CES

Kontrollierte Video-Verbreitung mit Ciscos Videoscape Unity

Der Netzwerkausrüster hat eine neue Version der Video-Plattform vorgestellt, die nun um DRM-Technik von NDS erweitert wurde. Cisco erhofft sich gute Geschäfte mit der TV- und Kabelnetzbranche, gerade in den besonders TV-affinen USA.

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Cisco hat auf der CES mit "Videoscape Unity" eine neue Version der Plattform zur kontrollierten Verbreitung von Video-Inhalten vorgestellt. Sie wurde um DRM-Technik von NDS erweitert; Cisco hatte das Unternehmen Mitte vergangenen Jahres übernommen.

Videoscape Unity ist eine Plattform für Anbieter von Bewegtbildern wie etwa Kabelnetzbetreiber. Sie beherrscht die Wiedergabe von Video auf unterschiedlichen Geräten mit jeweils an das Gerät und die aktuellen Netzwerkbedingungen angepassten Bitraten. Dabei kann auf Live-TV, Webvideos und in der Cloud gespeicherte TV-Übertragungen zugegriffen werden.

Interaktion mit sozialen Netzwerken ist ebenso enthalten wie ein System, das neue Inhalte anhand der bisher genutzten Übertragungen vorschlägt. Dabei kann zwischen verschiedenen Personen des Haushalts unterschieden werden. Anbieter können die TV-Nutzung in Echtzeit überwachen. Statt wie bisher zeitversetzt Stichprobendaten zu erhalten, können sie mit Videoscape Unity die Gewohnheiten aller Individuen in ihrem Empfängerkreis erheben. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für Werbeschaltungen – im Programm, aber auch auf anderen mit dem System verbundenen Geräten wie Handys, Computern und Tablets.

Das Interface soll auf allen Geräten ähnlich sein und wird nach den Wünschen des Videodienstanbieters ausgestaltet. Cisco stellt höheren Umsatz je Kunde (ARPU) und geringere Kündigungsraten (Churn) in Aussicht. "Die Anbieter werden sich nicht mehr durch Inhalte (von der Konkurrenz) abheben können, sondern dadurch, wie ihre Inhalte übermittelt werden", sagte Jesper Anders von Cisco.

Liberty-Global-CTO Balan Nair strich zwei Vorteile heraus: Die von Cisco angebotene Virtualisierung der Videospeicherung "in der Cloud" spare Geld, weil Liberty damit nur einen einzigen Datenspeicher für mehrere Länder betreiben müsse. Zudem gehe die Epoche zu Ende, in der Gebührenerhöhungen mit zusätzlichen Kanälen gerechtfertigt werden konnten. Daher müssten neue Einnahmequellen erschlossen werden. Neue Features und Zusatzdienste seien die Zukunft. Die damit erzielten Umsätze seien bisher doppelt so hoch wie geplant.

Joe Inzerillo von der Major League Baseball freut sich auf "wertbasiertes Pricing". Er hofft auf höhere Einnahmen, wenn die Kunden ihre Übertragungen gezielt auswählen und bezahlen, als wenn sie nur aus vorgefertigten Paketen wählen können. Die Erfahrungen mit Pay-TV in den USA können aber nicht einfach auf Europa übertragen werden. Andrew Olson von BSkyB berichtete davon, dass in den USA 92 Prozent der Haushalte Pay-TV hätten, in Großbritannien nur 60 Prozent.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Fernsehbranche ist in den USA nicht zu unterschätzen, allen Nachrichten von zurückgehendem Pay-TV- und Kabel-Konsum zum Trotz. Schätzungen der Marktforscher von Nielsen für September 2012 sehen 278 Millionen Internet-Nutzer, von denen 212 Millionen in dem Monat tatsächlich online waren. Dem gegenüber stehen aber 289 Millionen Haushalte mit TV-Gerät. Davon besitzen 119 Millionen vier oder mehr Fernsehapparate.

Und diese werden auch genutzt: Der durchschnittliche US-Amerikaner sieht knapp 145 Stunden pro Monat klassisch fern – in Deutschland sind es 24 Stunden weniger. Nielsen nennt für die USA weitere Konsumdaten: elfeinhalb Stunden zeitversetztes TV und jeweils über fünf Stunden Video am Handy, DVD/Blu-ray sowie Internet-Video. Insgesamt ist das mehr als eine Woche pro Monat. Die klassische Internetnutzung am Computer kommt mit 28,5 Stunden dagegen nicht an.

Im Vergleich zum Gesamtschnitt von 145 Stunden klassischen TV-Konsums pro Monat und US-Bürger sehen Frauen (153 Stunden), Personen ab 55 Jahren (196 Stunden) und Afroamerikaner (202 Stunden pro Monat) besonders viel fern. US-Amerikaner mit asiatischer Herkunft sind hingegen deutlich weniger TV-affin, sie kommen auf 90,5 Stunden pro Monat.

Für AT&T hat Cisco ein neues System zur Videoüberwachung der eigenen vier Wände namens "Digital Life" entwickelt. Cisco liefert die Steuergeräte und leistet Serverdienste. Die Daten werden vom überwachten Gebäude mit Mobilfunk zu einem zentralen Server "in der Cloud" übertragen.

Endkunden können die in ihren Räumen installierten Videokameras von unterwegs zuschalten, bestimmten Personen Tür und Tor öffnen, Haushaltsgeräte und Licht steuern, und so fort. Sie erhalten auch Alarmmeldungen, wenn Sensoren Ereignisse wie Glasbruch, Feuchtigkeit oder Öffnungen von Türen oder Fenstern melden. (anw)