Stromnetze: Lernen vom indischen Mega-Blackout

Falsche Regulierung, mangelnde Investitionen und immer komplexere Netze könnten bald auch in anderen Teilen der Welt den Strom ausfallen lassen, glauben Experten.

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Über 600 Millionen Menschen hat der Stromausfall in Indien in der vergangenen Woche getroffen – für die aufstrebende Wirtschaftsmacht ein Debakel. Zu glauben, Indien sei für Blackouts dieses Ausmaßes besonders anfällig, wäre allerdings falsch, berichtet Technology Review in einem aktuellen Report in seiner Online-Ausgabe: Die zunehmende Komplexität und Abhängigkeit von Stromnetzen ist nicht nur für Schwellen-, sondern auch für die alten Industrieländer eine immer größere Herausforderung.

In nur wenigen Ländern ist die Diskrepanz zwischen Stromerzeugung und –nachfrage so groß wie in Indien. Der indische Blackout könnte jedoch exemplarisch sein für hochkomplexe Netze, die im Wesentlichen noch immer händisch gesteuert werden. Sollen die Stromnetze zuverlässiger werden, kommen die Betreiber nicht an einer moderneren Steuertechnik vorbei, meinen Experten. Die könnte helfen, das Netz nach einem Ausfall schnell wieder in den Normalbetrieb zurückzubringen.

"Jedes komplexe interaktive Netz läuft Gefahr zu zerbrechen. Sie können das Risiko verringern, aber niemals ein Netzversagen vollständig ausschließen", warnt Arshad Mansoor, leitender Manager beim Electric Power Research Institute in Washington. "Den Zusammenbruch des Netzes in Indien auf eine zu große Nachfrage zu schieben, ist zu simpel."

Was genau den indischen Blackout ausgelöst hat, wird man wohl erst in einigen Monaten wissen. Mansoor vermutet aber, dass es ein eher kleiner Aussetzer war, etwa das Versagen eines Relais oder der Bedienfehler eines Technikers in einer Leitwarte. Auch in anderen Ländern sind die Stromnetze für solche kleinen Störungen anfällig – schon ein umgestürzter Baum oder der Ausfall eines Generators können enorme Folgen haben. Je mehr Solar- und Windkraftanlagen mit schwankenden Erträgen ans Netz gehen, desto schwerer ist es, die Energieversorgung zu stabilisieren. Auch Wasserknappheit kann zur wachsenden Instabilität beitragen.

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(bsc)