Ausprobiert: Audi S4 nach dem Facelift

Eigentlich wirkt er fast ein bisschen brav, der Audi S4 – bis man den Dynamic-Modus aktiviert und auf die Tube drückt. Dann fühlt und hört sich der S4 so an, wie es die 333 PS des Kompressor-Dreiliters versprechen

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Von
  • Matthias Nauman
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Haar, 27. Juli 2012 – Eigentlich wirkt er fast schon zu brav, der Audi S4. Klar, der Auftritt ist sportlich – mit "Bodykit", 18-Zöllern, vier Endrohren und S-typischen Merkmalen wie dem eigenständigen Kühlergrill oder den silbernen Außenspiegelkappen. Nach dem Drücken des Startknopfs schnellen zudem Drehzahlmesser und Tachonadel einmal um die komplette Skala und zurück, ui ist das verwegen. Aber es gibt kein lautes Aufheulen des Dreiliter-V6, der fast schon zu schüchtern agiert. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe wechselt sanft und früh die Gänge. Der S4 verbirgt fast perfekt seine aggressive Seite.

Dabei ist es genau das, was Audi bei seinen Sportmodellen beherrscht wie nur wenige andere Hersteller: Sie lassen sich einerseits völlig kommod, entspannt und beinahe unauffällig bewegen. Wenn man möchte, entwickeln sie sich andererseits zu kräftigen, aggressiven und so gar nicht zurückhaltenden Artgenossen. Das gilt auch für den neuen Audi S4, der im Rahmen des A4-Facelifts neue Schürzen, Scheinwerfer, Rückleuchten und einen veränderten Kühlergrill erhalten hat. Zur reinrassigen Sportlimousine mutiert der S4 jedoch erst auf Knopfdruck. Denn wählt man im – allerdings aufpreispflichtigen – Fahrdynamiksystem "Audi Drive Select" die Einstellung "Dynamic", dann ändert der S4 seine Charakteristik ganz gewaltig. Das Gaspedal spricht merklich spontaner an, die Lenkung agiert direkter. Und die Dämpfer des serienmäßigen Sportfahrwerks verhärten spürbar.

Ausprobiert: Audi S4 nach dem Facelift (20 Bilder)

Gediegen-entspannt oder sportlich-aggressiv: der Audi S4 kann beides,

Mit diesen Einstellungen fährt sich die 4,72 Meter lange und knapp 1,8 Tonnen schwere Limousine wie ein Sportler. Der Viertürer beschleunigt agiler und liegt deutlich satter auf der Straße. Die Gänge der S tronic werden länger ausgereizt, wechseln dabei wieselflink. Wer will, kann über Schaltpaddles am Lenkrad die Gänge auch manuell schalten, doch das ist nur selten vonnöten. Besonders schön: Beim Herunterschalten ist eine Zwischengasfunktion aktiv, die jeweils durch ein kurzes Aufheulen auf sich aufmerksam macht. Der Sound ist im Dynamic-Modus ohnehin viel markanter. Simulierte Fehlzündungen garnieren das Ganze immer wieder mit einem genüsslichen Blubbern.

Unverändert geblieben ist der Motor, ein mittels Kompressor aufgeladener 3.0 TFSI mit 333 PS und einem maximalen Drehmoment von 440 Nm, das zwischen 2900 und 5300/min anliegt. Der Benziner ist äußerst kraftvoll und schiebt den S4 auch jenseits der 200 km/h souverän an. Von 0 auf 100 km/h dauert es fünf Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 km/h begrenzt. Ein serienmäßiges Start-Stopp-System hilft beim Sprit sparen. 8,1 Liter gibt der Hersteller als Normverbrauch an, unser Testwagen gönnte sich durchschnittlich zwischen 10,5 und 12,5 Liter pro 100 Kilometer. Die Antriebskräfte werden beim S4 permanent an alle vier Räder abgegeben. Das quattro-System ist mit einem selbstsperrenden Mittendifferenzial versehen, das die Momente variabel zwischen den Achsen verteilt. Die radselektive Momentensteuerung sorgt dafür, dass bei dynamischer Gangart ein kurveninneres Rad abgebremst wird, bevor es durchdreht. So lässt sich die Sport-Limousine aus Ingolstadt auch bei hohem Tempo problem- und gefahrlos durch Kurven zirkeln.