IBM stellt Blade-Server-Modul mit Cell-Prozessoren vor

Der von IBM, Sony und Toshiba gemeinsam entwickelte Cell-Prozessor ist nun auch in einem modularen Server erhältlich.

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Mit dem BladeCenter QS20 stellt IBM den ersten kommerziell erhältlichen Computer mit Cell-Prozessoren vor. IBM-Kunden können den Blade-Server QS20 zusammen mit dem (Linux-)System Cluster 1350 bestellen; der QS20-Einschub passt in das BladeCenter-Chassis, lässt sich also gemeinsam mit Opteron-, Xeon- und PowerPC-Blades betreiben. Die externe Anbindung erfolgt über zwei Gigabit-Ethernet-Adapter oder einen optionalen PCIe-InfiniBand-Adapter.

Beta-Versionen des QS20 hat IBM nach eigenen Angaben bereits an einige Forschungsinstitute und Entwicklungslabors ausgeliefert, das Blade war auch schon auf der CeBIT 2006 und anderen Messen zu sehen und von IBM für das dritte Quartal 2006 angekündigt worden.

Der in der (teilweise verzögerten) Sony-Spielkonsole Playstation 3 eingesetzte Mehrkernprozessor namens Cell Broadband Engine (Cell BE) besitzt einen PowerPC-Kern (Power Processing Element, PPE) und bis zu acht Synergistic Processing Elements (SPE), die extrem hohe Gleitkomma-Rechenleistungen (einfacher Genauigkeit) bieten sollen. In gewissem Sinne arbeitet die Cell BE also als numerischer Coprozessor oder Applikationsbeschleuniger, vom Konzept her also wie ClearSpeed-Beschleunigerkarten, das Torrenza-Konzept von AMD oder auch HavokFX-/PhysX-Physikbeschleuniger für PC-Spiele. Cell-BE-Blades sollen auch in einem neuen Superrechner namens Roadrunner zum Einsatz kommen. IBM bietet ein Software Development Kit (SDK) zur Entwicklung von Cell-Programmen unter Linux an.

Die Produktion der Cell-Prozessoren leidet allerdings nach Auskunft von IBM-Manager Tom Reeves unter sehr geringer Ausbeute; er hatte im Juli im Gespräch mit Electronic News einen "Yield" von 10 bis 20 Prozent funktionsfähigen Cell-Prozessoren genannt. Vermutlich deshalb sind in den PS3-Prozessoren auch nur 7 SPE aktiv.

Im QS20 sollen die beiden Cell-BE-Prozessoren wie in der PS3 mit 3,2 GHz laufen, aber mit 8 SPE arbeiten. Jedes PPE hat 512 KByte L2-Cache, jedes SPE 256 KByte lokalen Speicher; als Hauptspeicher sind pro Prozessor 512 MByte XDR-Speicher vorhanden, der sich offenbar nicht erweitern lässt.

Die Cluster mit Cell-BE-Blades können laut IBM vor allem in der Bildverarbeitung glänzen, etwa für medizinische, militärische und seismologische Daten. Vor allem die beiden letztgenannten Applikationen zielen auf zahlungskräftige Kunden, nämlich das Militär und die Energiewirtschaft. (ciw)