Dollar sein, die mit einer privaten Platzierung neuer Aktien abgesichert wurde. Diese Transaktion fand nach Ende des 4. Quartals statt und ist dementsprechend noch nicht bilanziert. Ohne neues Kapital, das zeigen die nun vorgelegten Finanzzahlen, wäre die SCO Group vom Konkurs bedroht.

SCO-Chef Darl McBride zeigte sich bei der Vorstellung der Zahlen optimistisch. Das Geschäft werde sich wieder zum Besseren wenden, weil der Fokus auf der Weiterentwicklung von Unix liege. Die größten Hoffnungen setzt McBride auf die neue Technologie, die SCO unter dem Namen "Me Inc." skizziert hat und die bald marktreif sein soll. Me Inc. wurde von McBride in der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen als eine auf Unix fußende Technologieplattform für Handhelds und digitale Lifestyle-Produkte beschrieben.

McBride gab sich zuversichtlich, dass die verschiedenen juristischen Auseinandersetzungen der SCO Group zu einem erfolgreichen Ende geführt werden können. Die Vorstellung der Quartalszahlen erfolgte just an dem Tag, an dem in der Auseinandersetzung zwischen IBM und der SCO Group der letzte Termin war, an dem beide Seiten Beweismaterial einreichen konnten. Am 27. Januar soll die Voruntersuchung in diesem Verfahren vorläufig abgeschlossen werden. Beide Seiten haben dann noch einmal Gelegenheit, sich zum eingereichten Material zu äußern, ehe das Hauptverfahren beginnt. Dieses könnte frühestens im Januar 2007 abgeschlossen werden.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)