Gewerkschafter kritisieren Siemens-Chef

Der Vorstandsvorsitzende Peter Löscher vernachlässige den Standort Deutschland und setze zu sehr auf Asien, meinen führende Gewerkschaftsvertreter laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung".

vorlesen Druckansicht 36 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Führende Betriebsräte im Siemens-Konzern werfen ihrem Unternehmenschef Peter Löscher schwere Fehler vor. Die Hamburger Betriebsratschefin und Siemens-Aufsichtsrätin Birgit Steinborn sagte der Süddeutschen Zeitung, verlorene Marktanteile ließen sich in Deutschland nicht mit Sparprogrammen zurückgewinnen. Löscher, der weltweit 17.000 Stellen abbauen will – hierzulande davon 6400 –, vernachlässige den Standort Deutschland und setze zu sehr auf Asien.

Steinborn gehört auch zu den Arbeitnehmervertretern, die inwischen bezweifeln, dass der Stellenabbau wie vom Konzern angekündigt vor allem das mittlere und obere Management – die Löscher als "Lehmschicht" bezeichnet – treffen wird. Entsprechende Äußerungen Löschers seien "Augenwischerei", sagte Steinborn laut dem Bericht. Schaue man sich die Struktur der Bereiche an, in denen abgebaut werde, seien mehr als drei Viertel der Beschäftigten Tarifangestellte, ein Großteil davon Frauen.

Löscher bekomme also ein Jahr nach seinem Amtsantritt als Siemens-Vorstandsvorsitzender erstmals den Widerstand der Beschäftigten zu spüren, heißt es weiter. Heute wurde demnach aus der Spitze der IG Metall laut, der für Deutschland zuletzt beispielhafte Umgang zwischen Belegschaft und Management wandele sich bei Siemens gerade. Das freundliche Gesicht des Vorstandschefs täusche offenbar über die wahren Ziele der neuen Konzernspitze hinweg. Der Hamburger Siemens-Betriebsrat Rüdiger Skrobarczyk meint, Löscher gehe vor wie ein Elefant im Porzellanladen. Im Konzern mache sich eine Hire-and-Fire-Mentalität breit.

Heute wurde aus Konzernkreisen bekannt, dass aus Kostengründen Regionalgesellschaften zusammengelegt werden sollen. Statt neun soll es künftig nur noch sieben Regionalgesellschaften geben. Betroffen vom Umbau sind den Angaben zufolge Bayern und Nordrhein-Westfalen. Auch in Österreich schlägt Siemens einen Sparkurs ein. (anw)