Sind mobile Navigationsgeräte inzwischen überflüssig?

Mobile Navigationssysteme gegen Softwarelösungen fürs Smartphone

Der ADAC hat mobile Navigationsgeräte mit Softwarelösungen auf dem Smartphone verglichen. Letztere schnitten zum Teil gut ab, doch die mobilen Navis haben ihre Berechtigung noch nicht verloren

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Von
  • Martin Franz

München, 20. November 2012 – Vom einstigen Boom mobiler Navigationssysteme ist nicht viel geblieben. Die Verkaufszahlen sind seit einiger Zeit stark rückläufig, wie aus der Statistik Cemix der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik hervorgeht. Demnach wurden im ersten Quartal diesen Jahres 14,1 Prozent weniger Geräte verkauft als 2011. Auch der Preis, den die Hersteller im Schnitt für ein Navi erzielen konnten, sank in diesem Zeitraum von 162 auf 147 Euro. Doch ein aktueller Vergleichstest des ADAC zwischen Smartphones und mobilen Navigationsgeräten zeigt, dass letztere durchaus noch ihre Berechtigung haben.

Mobile Navis unter Druck

Für das nachlassende Interesse der Käufer an mobilen Navis gibt es hauptsächlich zwei Gründe: Zum einen senken einige Autohersteller die Preise für Navigationssysteme ab Werk auf ein Maß, das immer mehr Neuwagenkäufer offenbar bereit sind zu zahlen. Als Beispiel sei hier nur Mercedes genannt: Ein Navigationssystem für die C-Klasse ist inzwischen ab 892 Euro zu haben – noch vor einigen Jahren noch unvorstellbar.

Eine weitere Ursache für die lauen Verkaufszahlen mobiler Navigationssysteme liegt im Boom der Smartphones, die alles, was zum Wegweisen nötig ist, ab Werk mitbringen. Die Karten liefern einige gleich mit, Apps zum Navigieren gibt es inzwischen für alle Betriebssysteme. Die Bildschirme der Smartphones sind inzwischen zum Teil größer als der von billigen Navis. Zudem hat man das Smartphone meist ohnehin dabei und spart sich so ein weiteres Gerät.

Die Software-Lösung auf dem Smartphone hat jedoch auch handfeste Nachteile. Zum einen sollte man ein Ladegerät bei sich haben, das sich an den Zigarettenanzünder anschließen lässt. Denn der Akku macht bei längerem GPS-Einsatz schnell schlapp. Solche Kabel sind, genauso wie eine solide Halterung, meistens nicht teuer.

Datenmenge beachten

Bei der Nutzung von Google Maps oder GPS Navigation 2 von Skobbler entstehen große Datenmengen, da die Routen und Verkehrsinformationen online geladen werden. Das gilt natürlich erst recht, wenn man Satellitenbilder nutzen will. Ein monatliches Datenkontingent von ein paar hundert Megabyte ist schnell aufgebraucht. Je nach Anbieter wird es dann teuer oder unmöglich, denn mit den Geschwindigkeiten, auf die einige Provider nach dem Verbrauch der erlaubten Datenmenge drosseln, ist zumindest die Navigation mit Satellitenbildern ausgeschlossen.

Im Test des ADAC zeigten die mobilen Navis, dass ihre Handhabung meist etwas einfacher ist als die der Softwarelösungen. Auch die Ablenkung war in jedem Fall geringer. Bei der Routenberechnung und bei der Navigation waren die vier mit gut bewerteten Softwarelösungen zum Teil sogar besser als bei den mobilen Geräten. Vom kostenlosen Google-Angebot einmal abgesehen, kosten die guten Lösungen von TomTom, Navigon und Garmin aber auch zwischen 80 und 90 Euro – ohne Smartphone, versteht sich. Die Listenpreise für die getesteten mobilen Geräte lagen zwischen 199 und 299 Euro. Darin ist dann auch eine Freisprecheinrichtung enthalten.

Schwächen im Detail

Alle getesteten Navis und Software-Lösungen haben einen Schwachpunkt. Langzeitsperren von Streckenabschnitten werden in der Routenberechnung nicht berücksichtigt. Die Spanne bei der Verkehrserkennung reicht von einer nahezu vollständigen Berücksichtigung des aktuellen Geschehens – beim TomTom-Navi GO LIVE 1015 – über die bloße Anzeige der Situation (Google Maps), bis hin zum völligen Ignorieren der Verkehrssituation (Smartphone-Software GPS Navigation 2/ Skobbler). Schwachpunkt bei der Navigationssoftware von Falk, die mit „befriedigend“ benotet wird: Auf den verschiedenen Smartphones startete das Programm nicht immer zuverlässig. Die kostenlose Software OVI Maps 2.0 brauchte zu lange zur Routenberechnung und für einen Kontakt zum Satelliten, zudem war die Handhabung hier und da etwas knifflig.

Fazit

Die vier mobilen Navigationsgeräte erreichten im Test ein gut, von den acht Softwarelösungen erreichte die Hälfte ein gut, der Rest schnitt nur befriedigend ab. Für Vielfahrer lohnt sich daher noch immer ein fest eingebautes Gerät ab Werk oder ein mobiles Navi. Wer dagegen nur gelegentlich mal einen Wegweiser braucht und ohnehin ein Smartphone besitzt, kann mit einer guten Softwarelösung etwas sparen. (mfz)