Wir haben den überarbeiteten Verso mit 2,0-Liter-Dieselmotor gefahren

Toyota Verso im Fahrbericht

Können sieben Sitze in einem Kompaktfahrzeug untergebracht werden? Toyota hatte das Kunststück gewagt und mit dem Verso eine flexible Kinderkutsche gebaut. Nun bekommt der kompakte Japaner ein neues Gesicht.

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In der Mitte seines Lebenszyklus erhält der Toyota Verso das obligatorische Facelift. 21 Bilder
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Cannes, 18. Januar 2013 – Wer sich von einem Kompaktvan das Platzangebot eines Vans erhofft, wird enttäuscht. Wer hingegen einen Kompakten mit möglichst optimaler Raum(aus)nutzung und Flexibilität erwartet, der hat deutlich mehr Chancen glücklich zu werden, wie auch der Blick in den überarbeiteten Toyota Verso zeigt. Wir haben den Kompaktvan als Siebensitzer gefahren.

Nicht nach Venedig ....

Eines ist klar: Eine Fahrt von Visselhövede nach Venedig mit der vierköpfigen Familie nebst Oma, Opa und Großcousine Veronika ist mit dem Verso nicht drin. In der optional erhältlichen dritten Reihe finden allenfalls Kindergartenkinder ausreichend Platz. Besser, man legt die Lehne um und nutzt den dadurch entstehenden Raum von 440 Liter. Wird auch die zweite Reihe zusammengefaltet, lässt sich auf der 1,83 Meter langen, ebenen Ladefläche eine Menge transportieren.

Gesichtsangleichung

Eindruck schinden kann man mit dem Verso nur bedingt. Das Blechkleid ist auch nach dem Facelift zurückhaltend bis unauffällig. Facelift trifft es in diesem Fall tatsächlich: Die Veränderung ist dem Verso vor allem im Gesicht anzusehen. Wo allerdings die meisten OP-Willigen eine kleinere Nase wünschen, hat man den Verso seines Stupsnäschens beraubt. Das Markenlogo sitzt nun tiefer und mittig im Kühlergrill, der sich mit nur noch einer Chromstrebe zwischen den Frontscheinwerfern breit macht. Die Lichtaugen wurden merklich gestrafft, statt des bisher kleinen Lufteinlasses, öffnet sich nun unter der Schnauze ein mächtiger Schlund. Statt bisheriger Antlitz-Individualität demonstriert der Verso mit dem Lifting nun Markenzugehörigkeit.

Interne Korrektürchen

Auch im Innenraum legten die Design-Chirurgen Hand an, wobei sie ausschließlich kleine Routineeingriffe vornahmen. Neues Material hier, Chromelemente da, das Lenkrad wurde mit Nappaleder bezogen, die Hinterleuchtung der Instrumente überarbeitet. Die Korrekturen täuschen aber nicht darüber hinweg, dass das Interieur einen etwas gleichgültig zusammengestückelten Eindruck macht. Die Mittelkonsole klebt wuchtig am Armaturenbrett, der Materialmix wirkt wenig stringent. Die Rundinstrumente sind dafür klar und übersichtlich. Sie sitzen statt hinter dem Lenkrad mittig zwischen Fahrer und Beifahrer. Geschmackssache. Familienfreundlich: Ein Kinderspiegel ermöglicht Sichtkontakt mit den kleinen Passagieren in der zweiten und dritten Reihe.

Fünf an der Zahl

Fünf Motorisierungen werden für den kompakten Japaner angeboten. Zwei Benziner und zwei Diesel sind bereits bekannt, der Einstiegsselbstzünder 2.0 D-4D wurde überarbeitet. Vernachlässigbare zwei PS kamen ihm dabei abhanden, dafür sanken die CO2-Emissionen um 10 Gramm auf 129 g/km, der Diesel-Durst wurde um 0,7 Liter auf 4,9 Liter pro hundert Kilometer reduziert. Einziger Wermutstropfen: Nur etwa ein Viertel aller Kunden wird sich nach Einschätzungen von Toyota für den kleinen Diesel entscheiden – Volumenmotor ist der 1.8 Valvematic und der ist mit einem Durchschnittsverbrauch von 6,8 Liter deutlich durstiger.

Verso-variabel

Auf Testfahrt begaben wir uns weder mit der Familie nach Venedig, noch mit dem Kühlschrank zum Wertstoffhof, und auch der Nachwuchs auf den Rücksitzen fehlte. Die 32 Konfigurationsmöglicheiten des Easy-Flat-Sitzsystems konnten wir also nur in der Theorie testen – für gut befunden haben wir sie trotzdem. Nach vorne verschiebbare Einzelsitze in der zweiten Reihe, einzeln umklappbare Lehnen, einfacher Auf- und Abbau der Bestuhlung im Kofferraum, auf Wunsch eine komplett ebene Ladefläche bis zu den Vordersitzen, keine innere Ladekante, dafür ein uneinsehbares Fach unterhalb des Ladebodens. Das überzeugt.

Der Wind, der Wind ...

Beim Fahren fällt auf: Die Lenkung reagiert träge. Viel Kurbelei ist notwendig, bis die Räder zögerlich die richtige Richtung einschlagen. Die Sechsgang-Schaltung hakelt hin und wieder, dafür leistet die serienmäßige Schaltempfehlung gute Arbeit. Trotz optimierter Dämmung haben wir ab spätestens 120 km/h geräuschtechnisch das Gefühl, der Wind Visselhövedes wehe durchs Wageninnere. Das Fahrwerk? Nun ja, wir sind schon komfortabler über Bodenwellen geritten. Und der Motor? Der überarbeitete Diesel schlägt sich wacker, die 124 PS reichen für 185 km/h Höchstgeschwindigkeit.

Mehr für's Geld

Verkaufsstart für das Verso-Facelift ist am 13. April 2013, die Preise bleiben je nach Ausstattung gleich oder sinken leicht, dafür legt die Serienausstattung an Umfang zu. Den Einstiegspreis für den Siebensitzer liegt bei 24.200 Euro, die von uns gefahrene Version mit dem überarbeiteten Dieselmotor gibt's ab 26.550 Euro.

(imp)