Cebit

Intel Skulltrail: 2 CPUs, 8 Kerne, 4 GPUs, 1400 Watt

Die "Gamer-Workstation" namens Skulltrail sollte eigentlich AMD Quad FX kontern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 384 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.

Mehrfach angekündigt, nun wenigstens für die Presse verfügbar, irgendwann nach der CeBIT wohl auch für zahlungskräftige Technik-Freaks: Das Skulltrail-System mit zwei (übertakteten) Quad-Core-Prozessoren und bis zu vier Grafikkarten markiert Intels Führungsanspruch im High-End-PC-Segment. Der praktische Nutzwert des mindestens etwa 5000 Euro teuren Overkill-Computers scheint dabei eher nebensächlich – Klotzen statt Kleckern lautet die Devise.

Die Idee zu Skulltrail stammt offensichtlich nicht von Intel: Mit Quad FX hatte AMD vor nunmehr rund 14 Monaten eine "Plattform" für zwei übertaktbare (Dual-Core-)Prozessoren und bis zu vier PCIe-Grafikkarten vorgestellt – zunächst ausschließlich in den USA. Auf der CeBIT 2007 war das bis heute einzige Quad-FX-Board, das Asus L1N64-SLI WS mit Nvidia-nForce-680a-Chipsatz, quasi nebenbei auch mal in Deutschland zu sehen. Quad FX war im Grunde bereits bei seiner Einführung obsolet, weil Intel im November 2006 den ersten Quad-Core-Prozessor vorgestellt hatte.

AMD hatte allerdings versprochen, dass stolze Besitzer einer Quad-FX-Plattform später "nahtlos" ihre beiden Dual-Core-Athlons gegen Quad-Core-Phenoms tauschen könnten. Das ist bis heute wegen der enormen Verzögerungen bei der K10-Produktreihe unmöglich. AMD ist mittlerweile auch der Nvidia-Chipsatz bei Quad FX ein Dorn im Auge; es sollte also eigentlich mittlerweile ein Quad-FX-Nachfolger mit AMD-700-Chipsatz und PCI-Express-2.0-Anbindung für vier Radeon-Grafikkarten (Crossfire X) im Rennen sein.

Auf dieses bisher virtuelle Produkt zielt eigentlich Intels Skulltrail: Wie einst beim Pentium 4 Extreme Edition, dem hastigen Konter der Athlon-64-FX-Baureihe (und auch bei Quad FX), kommen umetikettierte Server- beziehungsweise Workstation-Prozessoren zum Einsatz. Die beiden auf den Namen Core 2 Extreme QX9775 umgetauften 45-nm-Xeons mit jeweils vier Kernen, 2 ×6  MByte L2-Cache und nominell 3,2 GHz Taktfrequenz sitzen auf dem bislang einzigen Skulltrail-Mainboard Intel D5400XS mit zwei LGA771-Fassungen. Als Chipsatz dient der 5400 (Seaburg), der etwa auch im Apple Mac Pro steckt und zwei FSB1600-Prozessoren mit vier Speicherkanälen für Fully-Buffered-(FB-)DIMMs mit 400 MHz Taktfrequenz (DDR2-800/PC2-6400F) sowie zwei PCIe-2.0-x16-Ports verknüpft.

Diese Ports sind nun nicht etwa direkt mit zwei Grafikkarten nutzbar, denn dann würde ja wegen der Nvidiaschen SLI-Blockade auf fremden Chipsätzen nur Crossfire funktionieren oder man könnte mehrere Grafikkarten (wie im Mac Pro) lediglich für Multi-Monitor-Systeme nutzen. Intel wollte aber unbedingt SLI und lötet deshalb zwei Nvidia-Chips namens nForce 100 aufs Board, die jeden der beiden PCIe-2.0-x16-Port auf zwei PCIe-1.1-x16-Protes aufteilen. Damit funktioniert SLI, aber dummerweise nur 2-Wege- und nicht etwa 3-Wege-SLI wie bei den mittlerweile lieferbaren nForce-780i-Boards für Core 2 Duos oder Quads. Möglicherweise könnte eines Tages auch 4-Wege-SLI funktionieren, aber einerseits beherrschen das die bisherigen Nvidia-Treiber nicht, andererseits passen auf das Skulltrail-Board "bloß" drei Grafikakrten mit doppelt breiten Kühlern.

Greift man dabei zu drei GeForce-8800-Ultra-Karten, dann treibt das nicht nur den Systempreis in astronomische Höhen – Intel verrät noch nichts, aber man munkelt von etwa 1500 Euro pro CPU plus 400 Euro fürs Board –, sondern auch die Leistungsaufnahme: Pro Prozessor werden (ohne Übertaktung) 150 Watt in der Spitze fällig, pro Grafikkarte sind im Extremfall 230 Watt nötig. Konsequenterweise empfiehlt Intel auch gleich den Einbau eines Netzteils mit 1200 bis 1400 Watt Nennleistung. Ein Skulltrail-Testsystem mit zwei GeForce-8800-GTX-Karten, vier FB-DIMMs und einer Festplatte brachte es im c't-Labor unter Volllast allerdings bloß auf 653 Watt netzseitige Leistungsaufnahme.

Von der Performance her kann Skulltrail bisher nur eingeschränkt überzeugen: Zwar bringen es die acht 3,2-GHz-Kerne im Verbund mit 4-Kanal-Speicher tatsächlich auf mehr als 20.000 Cinebench-Punkte, wie es (anscheinend) Intel in einem seltsamen YouTube-Video kurz vor dem letzten IDF angekündigt hatte. Doch mangels 3-Way SLI muss sich Skulltrail bei der 3D-Grafikbeschleunigung nForce-780i-Boards mit nur einem Quad-Core-Prozessor, nämlich dem ebenfalls noch nicht lieferbaren Core 2 Extreme QX9770, geschlagen geben. Mit beiden Systemen lässt sich aber etwa der DirectX-10-Ressourcenfresser Crysis ruckelfrei auf einem 30-Zoll-Display in voller Auflösung spielen. (ciw)