Sony-Chef entschuldigt sich für Kopierschutz per Rootkit

Im Wettstreit mit dem Softwaregiganten Microsoft sieht sich Howard Stringer wegen des Starts der Spielkonsole Xbox 360 nicht unter Zeitdruck.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Chef des Unterhaltungselektronikkonzerns Sony, Howard Stringer, hat sich für den aggressiven Kopierschutz des Musiklabels Sony BMG entschuldigt. "Sony BMG hatte nicht die Absicht, den Konsumenten zu bestrafen", sagte Stringer laut einem dpa-Bericht auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas. Das Label hatte einzelne Musik-CDs mit Kopierschutzprogrammen ausgestattet, die sich als Rootkit auf den PCs der Kunden einnisteten und die Rechner Sicherheitsrisiken aussetzten. Nach massiver Kritik der Kunden und verschiedenen Klagen hatte Sony BMG von dem Vorgehen Abstand genommen und die CDs gegen Versionen ohne Kopierschutz ausgetauscht und den betroffenen Kunden gleichzeitig die Songs als MP3 zur Verfügung gestellt.

Die Kopiersperren XCP der britischen Firma First4Internet sowie MediaMax von Suncomm kamen auf etwa fünf Millionen CDs zum Einsatz. Betroffen sind über 50 Titel, darunter die aktuellen Alben von Neil Diamond und Cyndi Lauper. Die Alben wurden in Japan, Kanada und den USA verkauft. Wer diese CDs in sein CD-Laufwerk einlegte, setzte sich damit einem unkalkulierbaren Risiko aus. Die von den "Kopierschutzmechanismen" installierten Treiber machen Windows-PCs und Mac-Rechner für wohlgezielte Angriffe anfällig. Ein Netzwerk-Experte machte über eine Server-Analyse mindestens eine halbe Million Rechner aus, auf denen das "Sony BMG Rootkit" installiert war.

"Inhalte und Technologie sind merkwürdige Bettgenossen", sagte Stringer weiter. "Wir hängen zusammen. Und manchmal verstehen wir uns nicht. Aber ist das nicht letztlich die Definition einer Ehe?", sagte der Sony-Chef unter dem Lachen des Messepublikums.

Im Wettstreit mit dem Softwaregiganten Microsoft sieht sich Stringer wegen des Starts der Spielkonsole Xbox 360 nicht unter Zeitdruck. Er verwies laut dpa darauf, dass im vergangenen Weihnachtsgeschäft die derzeitigen Playstation-Modelle von Sony die Xbox überflügelt hätten. Außerdem verfüge die neue Playstation 3 mit dem Cell-Prozessor und dem Blu-ray-Laufwerk für hoch auflösende Inhalte über Merkmale, die die Xbox nicht bieten könne. "Die dritte Generation der Spielekonsolen hat erst dann begonnen, wenn wir sie gestartet haben." Stringer vermied in seiner von Hollywood-Star Tom Hanks begleiteten Rede allerdings darauf, ein genaues Startdatum für die Playstation 3 zu nennen. Bisher hieß es, die neue Konsole werde im "Frühjahr 2006" auf den Markt kommen.

Siehe zum Kopierschutz-Rootkit von Sony BMG auch: (jk)