EU-Kommission stimmt Fastweb-Übernahme durch Swisscom zu

Mit der Genehmigung durch die EU-Kommission hat Swisscom eine entscheidende Hürde bei der Übernahme des italienischen Providers Fastweb genommen.

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Von
  • Tom Sperlich

Das Schweizer Telekommunikationsunternehmen Swisscom AG ist bei der geplanten Übernahme von Fastweb erneut einen Schritt vorangekommen. Die EU-Kommission gab der Swisscom an heutigen Donnerstag grünes Licht für die geplante Übernahme des zweitgrößten italienischen Festnetzbetreibers Fastweb, teilte die Swisscom am Nachmittag mit. Die uneingeschränkte Genehmigung durch die Europäische Kommission war eine wichtige Hürde, die es für Swisscom zu nehmen galt. Die Frist des öffentlichen Übernahmeangebots endet am kommenden Dienstag. Die italienische Börsenaufsicht hatte der Übernahme bereits zugestimmt. Auch der Verwaltungsrat von Fastweb hat sich bereits für eine Annahme des Angebots ausgesprochen.

Daneben wurden bereits folgende weiteren Bedingungen erfüllt: Der Großaktionär und Präsident des Fastweb-Verwaltungsrats Silvio Scaglia hat der Swisscom seinen gesamten Anteil in Höhe von rund 18,7 Prozent am Fastweb-Aktienkapital zum Kauf angeboten. Auch die Schweizer Wettbewerbskommission stimmte der geplanten Übernahme zu, da durch die Transaktion weder eine marktbeherrschende Stellung geschaffen noch verstärkt würde. Swisscom hatte Fastweb im März ein freundliches Übernahmeangebot unterbreitet.

Den Aktionären wird ein Preis von 47 Euro (rund 78 Franken) je Aktie geboten, was einem Gesamtpreis von 3,7 Milliarden Euro (6,1 Milliarden Franken) für 100 Prozent der Aktien entspricht. Hinzu käme die Übernahme von Schulden von Fastweb in der Höhe von 1,1 Milliarden Euro (1,8 Milliarden Franken). Finanziert wird die Übernahme durch Fremdmittel und – abhängig von der Höhe der angedienten Fastweb-Aktien – den Verkauf von eigenen Aktien. Ebenfalls in die Finanzierung einfließen soll, wie gestern gemeldet, der Erlös aus dem Verkauf des ungarischen Fernsehsenders Antenna Hungaria.

Fastweb, gegründet 2001, ist DSL-Anbieter in Italien mit Sprach-, Daten- und Video-Diensten auf IP-Basis, und in 2006 mit einem Umsatz von 1,26 Milliarden Euro (bei einem Verlust von 124 Millionen Euro). IPTV wird über die Fastweb-Netze bereits seit 2001 verbreitet. Swisscom will weiterhin beträchtlich investieren, um das Wachstum von Fastweb auf dem italienischen Breitband-Markt voranzutreiben.

Wachstum auf dem heimischen Swisscom-Markt gibt es bei der führenden Schweizer Telco und Netzwerkbetreiberin ebenfalls zu vermelden. Wenn schon nicht in ausgeprägt besseren Finanzzahlen, so doch wenigstens mit stark angehobenen Bandbreiten. Ab 1. Juli dieses Jahres bietet Swisscom Fixnet Wholesale die ersten Breitbandangebote für Privat- und Geschäftskunden mit Datenraten im Download bis zu 16.000 Kilobit pro Sekunde an. Im Upload sollen bis zu 4.000 KBit/s erreicht werden. Damit erhalten die Schweizer Kunden erstmals ein kommerzielles Angebot auf Basis der Breitbandtechnik VDSL.

Aus drei verschiedenen Profilen können Kunden dabei auswählen. Privatkunden: max. 15.000/1.000 KBit/s down/up und Geschäftskunden stehen entweder maximal 12000/2000 kbit/s oder maximal 16000/4000 kBit/s zur Verfügung. Bis Ende 2007 will die Swisscom rund 50 Prozent der Schweizer Haushalte Zugang zu seinem VDSL-Netz bieten und bis Ende 2008 Investitionen von insgesamt rund 600 bis 700 Millionen Franken (988 bis 1153 Millionen Euro) in den Ausbau des VDSL-Netzes tätigen.

Wie die Swisscom weiter mitteilt, kommt der Schweiz im internationalen Vergleich bereits heute eine führende Rolle in puncto Breitbandabdeckung zu. Gemäß einer OECD-Studie liegt die Schweiz auf Platz 5 der weltweiten Nutzung von Breitband-Internetzugängen (xDSL und Kabelnetze): Ende 2006 lag die Zahl der Anschlüsse gemäß der Studie bei 2,14 Millionen oder rund 70 Prozent aller Schweizer Haushalte. Mit dem weiteren Ausbau der VDSL-Infrastruktur wird das Land die Spitzenposition nach Meinung der Swisscom noch ausbauen können. (Tom Sperlich) / (vbr)