CES

Qualcomms Quad-Core-Konter

Mit vier Kernen, einer verbesserten Mikroarchitektur und Taktfrequenzen von bis zu 2,3 GHz will Qualcomm der Konkurrenz bei Smartphone-Prozessoren Paroli bieten.

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Von
  • Benjamin Benz

Qualcomm hat auf der CES zwei neue Systems-on-Chip (SoC) für Highend-Smartphones und Tablets vorgestellt: Das neue Flaggschiff Snapdragon 800 und sein kleiner Bruder Snapdragon 600 sollen in erster Linie der Konkurrenz mit ARMs Standard-Kern ARM Cortex-A15 sowie Apples A6 und A6X Paroli bieten. Dafür hat Qualcomm zum einen den selbst entwickelten, aber ARM-kompatiblen Krait-Kern überarbeitet und zum anderen dessen Taktfrequenz deutlich erhöht.

So arbeiten im Snapdragon 800 nun vier Krait-400-Kerne mit bis zu 2,3 GHz. Damit soll das neue SoC bis zu 75 Prozent schneller arbeiten als der Snapdragon S4 Pro mit Taktfrequenzen bis zu 1,7 GHz. Die höhere Taktfrequenz geht vermutlich mit der Umstellung auf einen neuen 28-nm-Prozess (HPm) mit High-K- und Metal-Gate-Technik von TSMC zurück. Ob Qualcomm dafür auch die Spannung anheben muss, ist noch nicht bekannt. Unterm Strich soll der Snapdragon 800 mehr Rechenleistung pro Watt liefern als Konkurrenten wie Exynos 5, OMAP5 oder Tegra 4 –. kein Wunder, denn deren Cortex-A15-Kern gilt zwar als schnell, aber auch stromhungrig.

Gegenüber dem bisherigen Krait soll der neue Krait 400 dank verbesserter Sprungvorhersage und einem Hardware Prefetcher mehr Befehle pro Taktzyklus ausführen. Dazu kommt, dass er mehr Befehle out-of-order umsortieren und Befehle zwischen den einzelnen Stufen der Pipeline weiterleiten kann. Die Länge der Pipeline bleibt indes unverändert bei elf Stufen. Auch beim Speicher-Interface hat Qualcomm nachgelegt: So hat das neue SoC nun zwei 32-bittige Kanäle für LPDDR3-Speicher mit 800 MHz. Auch der L2-Cache soll schneller geworden sein.

Auf einen oder mehrere separate Stromspar-Kerne – für Situationen in denen wenig Rechenarbeit anliegt – verzichtet Qualcomm und setzt stattdessen auf Mechanismen, die stark an die Turbos von Intel und AMD erinnern: So können die einzelnen Kerne je nach Bedarf ihre Taktfrequenzen (asynchronous SMP) anpassen. Zudem soll eine neue Einheit namens Hexagon DSP V5 dem Prozessor bei Gleitkommaoperationen und Multimediaaufgaben auf stromsparende Weise unter die Arme greifen. Qualcomm spricht in diesem Zusammenhang auch von Dynamic Multithreading.

Die neue Adreno 330 Grafikeinheit soll 50 Prozent mehr Grafikleistung haben als die bisherige Adreno 320 und bei GPGPU-Berechnungen sogar doppelt so schnell sein. Adreno 330 soll Displays mit Auflösungen bis zu 2560 × 2048 Pixeln beliefern. Die Videobeschleuniger verarbeiten nun auch hochauflösendes 4K-Material (Aufnahme und Wiedergabe). Zudem sind Modems für LTE mit Datenraten bis zu 150 MBit/s und WLAN 802.11ac mit an Bord. Mit Peripherie kommuniziert das Soc über USB 3.0, Bluetooth oder sogar FM-Radio.

Der Snapdragon 600 soll immerhin 40 Prozent schneller sein als der Snapdron S4 Pro und betreibt seine vier Krait-300-Kerne mit maximal 1,9 GHz. Diesen steht eine Adreno-320-Grafikeinheit mit leicht gesteigerter aber noch unbekannter Taktfrequenz zur Seite.

Derzeit liefert Qualcomm erste Muster der beiden neuen SoCs – kommerzielle Geräte könnten Mitte des Jahres auf den Markt kommen. Am Rande hat Qualcomm übrigens noch weitere Modell Modellnummern erwähnt: Snapdragon 200 und 400. Bleibt zu hoffen, dass das neue Namensschema übersichtlicher wird als das erst Ende 2011 eingeführte mit Namen wie S3 und S4. (bbe)