Debitel sieht Ende des Mobilfunk-Booms kommen

Die Goldgräberzeiten für den Mobilfunk werden nach Ansicht des Debitel-Vorstandsvorsitzenden Joachim Dreyer Ende des Jahres vorbei sein.

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  • Dusan Zivadinovic

Die Goldgräberzeiten für den Mobilfunk werden nach Ansicht des Debitel-Vorstandsvorsitzenden Joachim Dreyer Ende des Jahres vorbei sein. Debitel wolle sich daher bis zum Jahresende möglichst viele Kunden sichern. "Später sind Zuwächse nur noch durch Abwerbung von Konkurrenten möglich", sagte Dreyer am Dienstag in einem dpa-Gespräch. Bis Jahresende rechnet er mit bundesweit insgesamt 40 Millionen Mobilfunkteilnehmern; Debitel wolle bis dahin sechs bis sieben Millionen Kunden haben.

Ein Kunde rechne sich für Debitel nach 18 Monaten, bleibe dem Unternehmen aber im Schnitt drei bis vier Jahre treu. Die verstärkte Kundenanwerbung könne auch zu Lasten des Ergebnisses gehen, kündigte Dreyer an. "Debitel kommt aber nie wieder so billig an neue Kunden wie derzeit." Die Kundenkartei sei für die Zukunft der entscheidende Wettbewerbsfaktor – beispielsweise auch nach der im Sommer anstehenden Entscheidung über die Verteilung der Lizenzen für Mobilnetze der dritten Generation (Universal Mobile Telecommunication System – UMTS).

Die zunächst angepeilte gemeinsame Bewerbung um die UMTS-Lizenzen zusammen mit der Büdelsdorfer Firma Mobilcom sei an den neuen Beteiligungsverhältnissen bei Mobilcom gescheitert. Erst kürzlich erwarb das Unternehmen France Telecom Anteile an Mobilcom und entzweite damit die beiden deutschen Partner. "Die strategischen Perspektiven haben sich durch die France Telecom komplett verändert." Wohl wahr: Mobilcom wird sich nun zusammen mit France Telecom um eine eigene UMTS-Lizenz bemühen, Debitel ist für die Nordlichter nicht mehr interessant.

Doch Dreyer gibt sich optimistisch, dass sein Unternehmen auf jeden Fall im UMTS-Geschäft mitmischen werde: "Wir sind auf der sicheren Seite". Mit dem Schweitzer Mehrheitseigner Swisscom haben die Stuttgarter anscheinend einen potenten Mitspieler hinter sich. Doch selbst wenn die deutsch-schweizerische Bietergemeinschaft bei der Vergabe der Highspeed-Lizenzen leer ausgehe, werde das Unternehmen über Kooperationen Zugang zu einem deutschen UMTS-Netz erhalten. Nach Ansicht von Viag-Interkom-Chef Ardelt dürfte das auch dringend nötig sein – ohne den schnellen Mobilfunk betreibe man nur ein sehr endliches Geschäft, sagte Ardelt.

Am Dienstag legte Debitel seine Bilanz vor. Demnach wuchs der Umsatz des Kommunikationsunternehmens im vergangenen Jahr zweistellig. Hauptumsatzträger war 1999 der Mobilfunk mit 1,3 Milliarden Euro. Die Geschäftsfelder Festnetz und Internet trugen insgesamt 55 Millionen Euro zum Umsatz bei. 637 Millionen Euro entfielen auf das Auslandsgeschäft. Das Ergebnis im Konzern legte um drei Millionen Euro auf 34 Millionen Euro zu. Der Vorsteuergewinn habe um zwölf Prozent auf 72 Millionen Euro zugelegt, teilte das Unternehmen mit. Der Hauptversammlung wolle man eine Dividende von 25 Cent je Aktie vorschlagen. (dz)