Nach dem Scheiterhaufen das Verbot: Videospiele nach Newtown

Über allem steht die Freiheit der Bürger - laut Verfassung hat sich in den USA der Staat nicht in ihre Belange einzumischen. Nach dem Massaker in Connecticut will Obama die Menschen jedoch besser schützen und nimmt sich Waffen und Videospiele vor.

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Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, die Freiheit jedes Bürgers Waffen zu tragen, Freedom Fries – wer in den USA lebt, könne tun was er will, nie wieder müsse er Repressionen des Staates hinnehmen. Nach dem Amoklauf von Newtown im Dezember 2012 stehen die Vereinigten Staaten jedoch vor einem grundlegenden Kulturkampf. Auch wenn in der Debatte der Umgang mit Waffen dominiert, streitet sich die Öffentlichkeit ebenfalls auf einem weniger beachteten Schauplatz.

In einer ersten Aktion nahm sich eine Gruppe aus dem nahe gelegenen Southington Videospiele vor, die aufgrund ihrer Gewaltdarstellung eindeutig für Erwachsene entwickelt wurden. Wer die Spiele abgab, erhielt einen Gutschein über 25-US-Dollar, den man für andere Formen der Unterhaltung einlösen könnte. Die gesammelten Medien würden anschließend verbrannt.

Nun nimmt sich auch Präsident Obama des Themas an – in seiner Rede vom 16. Januar geht er auf die Zukunft des Mediums ein: “Congress should fund research into the effects that violent video games have on young minds. We don't benefit from ignorance. We don't benefit from not knowing the science of this epidemic of violence.”

Dass der Kongress sich mit den Auswirkungen der Spiele auf die Psyche von jungen Amerikanern beschäftigen soll, stößt bei der International Game Developers Association (IGDA) auf verhaltene Zustimmung. Sie stelle sich zwar nicht gegen die Forschung über Gewalt, jedoch solle diese sich auf alle Medien beziehen und sich nicht ausschließlich auf die negativen Folgen konzentrieren.

In seiner Rede geht Barack Obama ebenfalls auf die Rolle der Waffen ein und fordert vergleichbare Studien. Kontroverser dürften in den USA jedoch seine Vorstellungen über Regulierungen ausfallen: Vor dem Kauf einer Waffe soll in Zukunft ein ausführlicher Eignungstest stehen – noch immer würden 40 Prozent der Käufe ohne Überprüfung des Hintergrunds ablaufen.

Zudem sollen militärische Sturmgewehre nicht mehr in die Hände von Privatpersonen geraten und Magazine maximal 10 Schuss fassen. Solche Waffen bräuchte man ausschließlich um größtmöglichen Schaden zu verursachen. Der Präsident ging ebenfalls auf das republikanische Idol Ronald Reagan ein, der ein vergleichbares Verbot gefordert hatte.

Die amerikanische Verfassung stellt die persönliche Freiheit dem Wunsch der Sicherheit voran – was sowohl die Frage nach der Kontrolle von Waffen und die Zensur von Medien betrifft. Entsprechend sehen nicht nur republikanische Abgeordnete den Vorstoß kritisch. Der demokratische Senator von West Virginia, Joe Manchin, merkte in der Washington Post am Mittwoch an, dass ein solches Verbot nirgendwo hinführen würde.

Schon unter Bill Clinton hatten die USA von 1994 bis 2004 ein vergleichbares Verbot eingeführt. 1999 erschossen zwei Schüler 13 Menschen an einer High School in Columbine. (fo)