Apple verfehlt trotz Milliardengewinn knapp das Ziel

Umsatzplus, Milliardengewinn: Von Apple nichts Neues. Doch hat der iPhone-Hersteller die Anleger in der Vergangenheit so verwöhnt, dass die jetzt jede Schwankung abstrafen. Sorgen macht der Wall Street vor allem der Ausblick für das Weihnachtsgeschäft.

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Lieber das neue iPhone, hatten sich viele Verbraucher im Frühsommer gedacht und den Smartphone-Kauf verschoben, bis es das iPhone 5 gab. Das hatte im dritten Quartal zu einem der wenigen Kratzer in Apples sonst so makelloser Bilanz beigetragen. Die in dieser Hinsicht empfindliche Wall Street war enttäuscht. Seither hat der Aktienkurs kurzfristig neue Höhenrekorde aufgestellt, um von der vom iPad mini nicht ganz überzeugten Börse dann wieder eingeholt zu werden.

Auch dieses Mal fanden die Analysten ein Haar in der Suppe. Der US-Konzern hat im Ende September abgeschlossenen vierten Quartal seines Geschäftsjahres seinen Umsatz von 28,3 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf 36 Milliarden US-Dollar steigern können. Der Nettogewinn wuchs nach 6,6 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf stattliche 8,2 Milliarden US-Dollar (8,67 US-Dollar pro Aktie) .

Das war etwas weniger als die Wall Street erwartet hatte (8,81 US-Dollar) – was zusammen mit enttäuschenden iPad-Zahlen und einem trüberen Ausblick den Kurs der Apple-Aktie im nachbörslichen Handel auf Talfahrt schickte. Apples Gewinnprognose für das laufende Weihnachtsquartal blieb mit 11,75 US-Dollar pro Aktie bei Umsätzen in Höhe von rund 52 Milliarden US-Dollar deutlich hinter den Erwartungen zurück. [Update: Die Aktie rutschte zwischenzeitlich unter die 600-Dollar-Marke, hat sich im nachbörslichen Handel dann aber wieder erholt und notierte um den Schlusskurs vom Donnerstag.]

Das iPhone 5 ist seit Mitte September im Handel und hatte nur einige Werktage, um Impulse für das abgeschlossene Quartal zu setzen. Mit 5 Millionen in den ersten paar Tagen verkauften Geräten ist das wohl gelungen, zumindest die vorangegangene Kaufzurückhaltung konnte kompensiert werden: Apple hat im Schlussquartal des Jahres 26,9 Millionen iPhones verkauft, im Vorjahreszeitraum waren es 17,1 Millionen Stück. Mit gut 17 Milliarden US-Dollar steht die iPhone-Sparte für die Hälfte des Konzernumsatzes.

Dem iPad wurde das gleiche Schicksal zuteil wie zuvor dem iPhone: Angesichts der Spekulationen um eine bevorstehende Neuvorstellung wollten viele Kunden offenbar lieber auf die neuen iPads warten. Im vierten Quartal verkaufte Apple 14 Millionen iPads, das waren zwar 26 Prozent mehr als im Vorjahr, aber 18 Prozent weniger als noch im dritten Quartal. Analysten hatten zwei Millionen iPads mehr erwartet. Das iPad trug mit 7,5 Milliarden US-Dollar zum Umsatz bei.

Im alten Kerngeschäft mit Computern konnte Apple den Absatz leicht auf 4,9 Millionen Geräte steigern, davon 3,9 Millionen Laptops (+9 Prozent) und 968.000 Desktop-Macs (-24 Prozent). Knapp 5 Milliarden seines Umsatzes macht Apple noch mit klassischen Computern. Die Verkaufszahlen des iPod gehen weiter zurück, Apple konnte im Schlussquartal noch 5,3 Millionen Stück seiner Musikplayer absetzen.

"Wir sind sehr stolz ein fantastisches Geschäftsjahr mit Rekord-Ergebnissen in einem September-Quartal zu beenden," erklärte CEO Tim Cook. Apple wird für das Quartal am 15. November eine Bardividende von 2,65 US-Dollar pro Stammaktie ausschütten.

Konzernergebnis Apple Inc.
Quartal Umsatz (US-Dollar) Gewinn (US-Dollar)
1/09 * 11.880 Mio. 2.255 Mio.
2/09 * 9.084 Mio. 1.620 Mio.
3/09 * 9.734 Mio. 1.828 Mio.
4/09* 12.207 Mio. 2.532 Mio.
1/10 15.683 Mio. 3.378 Mio.
2/10 13.499 Mio. 3.074 Mio.
3/10 15.700 Mio. 3.253 Mio.
4/10 20.343 Mio. 4.308 Mio.
1/11 26.741 Mio. 6.004 Mio.
2/11 24.667 Mio. 5.987 Mio.
3/11 28.571 Mio. 7.308 Mio.
4/11 28.270 Mio. 6.623 Mio.
1/12 46.330 Mio. 13.060 Mio.
2/12 39.168 Mio. 11.622 Mio.
3/12 35.023 Mio. 8.824 Mio.
4/12 35.966 Mio. 8.223 Mio.

* Apple bilanziert seit dem ersten Quartal 2010 nach neuen Buchhaltungsstandards in den USA. Damit werden Einnahmen aus dem Verkauf von iPhone und Apple TV nunmehr vollständig für den Zeitpunkt des Verkaufs verbucht, während sie zuvor über die Lebenszeit der Geräte hinweg auf die Quartale verteilt wurden. Die Angaben zu den Ergebnissen der Vorquartale wurden nach der neuen Bilanzierungsmethode errechnet und weichen entsprechend von den ursprünglich veröffentlichten Zahlen ab. (vbr)