Die US-Wahl im Web: Hintergründe und Aktuelles

Kommende Nacht wird der US-Präsident gewählt. Im Web und im Fernsehen gibt es dazu diverse Informationsquellen, auch zu den Hintergründen des US-Wahlsystems.

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Dienstag nach dem ersten Montag im November ist traditionell alle vier Jahre in den USA der Tag der Wahl des Präsidenten der USA. Die ersten Wahllokale sind bereits seit Stunden geöffnet. Nach den jüngsten Umfragen wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem amtierenden Präsidenten Barack Obama und seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney erwartet.

Grafisch zu entnehmen ist dies beispielsweise den animierten Grafiken auf faz.net. Sie stellen den Stand der derzeitigen Umfragen dar, aber auch die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre je Bundesstaat. Der Wahlatlas auf sueddeutsche.de schlüsselt die Umfrageergebnisse je Bundesstaat zusätzlich noch nach demografischen Merkmalen auf. Natürlich haben auch die großen US-amerikanischen Tageszeitungen die Wahl grafisch aufbereitet. Die New York Times zeigt eine Landkarte der Bundesstaaten in den Größenverhältnissen ihrer Wahlmännerstimmen. Die Zeitung hat basierend auf bisherige Umfragen und Wahlergebnisse eine Voraussage errechnet, nach der Obama einen weit größeren Abstand vor Romney hat als in anderen Darstellungen – wie zum Beispiel bei der Washington Post.

Die US-amerikanischen Fernsehsender ABC, CBS und NBC beginnen heute Abend um 18.30 Ostküstenzeit ihre Wahlberichterstattung, der Nachrichtensender CNN steigt eine halbe Stunde früher ein. Auch deutsche Fernsehsender berichten aus den USA, die ARD ab 0.15 Uhr, das ZDF ab 23.50 Uhr und die gemeinsame Wahlnacht von RTL und ntv beginnt ab 1 Uhr. Um diese Zeit wurden vor vier Jahren die ersten Ergebnisse veröffentlicht. Der Sieger stand gegen 5 Uhr MEZ fest. Der Fernsehsender Phoenix verspricht, die laufenden Ergebnisse in seiner Wahlkarte einzutragen – ebenso wie der US-Sender CNN, der sich in seinem "Election Center" auch um die gleichzeitig laufenden Wahlen zum Repräsentantenhaus, zum US-Senat und diverse Gouverneure kümmert.

Die renommierte Zeitung der US-Hauptstadt stellt in Frage, ob es überhaupt noch einen eigentlichen Wahltag gibt, denn 34 Millionen Wähler – einschließlich Obama – in 34 Staaten sowie dem District of Columbia haben ihre Stimme bereits im "early voting" abgegeben. Hierzulande undenkbar, in den USA aber Usus ist, dass Ergebnisse einzelner Bundesstaaten oder gar kleiner Gemeinden bekannt werden, bevor das letzte Wahllokal geschlossen wurde. So wurde bereits das Wahlergebnis des Dorfes Dixville Notch in New Hampshire bekannt, das den Wahltag eröffnet hat: Hier lieferten sich Obama und Romney ein Patt von 5 zu 5 Stimmen.

Die absolute Zahl der Wählerstimmen ist aber nicht ausschlaggebend für das Endergebnis. Jeder Bundesstaat bestimmt, welche Partei ihre Wahlmänner in das 538 Personen umfassende Wahlmännerkollegium senden darf. Dieses stimmt in letzter Instanz über den neuen Präsidenten ab. So kann es passieren wie zum Beispiel bei der Wahl im Jahr 2000 zwischen George W. Bush und Al Gore, dass ein Kandidat mehr absolute Stimmen einheimsen kann, aber der andere die Nase nach Wahlmännerstimmen vorn hat. Daher sind Umfrageergebnisse, die einem Kandidaten landesweit eine absolute Mehrheit vorhersagen, nicht aussagekräftig. Entscheidend werden die Ergebnisse in den "Swing States" wie Florida, Virginia und Ohio sein, in denen ein knappes Wahlergebnis erwartet wird.

Einer der Kritiker des Systems ist der US-Blogger C. G. P. Grey, der in einem eigenen YouTube-Kanal seine Anmerkungen anbringt und mit Hintergrund-Videos das US-Wahlsystem erklärt. So schildert er in einem Video (s.u.), dass nach Einwohnern kleinere Bundesstaaten wie Wyoming im Wahlmännergremium gegenüber größeren Staaten überrepräsentiert seien. Er tritt dafür ein, dass der US-Präsident direkt gewählt wird, damit jede Wählerstimme gleich gewichtet wird.

Wer sich nicht anhand dieser englischsprachigen Videos über die Hintergründe informieren will, findet unter anderem bei der Tagesschau Infografiken zum Funktionieren des US-Wahlsystems. Die Zeit bietet zudem "Die zehn wichtigsten Fakten zur US-Wahl". (anw)