Rybka ist Weltmeister im Fischer-Schach

Das Schachprogramm Rybka konnte bei der Chess960-Weltmeisterschaft in Mainz den Titelverteidiger Shredder mit einem deutlichen Finalergebnis entthronen.

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Von
  • Lars Bremer

Im Finale der Livingston-Computer-Weltmeisterschaft im Chess960 schlug das Programm Rybka den Titelverteidiger Shredder mit 2,5 zu 0,5 Punkten. Im Spiel um den dritten Platz behielt der Weltmeister von 2005, die Freeware Spike, gegen das ebenfalls kostenlos erhältliche Programm Jonny mit dem gleichen Ergebnis die Oberhand. Die WM fand im Rahmen des Mainzer Chess Classic-Turniers statt, auf dem vier Weltklasse-Großmeister das Chess960-Championat der Menschen ausspielen.

Alle Programme mussten auf identischer Hardware antreten, einem Athlon64 Dual Core 5200+ mit 2,6 GHz und zwei GByte RAM. Damit wollte der Veranstalter einen echten Vergleich der Software ermöglichen, der bei der Computer-Weltmeisterschaft im traditionellen Schach gerade nicht stattfand, weil dort jeder Programmierer einen beliebigen Computer benutzen konnte.

Im auch als Fischer-Schach bezeichneten Chess960 wird die Stellung der Figuren auf der Grundreihe vor jeder Partie neu ausgelost. Die Programme müssen daher gleich vom ersten Zug an rechnen und können sich nicht auf riesige Eröffnungsbibliotheken verlassen, die Partien gelegentlich entscheiden können. Andererseits spielt der Zufall eine noch größere Rolle als im Normalschach, denn kaum ein Schachprogramm enthält spezielle Algorithmen für die Anfangsphase einer Partie. "Im Chess960 ist es schon so, dass man ein bisschen Glück mit der Auslosung braucht. Manchmal versteht die Engine die Startstellung sehr gut, aber manchmal eben auch nicht. Das ist von Programm zu Programm unterschiedlich", sagte Ralf Schäfer, einer der Entwickler von Spike.

Vasik Rajlich, der Programmierer von Rybka, sagte gegenüber heise online: "Wenn das Schachprogramm zu spezielle Regeln für Normalschach enthält, funktioniert das natürlich nicht so gut. Beispielsweise, wenn es eine Regel gibt, in einer bestimmten Bauern-Struktur zuerst den c-Bauern zu ziehen und dann erst den Springer zu entwickeln. Solch ein Programm hätte im Chess960 Probleme. Rybka hat allgemeinere Regeln, sodass es sich ganz sinnvoll aufbauen kann, egal, ob es Chess960 oder traditionelles Schach spielt." (Lars Bremer) / (vbr)