Österreichs größtem Signatur-Anbieter droht die Pleite

A-Trust ist der mit Abstand größte Anbieter elektronischer Signaturen und überhaupt der einzige Anbieter qualifizierter Zertifikate im Sinne des Signaturgesetzes in Österreich.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 129 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Dem österreichischen Zertifizierungsdienste-Anbieter A-Trust droht die Pleite. "Wir hängen am seidenen Faden und versuchen eine Entschuldung der Firma", zitiert die Wiener Tageszeitung Kurier ein Aufsichtsratsmitglied der Firma, die dem Bericht zufolge mit 5,4 Millionen Euro in der Kreide steht. A-Trust ist der mit Abstand größte Anbieter elektronischer Signaturen und überhaupt der einzige Anbieter qualifizierter Zertifikate im Sinne des Signaturgesetzes in Österreich. Grund für die finanziellen Probleme ist der Misserfolg der elektronischen Signatur.

Kaum jemand in Österreich interessiert sich für die elektronischen Signaturen. Nach mehr als sechs Jahren sind gerade 70.000 digitale Unterschriften ausgestellt worden, davon 56.000 von A-Trust. Unter den gezählten Inhabern finden sich aber auch viele Zwangsbeglückte, wie etwa Studenten der Wiener Wirtschaftsuniversität oder Mitarbeiter verschiedener Unternehmen und Ministerien. Bei ihnen dürften die Nutzungsraten gering sein. Auch das Upgrade der Maestro-Karten, ein mobiles Unterfertigungs-Produkt der Mobilkom Austria und die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte e-card, auf der die weniger mächtige "einfache Verwaltungssignatur" aktiviert werden kann, haben den Markt nicht beflügelt. Zu teuer, zu kompliziert und zu wenig Nutzen sind die häufigsten Gründe für das geringe Interesse. Bis vor kurzem war das System überhaupt nur für Windows ausgelegt – gerade technikaffine Early Adopters nutzen aber oft andere Betriebssysteme. Auf Grund der Nicht-Verbreitung musste auch die umsatzsteuerrechtliche Gültigkeit per Fax übermittelter Rechnungen verlängert werden.

Größter Teilhaber der A-Trust sind mit je zirka 20 Prozent die BAWAG-PSK-Gruppe und Telekom Austria. Anteile halten auch die Österreichische Nationalbank, Bank Austria Creditanstalt, Raiffeisen Zentralbank, Österreichischen Volksbanken, Schoellerbank, Hypo-Banken-Holding, Wirtschaftskammer, Notartreuhandbank, der Rechtsanwaltskammertag sowie Wolfgang Heufler, Vorsitzender des Arbeitskreises EDV und Organisation des Rechtsanwaltskammertages. Laut Kurier weigert sich nun die Nationalbank, weitere Millionen zu investieren. Insgesamt 24 Millionen Euro soll die A-Trust bereits verbraucht haben, das wären etwa 430 Euro pro ausgegebener Signatur.

Andere Gesellschafter versuchen, in letzter Minute eine Lösung in Form neuer Investoren zu finden. Gespräche sollen mit Microsoft und der Raiffeisen Informatik laufen. Die Regierung will jedenfalls keine Subventionen fließen lassen. Sollte der drohende Konkurs nicht abgewendet werden, würde die Telekom-Control-Kommission sofort die Zertifizierungs-Lizenz zurückziehen. Alle von A-Trust ausgegebenen Signaturen müssten neu zertifiziert werden, alle sicheren Signaturen mit qualifiziertem Zertifikat wären auf einen Schlag ungültig. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)