Gratisgespräche über vermaschte Handys

TerraNets Mesh-System leitet Daten von Handy zu Handy bis zum nächsten Internet-Übergang weiter. Als Lockmittel für die neue Technik winken Gratistelefonate, was den etablierten Netzbetreibern sauer aufstößt.

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Handys mit WLAN und integriertem VoIP-Client sind nichts neues, doch klappen kostensparende Internet-Telefonate darüber meist nur über den heimischen WLAN-Router. Unterwegs gibt es zu wenig Hotspots, als dass flächendeckende, mobile Internet-Telefonie möglich wäre. Das will das 2004 gegründete schwedische Unternehmen TerraNet ändern: Seine Mesh-Handys sollen untereinander Kontakt aufnehmen und Gespräche über bis zu sieben Stationen hinweg weiterleiten. Das Weiterleiten klappt sogar für sieben fremde Telefonate, während man selbst telefoniert, sagte Anders Carlius, Gründer von TerraNet, im Gespräch mit heise Netze. Solch eine Mesh-Technik kommt beispielsweise beim WLAN-Modul des OLPC-Rechners oder in Nachbarschafts-WLANs wie Freifunk zum Einsatz.

TerraNets Mesh-Netz arbeitet in einem lizenzierten Funkband unterhalb 1 GHz, zur maximalen Sendeleistung machte Carlius keine Angabe. Die niedrige Frequenz habe man wegen ihrer höheren Reichweite und der besseren Versorgung in Gebäuden gewählt. Maximal kann das vorgesehene Funkmodul 2000 Meter überbrücken, die höchstmögliche Distanz zum nächsten Access Point liegt damit bei 14 Kilometern. Dieser Übergang ins öffentliche Netz kann auch ein PC mit Internet-Anschluss sein, an den man einen Mesh-USB-Adapter hängt. Die Akkustandzeit der Mesh-Telefone soll der von GSM-Handys entsprechen.

Gespräche und Kurznachrichten kosten nichts, solange der Datenverkehr innerhalb einer Mesh-Zelle läuft. Erst wenn die Daten den Access Point passieren, fängt der Gebührenzähler zu ticken an. Von diesem Peer-to-Peer-Modell seien die etablierten Netzbetreiber wenig angetan, gibt Carlius zu. Denn weil sich die Nutzer ihre eigene Infrastruktur schaffen, könnten neue Provider mit niedrigeren Investitionen für Funkmasten und Verbindungsnetze starten.

Einer der Finanziers von TerraNet ist der Konzern Ericsson, der nicht nur Handys (über sein Joint Venture mit Sony) herstellt, sondern auch Infrastruktur-Hardware für Handynetze (mittlerweile das Hauptgeschäft des Konzerns). Ob Ericsson auch Mesh-Handys für TerraNet fabrizieren wird, ist noch offen. Der Preis für Einstiegsmodelle, die ausschließlich mit dem Mesh-Funk arbeiten, steht dagegen schon fest: 50 US-Dollar. Später sollen auch Dual-Mode-Handys mit GSM/UMTS und Mesh auf den Markt kommen. Ende 2008 will TerraNet in Südamerika starten, in Europa soll es die Geräte ein Jahr später geben. (ea)