Land Rover präsentiert sein Forschungsprojekt "Electric Defender"

King of Pirsch

Wenn es im Wald einmal hinter ihnen knackt und raschelt könnte es mit viel Glück einer der seltenen "Electric Defender" sein.In freier Wildbahn könnte Ihnen wohl am Ehesten einer in der Gegend um Eastnor Castle auf halber Strecke zwischen Bristol und Birmingham nahe Solihull begegnen

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  • Florian Pillau

Schwalbach/Genf, 28. Februar 2013 – Wenn es im Wald hinter ihnen einmal knackt und raschelt könnte es mit viel Glück einer der seltenen "Electric Defender" sein. Mit viel Glück und am richtigen Ort: In freier Wildbahn könnten Sie ihn wohl am Ehesten einer in der Gegend um Eastnor Castle auf halber Strecke zwischen Bristol und Birmingham nahe Solihull beobachten. Oder auf dem Genfer Salon vom 7. bis 17. März.

Lautlos wie ein Nashorn

Die winzige Population von nur sieben Exemplaren wird ausgewildert, um neue Erfahrungen zu sammeln. Damit ist mehr gemeint als das Gefühl, sich so leise wie ein Reh oder doch wenigstens wie ein Nashorn durchs Unterholz zu bewegen. Die elektrischen Varianten der Gelände-Legende rollen fast lautlos mit ihrem 95 PS (70 kW) starken Elektromotor mit 330 Nm Drehmoment. Die Energie kommt aus einem 300-Volt-Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 27 kWh. Sie soll dem Electric Defender eine Reichweite auf der Straße von rund 80 Kilometern verleihen. Bei geringem Tempo im Gelände soll sich die Akku-Reichweite auf bis zu acht Stunden belaufen. Anschließend soll ein 7-kW-Ladegerät die Aufladung des Akkus in vier Stunden erlauben, während mit einem mobilen 3-kW-Ladegerät etwa zehn Stunden benötigt werden.

Unverändert geländetauglich

Bis auf den Elektroantrieb sind die Defender unverändert, das heißt, die Geländeeigenschaften sollten sich weiterhin auf dem extrem hohen Niveau des Pendants mit Dieselantrieb bewegen. Da der Elektromotor das Schaltgetriebe überflüssig macht, besitzt der elektrische Defender lediglich ein mit dem Faktor 2,7 übersetztes, einstufiges Getriebe, an welches das Verteilergetriebe angeflanscht ist. Der Rest des permanenten Allradantriebs mit mittlerer Differenzialsperre blieb serienmäßig. Darüber hinaus wurde in das E-Modell eine weiter entwickelte Variante der von Land Rover erfundenenen "Terrain Response"-Steuerung aller maßgeblichen Traktionshilfen integriert. Die Entwickler berichten volle Stolz, dass der E-Defender beispielsweise einen 12 Tonnen schweren Anhänger eine 13-prozentige Steigung hinaufzog und 800 Millimeter tiefe Wasserdurchfahrten anstandslos meisterte. Letzteres beantwortet die spannende Frage, wie wasserfest die Elektrik ist – entschuldigen Sie unser nachwirkendes Klischee von wasserscheuen britischen Autos.

410 kg Akku unter der Motorhaube

Der rund 410 Kilo schwere Akku des Electric Defender ist im Motorraum anstelle des Dieselmotors untergebracht. Das Leergewicht liegt etwa 100 Kilo über dem des Defender 110. Es bewegt sich zwischen 2055 und 2162 Kilogramm, je nachdem ob der E-Motor den Defender als Pick Up, Hard Top oder Station Wagen antreibt. Wie bei Elektroautos üblich, wird beim Bremsen Strom erzeugt: Bei der Nutzung der Bergabfahrhilfe "Hill Descent Control" können bis zu 30 kW erzeugt werden. Der Akku selbst lässt sich maximal mit 54 kW, dem Zweifachen seiner Kapazität, äußerst rasch laden, Land Rover verspricht "ohne die Lebensdauer zu beeinträchtigen". Dank dieser Schnellladefähigkeit kann praktisch die gesamte regenerative Energie genutzt und gespeichert werden. Je nach Umgebungsbedingungen sollen sich bis zu 80 Prozent der kinetischen Energie des Fahrzeugs auf diese Weise wiedergewinnen lassen.

Nur als rollendes Labor gedacht – keine Serienfertigung geplant

Derzeit plant Land Rover keine Serienproduktion des Electric Defender. Allerdings sollen die sieben in Genf vorgestellten Fahrzeuge im Lauf des Jahres verschiedene Einsätze unter Praxisbedingungen absolvieren. Antony Harper, Leiter Forschung bei Jaguar Land Rover, erklärt: "Das Projekt Electric Defender ist für Land Rover eine Art rollendes Labor, mit dem wir die Möglichkeiten des Elektroantriebs untersuchen – und zwar selbst unter härtesten Offroad-Bedingungen. Auf diesem Weg können wir innovative Technologien entwickeln und testen, die eines Tages in Land Rover-Serienmodellen zum Einsatz kommen werden." Waid- und Forstleute warten bestimmt so gespannt auf das Ergebnis wie wir. (fpi)