Wie wird Motoröl hergestellt und was muss man über seine Anwendung wissen?

Öl-ABC: Wissenswertes über Motoröl

Das „Ölnachfüllen“ ist für viele Autofahrer die einzige Wartungsarbeit, die sie zwischen den Inspektionen selbst vornehmen. Obwohl es selten erforderlich ist, lohnt es sich, ein wenig über Motoröl zu wissen – denn das falsche Öl kann teuer werden

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Gernot Goppelt

Berlin, 28. Dezember 2012 – Dass ein Automotor Öl benötigt, weiß fast jeder. Was aber verbirgt sich hinter der Bezeichnung Mehrbereichsöl oder der Kennung 10W-40? Und warum muss Öl überhaupt von Zeit zu Zeit gewechselt werden? Die wichtigsten Antworten rund ums Motoröl geben Experten von ADAC, TÜV Süd, der Sachverständigenorganisation KÜS und dem Automobilclub von Deutschland (AvD).

Wozu benötigt ein Verbrennungsmotor Öl?

(Bild: Castrol)

Öl ist der Schmierstoff des Motors. Es sorgt für einen leichten Lauf und ein reibungsarmes Zusammenspiel der beweglichen Teile im Motor. Das Motoröl dient auch zur Feinabdichtung zwischen Kolben, Kolbenringen und Zylinderlaufflächen. Und es hat einen kühlenden Effekt: Es senkt die Temperatur von Teilen, an die das Kühlmittel nicht herankommt – zum Beispiel die Kolben. Öl sorgt außerdem dafür, dass Motorteile von Verbrennungsrückständen gereinigt werden. Fehlt es, kann es zum berüchtigten Kolbenfresser kommen.

Wie viel Öl verbraucht ein Auto?

Laut den Erfahrungswerten der KÜS beträgt der Ölverlust zwischen 0,5 und 1 Liter auf 1000 Kilometer – bei modernen und neuwertigen Autos liegt er oft weitaus niedriger. Wie hoch er genau ist, hängt unter anderem von der Dichtigkeit der Kolbenringe, der Zylinderzahl und dem Hubraum ab. Ein Bugatti Veyron mit 16 Brennkammern wird mehr Öl benötigen als ein Dreizylinder im Peugeot 208. Öl wird laut TÜV verbraucht, weil es teilweise verbrannt wird oder über die Motorentlüftung verdampft.

Wie wird der Ölstand überprüft?

Bei modernen Autos wird der Ölstand automatisch überwacht. Sobald eine gewisse Füllhöhe unterschritten ist oder der Öldruck sinkt, gibt eine Anzeige im Cockpitdisplay Alarm. Dennoch sollte der Stand nach einer Faustformel des AvD bei jeder zweiten Betankung manuell überprüft werden. Dabei wird der Wagen auf einer geraden Fläche abgestellt. Dann den Messstab herausziehen, abwischen, wieder vollständig einschieben und erneut herausziehen. Anhand der Markierungen am Messstab kann der Ölstand abgelesen werden.

Wann ist ein Ölwechsel an der Reihe – und warum überhaupt?

(Bild: Aral)

Die Intervalle für den Ölwechsel gibt der Hersteller vor. Aufgrund voranschreitender Technik bei Motoren und Ölen werden sie immer größer. Dennoch unterliegt Motoröl grundsätzlich dem Verschleiß: Verbrennungsrückstände wie Ruß oder Schwefeloxide und der Motorabrieb können es zum Beispiel verunreinigen. Auch kann es zu einer Verdünnung kommen – zum Beispiel durch unverbranntes Benzin bei häufigen Kaltstarts von Ottomotoren. In einem solchen Fall leidet die sogenannte Viskosität oder Schmierfähigkeit des Motoröls. Im schlimmsten Fall kommt es dadurch zu Antriebsschäden. Bei Dieselmotoren kann Ruß vor allem im Winter zu einer Ölverdickung führen.

Sollte der Ölfilter beim Ölwechsel gleich mit erneuert werden?

Nahezu synchron zum Öl verschmutzt auch der Ölfilter, da er Verschmutzungen des Schmierstoffs auffängt. Experten empfehlen deshalb, den Filter zeitgleich mit dem Öl auszutauschen. Sobald sich der Filter mit Metallabrieb und Verbrennungsrückständen zugesetzt hat, öffnet sich ein Bypass-Ventil, damit die Schmierung gewährleistet bleibt. So kann ungefiltertes Öl in den Motor gelangen.

Welches Öl sollte verwendet werden?

Unterschiedliche Motorkonzepte stellen grundsätzlich individuelle Anforderungen an das Motoröl, so der ADAC. Informationen zur vorgeschriebenen Ölsorte finden sich in der Betriebsanleitung des Fahrzeuges. Alternativ geben Fachwerkstätten Auskunft. „Bei der Auswahl des Motoröls sollte man sich auch zur Sicherung der Garantieansprüche immer an die Herstellervorgaben halten und dann erst am Preis orientieren“, schreibt der ADAC auf seiner Webseite.

Was steckt hinter Kennungen wie 10W-40 oder 25W-60?

(Bild: Liqui Moly)

Als Bezeichnung geeigneter Motoröle finden Halter in Handbüchern kryptische Angaben wie 10W-40 oder 25W-60. Dabei handelt es sich um die sogenannten SAE-Klassen (Society of Automotive Engineers). Diese finden sich an den Ölflaschen wieder und dienen der Orientierung beim Einkauf. Technisch geben die Zahlen Auskunft über die Viskosität bei bestimmten Bezugstemperaturen. Die Zahl vor dem „W“ beschreibt die Fließeigenschaft des Öls bei Kälte – je kleiner die Zahl, desto flüssiger ist das Öl. Die Zahl hinter dem „W“ beschreibt die Viskosität bei 100 Grad Celsius. Einige Autohersteller legen zur weiteren Spezifizierung eigene Normen fest.

Worin liegt der Unterschied zwischen Ein- und Mehrbereichsöl?

Öl ist bei Kälte dick und bei Hitze dünn. Auch bei den veralteten Einbereichsölen für Fahrzeugmotoren ist das so, sie sind also nur für bestimmte Umgebungstemperaturen geeignet. Deshalb stand früher im Herbst und Frühjahr der obligatorische Ölwechsel an. Sogenannte Mehrbereichsöle behalten ihre Schmiereigenschaft in der Regel unabhängig von der Außentemperatur.

Was ist der Unterschied zwischen Mineral- und Synthetikölen?

(Bild: Aral)

Mineralöle werden direkt aus Erdöldestillaten gewonnen. Sie bestehen aus Kohlenwasserstoffverbindungen und sind vergleichsweise einfach herzustellen. Die teureren Synthetiköle sind aufwendig aus Erdöl chemisch hergestellte Verbindungen, die im Rohöl so nicht vorkommen. Beiden Typen werden spezielle Zusatzstoffe zugesetzt. Diese Additive eignen sich aber besser für Synthetiköle. Sie sollen die Fließeigenschaften verbessern, der Korrosion vorbeugen oder die Schaumbildung verhindern.

Dürfen Motoröle gemischt werden?

Laut ADAC sollten Öle für verschiedene Motorenkonzepte nie zusammengegossen werden. Ansonsten stellt das Mischen laut TÜV kein Problem dar, sofern man die Herstellervorgaben zur Leistungsfähigkeit des Öls beachtet – andernfalls drohen Motorschäden.

Was sind Leichtlauföle, und warum lässt sich durch sie Sprit sparen?

Leichtlauföle verringern im Vergleich zu herkömmlichen Mehrbereichsölen durch verbesserte Fließeigenschaften nochmals die Reibung im Motor. Sie liegen zumeist in den SAE-Bereichen 0W-30, 0W-40, 5W-30 und 5W-40. Ihr Sparpotenzial hängt von der Motorart (Diesel, Benzin, Gas), der Motortemperatur, der Fahrweise und dem Streckenprofil ab. Laut ADAC sinkt der Spritverbrauch durch die Verwendung von Leichtlaufölen im Kurzstreckenverkehr um vier bis sechs, bei Überlandfahrten bis zu vier, auf der Autobahn um bis zu zwei Prozent.

Was ist von Ölzusätzen aus dem Zubehörhandel zu halten?

Modernen Motorölen werden schon bei der Herstellung spezielle Additive zugefügt – etwa, um die Viskosität möglichst unabhängig von der Umgebungstemperatur zu machen. Universelle Zusätze, wie es sie im Zubehörhandel gibt, können dieses Gleichgewicht aus Sicht der Autohersteller stören und im Extremfall zu Motorschäden führen. Sie lehnen solche Ölzusätze deshalb strikt ab. Kann bei einem Schaden der Zusammenhang mit Zusätzen bewiesen werden, übernehmen Autobauer keine Haftung. Garantien und Gewährleistungen gelten dann nicht mehr. (Stefan Weißenborn, dpa) (ggo)