IDF: Ultrabooks mit mindestens neun Stunden Laufzeit

Mit der 2013 anstehenden Core-i-Generation Haswell verschärft Intel die Laufzeitvorgaben für Ultrabooks. Daneben werden unter anderem HD-fähige Webcams, gute Mikrofone und schnelles WLAN Pflicht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 209 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Florian Müssig

Eines der erklärten Ziele der 2013 kommenden Core-i-Generation, die Intel derzeit unter dem Codenamen Haswell entwickelt, ist ein deutlich reduzierter Energiebedarf: So soll es CPU-Varianten mit einer weiter abgesenkten TDP (Thermal Design Power) geben. Für lange Laufzeit ist allerdings die Leistungsaufnahme im Leerlauf entscheidend; hier stellte Intel schon vor einem Jahr eine Reduktion um den Faktor 20 in Aussicht.

In der Praxis hat das auf Intels Steckenpferd, die Ultrabooks, große Auswirkungen. Im Vorfeld des am Dienstag in San Francisco beginnenden IDF (Intel Developer Forum) wurde uns eine für Notebook-Hersteller gedachte Präsentation mit den Vorgaben für Haswell-Ultrabooks zugespielt: Solche Notebooks müssen mindestens neun Stunden ohne Steckdose durchhalten. Das schafft zwar auch schon manches aktuelle Ultrabook, doch vorgeschrieben sind derzeit "nur" fünf Stunden. Hersteller müssen Intels Vorgabenkatalog erfüllen, um ein Gerät als Ultrabook bewerben zu dürfen, was wiederum mit Zuschüssen aus Intels Marketingbudget verbunden ist.

Die Laufzeit ist nicht der einzige Punkt, der sich ändern wird. Zum weiteren Pflichtprogramm gehört eine HD-fähige Webcam sowie ein Array aus mindestens zwei Mikrofonen, was das Ausfiltern von Störgeräuschen verbessert. Das Mikrofon-Array soll nicht nur in Kombination mit der Webcam für besser verständliche Videokonferenzen, sondern auch zur Sprachsteuerung des Notebooks dienen. Konkret nennt Intel Dragon Assistant von Nuance als Sprachsteuerungssoftware, will aber auch Konkurrenzprodukte erlauben.

WLAN war bislang schon obligatorisch, nun konkretisiert Intel die Anforderungen: Funkadapter mit nur je einem Datenstrom in Sende- und Empfangsrichtung – bei IEEE 802.11n also jeweils 150 MBit/s – sind künftig nicht mehr zulässig. Stattdessen sind mindestens zwei Ströme pro Richtung (300 MBit/s) vorgeschrieben. Noch schnelleres WLAN nach IEEE 802.11ac ist mit ebenfalls mindestens zwei Datenströmen pro Richtung erlaubt, aber keine Pflicht. Erste passende WLAN-Router sind seit kurzem erhältlich. Zusätzlich wird Wireless Display (WiDi) unumgänglich; die Hersteller müssen also zwingend eines von Intels Centrino-Modulen einbauen.

In Zusammenhang mit dem WLAN-Modul nimmt Intel Smart Connect als Vorgabe auf: Diese Technik ähnelt grob dem Connected Standby von Windows 8 und weckt das Notebook selbstständig in bestimmten Abständen aus dem Standby auf, damit Anwendungen nach neuen Nachrichten suchen können, und legt es danach wieder schlafen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Nach dem Einschalten können Nutzer sofort mit aktuellem Datenbestand loslegen und müssen nicht erst manuell die E-Mail-Inbox oder die Facebook-Pinnwand aktualisieren.

Zum weiteren Pflichtprogramm wird ein vorinstalliertes Antivirenprogramm gehören – Intel hat bekanntlich McAfee gekauft, allerdings bringt Windows 8 sowieso einen Virenschutz mit. Auch große Touchpads werden nötig, die mindestens Gesten mit zwei Fingern erkennen. Bei Convertible-Geräten mit Touch-Bildschirmen kommen zusätzlich noch Sensoren wie Beschleunigungsmesser, Gyroskop, Kompass und Umgebungslichtsensoren hinzu. Solche Ultrabooks dürfen weiterhin zwei Millimeter dicker sein als Geräte ohne Touchscreen, wobei die Gehäusebestimmungen gleich bleiben: Oberhalb von 14 Zoll Bildschirmdiagonale sind maximal 21 Millimeter Dicke erlaubt, darunter höchstens 18 Millimeter (jeweils ohne Standfüße).

Bei der gefühlten Geschwindigkeit gilt weiterhin, dass ein Ultrabook nach spätestens sieben Sekunden aus dem Schlafzustand aufwachen muss. Das geht mit SSDs problemlos, bei klassischen Festplatten ist jedoch eine kleine zusätzliche Puffer-SSD notwendig (Intel Rapid Start). Solche Ultrabooks gibt es auch heutzutage bereits, doch häufig werden bis zu 32 GByte SSD-Cache eingebaut, der ausschließlich zum schnellen Aufwachen verwendet wird – im Betrieb liegt der Cache schlicht brach. Letzteres ist bei Haswell-Ultrabooks nicht mehr erlaubt: Bei Systemen mit Festplatte müssen mindestens 16 GByte SSD-Cache verhanden sein, die explizit nicht zum Aufwachen benutzt werden, sondern im Betrieb Festplattenzugriffe abfangen, sodass das Notebook flotter auf Eingaben reagiert (SSD-Caching).

Neben den verbindlichen Vorgaben gibt Intel den Notebook-Herstellern noch eine ganze Liste an optionalen Features an die Hand. Zum Wunschprogramm gehören farbstarke Bildschirme mit mindestens 1920 × 1080 Pixeln und weiten Einblickwinkeln, NFC-Schnittstellen (etwa zum Bezahlen im Internet per NFC-tauglicher Kreditkarte), Mobilfunkmodems (UMTS/LTE) sowie der Hochgeschwindigkeitsanschluss Thunderbolt.

Zu den im Vorfeld des IDF in Gespräch gekommenen 10-Watt-Prozessoren gibt die Präsentation keine Details preis, erwähnt aber dennoch veränderte TDP-Stufen: Die Ultrabook-tauglichen ULV-Modelle sollen sich künftig mit 15 statt 17 Watt begnügen. Das schließt allerdings nicht aus, dass es womöglich noch zusätzliche, besonders energieeffiziente Modelle geben wird. Als mögliche Hardware-Ausstattung werden an einigen Stellen etwa CPU-Varianten mit LPDDR3-Speicher genannt.

"Normale" Notebook-Prozessoren wird es bei Haswell mit 37 und 47 Watt geben, was jeweils zwei Watt über den TDP-Werten aktueller Core-i-Modelle liegt. Solche Prozessoren schließt Intel allerdings explizit aus der Ultrabook-Spezifikation aus, obwohl man auch damit extrem dünne Notebooks bauen kann, wie Apple mit dem MacBook Pro mit Retina-Display bewiesen hat. Künftig wird es solche leistungsstarken Flachmänner auch in der Windows-Welt geben, beispielsweise das auf der IFA präsentierte ZenBook U500 von Asus. (mue)