Chinesische Cyber-Attacken angeblich auch gegen britische Ministerien

Angriffe "chinesischer Cyber-Krieger" seien derartig oft registriert worden, dass Experten sie inzwischen als "permanentes Problem" bezeichneten, hieß es laut dem "Guardian" in britischen Regierungskreisen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 136 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Auch britische Regierungsbehörden sollen nach einem Bericht der Londoner Zeitung The Guardian seit Jahren Ziele chinesischer Cyber-Attacken gewesen sein. Angriffe, die möglicherweise von Kreisen der chinesischen Armee ausgingen, seien unter anderem auf das Netzwerk des britischen Außenministeriums gerichtet gewesen. Aber auch andere wichtige Ministerien seien betroffen, erklärten laut der Zeitung Regierungskreise. Das Verteidigungsministerium habe aber eine Stellungnahme abgelehnt, ob es selbst betroffen gewesen sei.

Einer der Angriffe habe 2006 Teile des Computersystems des britischen Parlaments lahmgelegt. Die Attacke sei von einer "organisierten chinesischen Hackergruppe" ausgegangen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Angriffe "chinesischer Cyber-Krieger" seien derartig oft registriert worden, dass Experten sie inzwischen als "permanentes Problem" bezeichneten. Zwar stellten einige Experten die Bedeutung mancher Attacken infrage, der bislang letzte entdeckte Angriff sei aber der gravierendste bislang gewesen, erklärten britische Offizielle.

Ähnliche Vorwürfe gegen China wegen Cyber-Attacken auf Regierungscomputer wurden bereits in Deutschland und den USA laut. Im Juni musste das Pentagon nach einem entdeckten Einbruch in einen Mail-Server des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums 1500 Rechner und einige Mail-Systeme vom Netz nehmen. Das chinesische Militär habe seine Fähigkeiten demonstriert, Attacken auszuführen, die Systeme der US-Regierung außer Kraft setzen, wird nun ein früherer Pentagon-Mitarbeiter zu den Ergebnissen der Ermittlungen zitiert, mit denen die Urheber der Attacken dingfest gemacht werden sollten. Laut Guardian führen die US-Sicherheitsbehörden die wachsende Zahl chinesischer Cyber-Attacken bereits unter dem Codenamen "Titan Rain". Auch die Infizierung von deutschen Regierungscomputern mit Trojanern soll angeblich auf Aktionen der chinesischen Volksbefreiungsarmee zurückgehen.

Die chinesische Regierung hat solche Vorwürfe aber scharf zurückgewiesen. "Hacker sind ein internationales Problem, und China selbst ist häufig ein Opfer." Die chinesische Regierung lehne solche illegalen Aktivitäten zur Störung von Computernetzwerken ab und sei zur Kooperation mit anderen Ländern im Kampf gegen Internetverbrechen bereit, hatte eine Regierungssprecherin zu den US-Vorwürfen erklärt. Und Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao meinte gegenüber der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, China werde "entschlossene Maßnahmen ergreifen, um Hacker-Angriffe auszuschließen". Wen nannte die "Bekämpfung von Störungen durch Hacker im Internet" eine gemeinsame Aufgabe. Vergleichbare Vorfälle hatte es aber bereits Ende 2005 gegeben; und bereits im Juni 2005 hatte das britische NISCC vor Trojaner-Angriffe aus Asien gewarnt.

Siehe zu dem Thema auch: