Was das Samsung Galaxy S4 dem iPhone 5 voraus hat [3. Update]

Samsung hat in der Nacht zum Freitag sein neues Zugpferd vorgestellt. Das Galaxy S4 ist für viele Branchenbeobachter das "wichtigste Smartphone des Jahres". Es bringt fortschrittliche Technik und einige gute Ideen mit.

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Samsung hat in der Nacht zum Freitag sein neues Zugpferd vorgestellt. Das Galaxy S4 ist für viele Branchenbeobachter das "wichtigste Smartphone des Jahres". Es bringt fortschrittliche Technik und einige gute Ideen mit.

Das 5-Zoll-Display des S4 zeigt 1920 × 1080 Punkte (Full-HD-Auflösung) und nutzt AMOLED-Technik – mit 441 dpi ist es schärfer als Apples Retina-Display mit 326 dpi. Wie die beiden im direkten Vergleich abschneiden, bleibt freilich abzuwarten. Weil das Display näher zum Rand geht als beim Vorgänger S3 mit 4,8 Zoll, ist das Gerät kaum größer als dieser – es misst 137 x 70 x 7,8 Millimeter und wiegt 130 Gramm. Noch mal zum Vergleich: Das iPhone liegt mit 124 x 59 Millimetern besser in der Hand, ist geringfügig dünner (7,6 Millimeter) und etwas leichter (112 Gramm). Das S4-Display ist von Gorilla Glass 3 geschützt; das Gehäuse wie beim Vorgänger aus Kunststoff gefertigt.

Das S4 ist in weiß und grau erhältlich.

(Bild: Samsung)

Im Unterschied zum iPhone unterstützt das S4 die schnelle LTE-Mobilfunktechnik in allen sechs weltweit genutzten Bändern. Obendrein beherrscht es bereits den den WLAN-Standard 802.11ac. Bluetooth 4.0 haben jüngere iPhones und Macs auch, [Update 15.3.12, 13:58 Uhr] aber einen Infrarotport zum Steuern von Fernsehern (und zwar nicht nur von Samsung) gibt es bei Apple nicht [/Update]. Zusätzlich zu den üblichen Sensoren sind ein Feuchtigkeits- und Temperaturfühler eingebaut – auf deren Genauigkeit und Nützlichkeit darf man gespannt sein.

Weiterhin sind 2 GByte Hauptspeicher (das iPhone hat 1 GByte) und 16, 32 oder 64 GByte Flash-Speicher eingebaut. Zusätzlich ist ein MicroSD-Slot vorhanden, mit dem man die Speicherkapazität durch zwar verhältnismäßig langsame, dafür aber auswechselbare SD-Karten erweitern kann.

Das Gehäuse besteht wie beim Vorgänger aus Kunststoff.

Der Akku hat eine Kapazität von 2600 mAh. Das ist deutlich mehr als beim iPhone (1440 mAh), doch unterm Strich wird die Laufzeit zählen, die aufgrund des großen Displays keine Wunder erwarten lässt.

Mit welchem Prozessor das S4 erscheint, hat Samsung [Update 15.3.12, 13:58 Uhr] erst in der Pressemitteilung verraten. "Je nach Region" kommt der Exynos 5 Octa mit 1,6 GHz oder der Snadragon 600 mit 1,9 GHz zum Einsatz [/Update]. Der Octa hat zwar acht Rechenkerne, doch vier davon sind nur zum Stromsparen gedacht.

Es gibt einige Besonderheiten, die sich auch Apple ansehen dürfte: Der Touchscreen und die neue Version der Android-Bedienoberfläche "TouchWiz" lassen sich ohne Berührung bedienen ("Air View") und damit zum Beispiel auch mit Handschuhen, was laut ersten Hands-on-Erfahrungen der Kollegen von TechStage gut funktionieren soll. Man kann den Finger über dem Display schweben lassen und auf diese Weise zum Beispiel Mouseover-Gesten auf Webseiten auslösen, sich Informationen zu Kalendereinträgen anzeigen lassen, ohne den Termin zu öffnen, oder das Akku-Widget aus der Benachrichtigunsleiste heraus aufrufen. Ähnlich funktionieren die "Air Gestures": Mit bestimmten Handgesten kurz vor dem Display wechselt man zum nächsten Lied, nimmt einen Anruf an oder scrollt.

Samsung-Präsentation auf der Pressekonferenz

(Bild: TechStage)

Ganz ohne die Hände funktionieren "Smart Stay", "Smart Pause" und "Smart Scroll". Ersteres schaltet das Display erst ab, wenn man nicht mehr in Richtung Smartphone schaut. Smart Pause pausiert Videos, wenn man den Blick abwendet und mit Smart Scroll soll kein Scrollen mit dem Finger auf Webseiten mehr nötig sein. [Update 15.3.12, 15:34 Uhr:] Dass die Software mit Hilfe der Kamera erkennt, wenn das Auge am Ende der Seite angelangt ist und dann den Bildschirminhalt automatisch weiterscrollt, war anscheinend eine Fehlinformation. Statt dessen scrollt das Gerät Inhalte weiter, wenn der Nutzer es neigt. [/Update]

Die Kamera nimmt 13-Megapixel-Bilder mit maximal 25 Bildern pro Sekunde auf (das iPhone 5 löst 8 MPixel auf). Panorama-Modi etc. sind eingebaut; als Gag kann der S4-Nutzer beim Fotografieren mit der Hauptkamera ein Foto von sich mit der Videochat-Kamera aufnehmen und live im Bild positionieren. Bei Videoanrufen, die maximal drei Benutzer führen können, lässt sich das Bild beider Kameras ineinander geblendet übertragen. Die Galerie-App kann Fotos zu einer Timeline anordnen, mit Ortsinformationen versehen und als Fotoalbum exportieren. Auf Wunsch schickt sie aufgenommene Bilder per "Home-Sync"-Funktion unmittelbar nach Hause; hier hat Samsung bei Apples Foto-Sharing-Funktion innerhalb der iCloud abgekupfert.

Die App S Health soll der eigenen Gesundheit zu Gute kommen, indem sie die täglichen Laufwege mit eingebauten Sensoren registriert, Temperatur und Luftfeuchtigkeit der Umgebung aufzeichnet und auf Wunsch das Essverhalten mitschreibt. Das iPhone 5 braucht für solche Aufgaben Zubehör.

E-Mails und andere Inhalte übersetzt Samsungs "S Translator" direkt in der jeweiligen App, und zwar von Sprache nach Text und umgekehrt. Er beherrscht neun Sprachen, darunter Deutsch, Englisch, Chinesisch, Japanisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Koreanisch. [Update 15.3.12, 13:58 Uhr] Eine Internetverbindung ist nötig [/Update]. Die Spracherkennung "S Voice" soll sich gegenüber dem Vorgänger verbessert haben. Ob sie Siri das Wasser reichen kann, muss ein Test zeigen.

"Samsung Smart Switch" soll den Umstieg von anderen Smartphones erleichtern, indem es deren Daten auf das S4 überträgt – angeblich ist egal, von welchem. In der Präsentation zeigte Samsung ein Bild, das dem iPhone ähnelte. Die Sicherheitsfunktion "Knox" verspricht, dass man das Smartphone privat und geschäftlich verwenden kann.

"Group Play" kombiniert bis zu S4 in ein Sound-System; alle spielen die gleiche Musik ab. Das können Apple-Kunden nur mit Hilfe von separat zu erwerbenden AirPort-Express-Stationen oder Apple-TVs; das iPhone selbst kann Musik mit AirPlay nur senden, nicht empfangen (vgl. Titelgeschichte in Mac & i Heft 9).

Als Zubehör präsentierte Samsung eine Schutzhülle mit Ausschnitt, durch die man wichtige Informationen sieht, ohne das Handy auspacken und einschalten zu müssen. [Update 15.3.13, 13:58 Uhr:] Die AMOLED-Technik eralubt es, einzelne Bereiche zu aktivieren, um etwa in genau diesem Ausschnitt Informationen anzuzeigen. Es handelt sich dabei also um etwas anderes als ein im iPad-Smart-Cover eingebautes Display, wofür Apple im August letzten Jahres einen Patentantrag eingereicht hat. [/Update]

Ab Ende April soll das S4 weltweit erhältlich sein, in weiß und grau, mit vorinstalliertem Android 4.2.2. In Deutschland wollen es Telekom, Vodafone und O2 anbieten. Bei der Telekom kann man es schon vorbestellen. Einen Preis ohne Vertrag nennt das Unternehmen nicht; mit Vertrag kostet die LTE-Version 100 bis 130 Euro mehr als das Galaxy S3 LTE, das im Einzelhandel für 450 bis 500 Euro erhältlich ist – unter 600 Euro dürfte ein vertragsfreies S4 also kaum zu haben sein.

Man darf gespannt sein, was Apple dem entgegenzusetzen hat.

Zum Galaxy S4 siehe auch:

(jow) / (hcz) / (se)