111 Jahre Triumph – dank einer Rettung durch Zufall vor 30 Jahren

Triumphzug

Vor 30 Jahren erwarb der Immobilien-Tycoon John Bloor die Markenrechte an Triumph. Viele hatten dem britischen Traditionsunternehmen keine Überlebenschancen eingeräumt, zumal Bloor keine Ahnung von Motorrädern hatte. Sie haben sich getäuscht ...

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Von
  • Ingo Gach
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München, 12. März 2013 – Schon viele haben versucht, Traditionsmarken wiederzubeleben, die meisten scheiterten kläglich. John Bloor ist eine rühmliche Ausnahme. Vor 30 Jahren kaufte der Bauunternehmer eher zufällig die Markenrechte an Triumph, beschloss, die Firma zu retten und bewies danach ein bemerkenswertes Gespür für Trends und Nischen. Vor allem setzte er auf den legendäre Namen und Tradition.

Die zweitälteste Motorradmarke der Welt

Es gibt Dinge, über die man in Großbritannien nicht gerne spricht, vor allem, wenn sie den britischen Nationalstolz betreffen. Deshalb wird sich auf der Insel darüber ausgeschwiegen, dass ausgerechnet ein deutscher Einwanderer namens Siegfried Bettmann 1886 die Marke Triumph gegründet hat. 1902 bauten sie die ersten Motorräder. Damit ist Triumph die zweitälteste immer noch existente Motorradmarke der Welt (nach Royal Enfield, 1901) und liegt – ganz wichtig – ein Jahr vor Harley-Davidson! Man wollte den Kolonien doch nicht diesen Titel überlassen.

Nachdem Triumph über Jahrzehnte zu den erfolgreichsten Motorradherstellern der Welt gehörte, ging es in den 1970er Jahren rapide bergab. Man hatte es versäumt, die Produktpalette zu modernisieren und wurde schließlich von den Japanern überrollt. 1983 schloss das Werk in Meriden endgültig seine Tore.

Von den Japanern überrollt

Unter normalen Umständen wäre das Schicksal von Triumph damit besiegelt gewesen, wenn sich nicht zufällig John Bloor für das Werksgelände interessiert hätte. Der Selfmade-Millionär hatte als gelernter Maurer mit 19 Jahren seine eigene Firma gegründet und sich aus armen Verhältnissen zu einem der größten Bauunternehmer Englands emporgearbeitet. Eigentlich wollte er nur das brachliegende Gelände kaufen, um darauf Wohnungen zu errichten. Als er hörte, dass die Markenrechte von Triumph zum Verkauf standen, griff er überraschend zu. John Bloor leugnete nicht, dass er eigentlich keinen Bezug zu Motorrädern besaß, und dennoch bezahlte er 105.000 Britische Pfund (heute etwa 200.000 Euro) für Triumph. Was ihn dazu bewog hat er nie schlüssig erklärt, wahrscheinlich reizte ihn einfach die völlig neue Aufgabe.

Motorräder statt Wohnungen? Well begun is half done!

Der direkte Kauf der Namensrechte 1983 ist heute insofern von Bedeutung, weil die Marke somit behaupten kann, nunmehr seit 111 Jahren ununterbrochen zu existieren. Nach dem Erwerb hatte Bloor zunächst Les Harris, einem Händler in Devonshire, die Lizenz erteilt, Triumph Bonnevilles bauen zu dürfen, bis er mit Triumph Motorcycles Limited die Produktion 1991 selber übernahm. In der Zwischenzeit hatte Bloor drei fähige Köpfe der früheren Belegschaft und einige frisch examinierte Ingenieure überredet, bei ihm einzusteigen. Mit ihnen flog er nach Japan und besichtigte die Produktionslinien der vier großen Motorradhersteller. Er bezahlte die 120 Millionen Dollar für die nötigen Maschinen aus eigener Tasche und ließ sie im neu gebauten Werk in Hinckley installieren.