Nokia baut sich eine Tür ins Netz

Der finnische Handymarktführer streckt seine Fühler nach neuen Geschäftsmöglichkeiten in der zunehmend vernetzten Welt aus: Mit einer neuen Plattform, über die Musik, Spiele und andere Inhalte direkt auf das Handy kommen - gegen Bezahlung, natürlich.

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"Radikale Schritte" will Nokia unternehmen, um das Geschäftsmodell des früheren Herstellers von Papier- und Gummiwaren und derzeitigen Handy-Weltmarktführers ein zweites Mal zu erweitern. Der Konzern setzt voll auf Konvergenz und das Internet: "Wir haben begonnen, unser Geschäft über Geräte hinaus auf Dienste auszudehnen", sagte Nokias CEO Olli-Pekka Kallasvuo heute in London. Aus Nokia soll ein "internet-getriebenes Erlebnisunternehmen" werden. Das Fundament dafür legten die Finnen heute mit "Ovi", einer neuen Plattform für verschiedene Dienste, die Nokia-Nutzern die Tür ins Netz öffnen soll.

Als erste unter Ovi (finnisch für "Tür") realisierte Angebote stellte der Mobilfunkriese den Nokia Music Store, die bereits angekündigte Spieleplattform N-Gage und Nokia Maps vor. Der Musikladen soll im Herbst in den wichtigsten europäischen Ländern starten, später auch in Asien. Einzeltitel sollen etwa 1 Euro kosten, ganze Alben 10 Euro. Auch ein Abonnement-Modell will Nokia einführen. Einkaufen lässt sich mit geeigneten Nokia-Handys, zum Beispiel den heute neu vorgestellten Music Xpress 5310 und 5610, oder einem handelsüblichen PC. Weitere Informationen, etwa zu dem Preismodell, über digitale Schutzmechanismen oder konkrete Starttermine waren kurzfristig nicht erhältlich. Klar ist dagegen nur, das auch Nokia nicht auf DRM verzichten wird.

Abgesehen von dem ambitionierten Musikprojekt und der Integration des Musikladens auf Endgeräte deutet eine weitere einschneidende Veränderung bei den Finnen darauf hin, dass die vom iPhone gesetzte Duftmarke maßgeblichen Eindruck hinterlassen hat. Mit der Einführung eines neuen Nutzer-Interfaces für Handys folgt Nokia dem Beispiel Apples zu intuitiv und einfach bedienbaren Endgeräten. In einem Film zeigte Nokia die neue GUI auch auf einem bisher nicht erhältlichen Gerät mit breitformatigem Touchscreen. Das dürfte Spekulationen nähren, ob es sich bei Baldas mysteriösem neuen Auftraggeber um Nokia handelt. Ob Balda oder nicht, Handys mit Touchscreen dürfte es im kommenden Jahr auch von Nokia geben. Bei Apple wird man unterdessen registrieren, dass sich der Handyweltmarktführer anschickt, im eigenen Teich zu fischen.

Die bereits angekündigte Wiederbelebung der bisher glückslosen Marke N-Gage findet als Spielplattform ebenfalls ihre Heimat unter dem Ovi-Banner. Kompatible Handys sind die neu vorgestellten N81 und das überarbeitete N95 sowie N73 und N93. Spiele von Publishern wie Electronics Arts oder Gameloft sollen ab November auf der Plattform zur Verfügung stehen und können dann direkt auf den Handy ausprobiert und gekauft werden. (vbr)