e-miglia Tag 4: der perfekte Tag

Nach dem Vortag in der Hölle verhieß das Höhenprofil des letzten Tages der e-miglia nichts Gutes. Aber kühlender Regen tat den Akkus gut und es wurde der perfekte Tag ohne Schleichzwang.

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Mittwoch, 29. August 2012 – Ganz ehrlich: Ich bin am vierten Tag nur aus Höflichkeit der Firma Schletter und dem Veranstalter der e-miglia gegenüber aufgestanden, ohne deren Unterstützung ich keine Rallye-Reportage hätte machen können. Denn das Höhenprofil verhieß dasselbe Unheil wie tags zuvor, und das hätte ich mir für mich allein nicht mehr angetan. Erste kurze Etappe zur Sonderprüfung: pünktlich. Gut. Special Stage einen Pass hoch. "Wir fahren jetzt Knallgas", beschloss ich laut, "so einen Tag wie gestern überlebe ich nicht mit intaktem Verstand."

Und wie der Leaf da hochlief: Endlich befreit zog der Motor den Wagen aus den Kehren die Geraden entlang, freudig quietschten die Ökoreifen, weil ich das ESP aus Strom- und Geschwindigkeitsverbrauchsgründen abgeschaltet hatte. Team Leaf II erzählte mir, sie fahren gelegentlich die Nordschleife (eine Runde geht), und ich kann verstehen, warum: Es ist tatsächlich auf seine eigene Art echter Spaß. Kehren sind super für den E-Motor; er zoomt aus solchen langsamen Ecken mit viel mehr Verve heraus, als man anhand der ärmlichen 0-100-Zeit des Nissan vermuten würde. Im Schweinsgalopp zoomte er an Miefs und Fahrrädern vorbei, und oben musste ich scharf bremsen, weil ich sonst in den Vordermann detoniert wäre, der ebenfalls voll Freude viel zu schnell hochgefahren war und auf die Schranke zukroch (man darf nämlich weder zu früh durchfahren noch komplett anhalten). Wir taten es ihm nach und hatten eine perfekte Zeit. Dieses Glück wurde später etwas getrübt, weil die Zeitfrau uns versehentlich irgendeine der in eher geologischen Maßstäben messbaren Fahrradzeiten zuordnete, aber solang wir eine derartige Gaudi hatten, durfte sie uns wegen mir einen versehentlich gemessenen Fußgänger eintragen, wenn sie das froh machte.

e-miglia Tag 4: der perfekte Tag (24 Bilder)

Erst im Nebel, dann im Regen: Das Wetter sah nicht schön aus, tat aber der Akkutemperatur gut (und der Beinmuskulaturtemperatur wohl auch).

Foto: Andrej Isakovic, Rebel Media

Oben bei der Pinkelpause im nebligen Regen stellte ich etwas Erstaunliches fest: Die Batterie mag Regen. Die Kühlung tut ihr gut. Wir hatten trotz Knallgas viel Spannung übrig. Wir konnten in normalem Autotempo weiterfahren! Für Außenstehende ist es wahrscheinlich unmöglich zu verstehen, wie groß die Erleichterung darüber nach dem seelenzermürbenden Vortag war. Wir fuhren den Pass bergab an den Miefs vorbei, die uns während der Pause passiert hatten. Herr Presse-Mief beschwerte sich später als Einziger aus der Kolonne, ihm habe der Überholvorgang trotz kilometerweiter Sicht nicht gefallen, was dann für mich auch seine Strafstunden erklärte. Er hatte die schon verdient. Ve are inna RACE, man!