Das Ganster-Auto aus den 1920er-Jahren war eines der ersten mit Panzerung

Al Capones gepanzerter Cadillac wird versteigert

Der Cadillac Town Sedan gehörte zu den ersten privaten Pkws, der mit einer Panzerung seine Insassen schützte. Sein Besitzer war der Unterweltboss Al Capone. Nun soll das Auto versteigert werden

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  • ghe
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Plymouth (Michigan/USA), 18. Juli 2012 – Der Cadillac Town Sedan gehörte zu den ersten privaten Pkws, der mit einer Panzerung seine Insassen vor Zeitgenossen schützte , die einem ans Leder wollten. In diesem besonderen Fall kam das öfter vor, denn sein Besitzer war kein Geringerer als der Chicagoer Unterweltboss Al Capone, genannt Scarface (Narbengesicht). Nun soll das Auto im Auktionshaus RM Auctions versteigert werden.

Fahrbare Schutzhülle

Banküberfälle, Bandenkriege und Kämpfe mit der Polizei wegen Schwarzbrennens während der Prohibition: Die 1920er-Jahre waren in einigen Teilen der USA verdammt ungemütlich. Goldene Zeiten für Gangsterbosse wie Al Capone. Dank illegalem Glücksspiel, Zuhälterei und Alkoholschmuggel war er zu einem reichen Mann geworden. Und diesen Reichtum wollte Alphonse Gabriel Capone, wie Al mit vollem Namen hieß, noch ein Weilchen genießen. Also musste eine fahrbare Schutzhülle her. Wie der 1928er Cadillac Series 341-A Town Sedan seine Panzerung bekam, haben Spezialisten von RM Auctions minutiös recherchiert - schließlich ist jedes Stückchen Geschichte bei so einem Auto bares Geld wert.

Asbest und Panzerstahl

Nach den Recherchen gibt es sogar noch einen Augenzeugen für den Umbau des Cadillac. Der heute 93-jährige Richard "Cappy” Capstran erinnert sich noch ganz genau an den Tag, als Al Capones Leute in die Karosserie-Werkstatt seines Vaters Ernest kamen. Bei den schweren Jungs hatte Ernest einen guten Ruf, da er schon einmal einen Cadillac von Capone zu dessen höchster Zufriedenheit repariert hatte. Zu den Panzerungswünschen der Gangster meinte Richards Vater nur: "Sowas machen wir nicht". Die Kriminellen gaben dem Karossier mit einem knappen: "ab jetzt schon" die Möglichkeit, weiterzuleben. Ernest fügte sich seinem Schicksal und panzerte den Wagen mit insgesamt 1360 Kilogramm Stahl. Die Schutzplatten waren aus Brandschutzgründen auch noch mit Asbest umhüllt.

Schwere Fenster

In den Panzer-Stahlplatten, die an Ernests Werkstatt geliefert wurden, steckten bereits Reste von Bleikugeln - das Material war auf seine Schussfestigkeit getestet worden. Außerdem musste Ernest kugelsichere Fenster verbauen, die 2,5 Zentimeter dick waren. Damit sie sich trotzdem öffnen ließen, wurden in den Öffnungsmechanismus verstärkte Federn eingebaut. Die Seitenfenster ließen sich um zirka zwei Zentimeter weiter nach oben fahren: Dadurch kam im unteren Fensterbereich ein kleines Loch zum Vorschein, durch welches genau der Lauf einer Tommy Gun passte. Die Heckscheibe ließ sich mit einem Ruck aufklappen, um aus dem Wagenfond heraus Verfolger mit Kugeln eindecken zu können.