Überschätzter Unterfahrschutz

Ein Unterfahren des Lastwagenhecks gehört zu den gefährlichsten Unfallszenarien. ADAC Vizepräsident Thomas Burkhardt hat Abgeordneten des EU-Parlaments in Straßburg heute gezeigt, wie ein wirkungsvoller Unterfahrschutz aussehen könnte. Denn die derzeit vorgeschriebenen Systeme würden beim Aufprall einfach wegbrechen

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München, 11. Dezember 2012 – Ein Auffahrunfall auf einen Lkw mit Unterfahren des Lastwagenhecks gehört zu den gefährlichsten Situationen für Pkw-Insassen – laut ADAC Unfallforschung sterben auf diese Art in Deutschland jährlich 40 Menschen, 400 werden schwer verletzt. Um diese Zahl zu reduzieren, wurde 2006 von der EU ein neuer Unterfahrschutz gesetzlich vorgeschrieben. Bereits damals hat der ADAC Bedenken geäußert und später einem Crashtest gezeigt, dass ein nach dieser Vorschrift gefertigter Unterfahrschutz weitgehend nutzlos ist. Jetzt soll die Grundlage der EU-Richtlinie (UN/ECE Verordnung 58) überarbeitet werden. Um die Entscheider zu überzeugen, hat ADAC Vizepräsident Thomas Burkhardt heute Abgeordneten des EU-Parlaments in Straßburg gezeigt, wie eine wirkungsvolle Konstruktion aussehen könnte. Sie zeigt, dass für eine zusätzliche Investition von gerade einmal 100 Euro pro Fahrzeug die Todesfalle Lkw-Heck entschärft werden könnte.

Im Crashtest von 2006 hat der ADAC gezeigt, dass die derzeit vorgeschriebenen Systeme beim Aufprall einfach wegbrechen. Die Verbindung des Systems zum Lkw-Rahmen ist zu schwach, der Pkw rutscht weit unter den Lastwagen. In dem Moment, in dem die Airbags am nötigsten gebraucht werden, drückt sie die Bordwand des Lkw herunter – sie können ihre Schutzwirkung nicht entfalten. Die Fahrgastzelle wird bis zu den hinteren Türen komplett zerstört.

Überschätzter Unterfahrschutz (3 Bilder)

Beim bisher vorgeschriebenen Schutz brechen die Streben, der Pkw rutscht unter das Heck des Lasters.

(Bild: ADAC)

Bei einem zweiten Crashtest mit der vom ADAC verbesserten Vorrichtung geht der simulierte Unfall sehr viel glimpflicher aus. Der durch Schrägstreben stabilisierte Unterfahrschutz fängt die Wucht des Aufpralls ab – die Knautschzone des Pkw wird ihrer Aufgabe gerecht. Der Wagen rutscht nicht unter den Lkw und die Airbags können die Insassen schützen. Die Bordwand des Lastwagens berührt die Fahrgastzelle nicht. Die Verletzungen wären – wenn überhaupt vorhanden – nicht lebensbedrohlich. Kosten würde die Optimierung rund 100 Euro pro Lkw.

Laut ADAC müsste folgendes in der neuen UN/ECE Verordnung sowie im Nachgang in der EU-Richtlinie geändert werden: Erstens müssten die statischen Prüflasten für die Zulassung von Unterfahrschutz-Systemen deutlich erhöht und an drei Punkten aufgebracht werden, zweitens die zulässige Montierhöhe auf 550 bis 450 Millimeter reduziert werden und drittens müsste das System sehr viel näher an der Bordwand des LKW angebracht werden. (fpi)