Medienpolitiker befürworten Deutschen Computerspielepreis

Der Kultur- und Medienausschuss des Bundestags hat einen Antrag abgesegnet, dem zufolge die Bundesregierung rasch eine Auszeichnung für "qualitativ hochwertige sowie kulturell und pädagogisch wertvolle" Computerspiele ausloben soll.

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Der Kultur- und Medienausschuss des Bundestags hat am gestrigen Mittwoch einen Antrag (PDF-Datei) der Koalitionsfraktionen abgesegnet, dem zufolge die Bundesregierung eine Auszeichnung für "qualitativ hochwertige sowie kulturell und pädagogisch wertvolle" Computerspiele ausloben soll. Ähnlich wie beim Deutschen Filmpreis soll demnach in Zusammenarbeit mit einer unabhängigen Jury künftig jährlich ein Deutscher Computerspielepreis vergeben werden. Stimmen der Opposition konnten CDU/CSU und SPD allerdings nicht für ihr Vorhaben einsammeln: Die Linken und die Grünen votierten gegen die Initiative, die FDP enthielt sich.

"Unser Antrag macht den Wert des Kulturgutes Computerspiele deutlich", begründeten Vertreter von Union und Sozialdemokraten den Vorstoß. In der Öffentlichkeit würden oft nur die so genannten Killerspiele wahrgenommen. Das führe dazu, dass Eltern und Großeltern unsicher seien, was sie ihrem Nachwuchs kaufen könnten. Ein Preis, der pädagogisch wertvolle Spiele fördere, diene der Orientierung von Verbrauchern.

Die erstmalige Preisvergabe soll nach Ansicht der Sprecherin der Arbeitsgruppe für Kultur und Medien der SPD-Fraktion, Monika Griefahn, sowie dem medienpolitischen Sprecher der Genossen, Jörg Tauss, noch in diesem Jahr stattfinden. Dafür würden vom Bundestag für 2008 bereits 300.000 Euro zur Verfügung gestellt. Zusätzlich hätten Wirtschaftsverbände ihre finanzielle Mitwirkung zugesagt. Die Auszeichnung solle in Kategorien wie "Spiel des Jahres", "Kinderspiel", "Jugendspiel", "Innovationspreis" oder "Nachwuchspreis" verliehen werden. Konkret ankommen solle es dabei nur auf die Entwicklung "neuer Spielkonzepte". Damit werde dieser Bundespreis "nicht nur ein wichtiges kulturpolitisches Instrument, sondern wirkt auch als direkter wirtschaftlicher Anreiz für die Entwicklung von neuen qualitativ hochwertigen sowie kulturell und pädagogisch wertvollen Computerspielen in einem bedeutenden Zukunftsmarkt".

Die Grünen hatten im Einklang mit einem 2006 verabschiedeten Positionspapier einen eigenen Antrag (PDF-Datei) zur Entwicklung eines Qualitätssiegels für hochwertige Computerspiele eingebracht. Er fand im Kulturausschuss aber keine Mehrheit. Die Oppositionspartei bemängelte an dem Vorhaben der Koalition, dass diese "nur gut klingt und nichts bringt". Es sei nicht geklärt, wer die Jury auswähle und wie sich die Bundesregierung daran beteilige. Die Grünen forderten stattdessen, kleine Entwicklerfirmen zu unterstützen, Regeln für die Archivierung von Spielen aufzustellen und Studiengänge für Spieleprogrammierer einzurichten.

Die Liberalen lobten den Ansatz beider Anträge. Sie kritisierten jedoch zugleich an der Initiative der Koalition, dass sie keinen Bezug auf die Pläne der Bundesregierung für ein Verbot von "gewaltbeherrschten Spielen" nehme. Union und SPD hätten sich eindeutig davon distanzieren sollen. Am Antrag der Grünen bemängelte die FDP die Forderung nach neuen Studiengängen. "Es ist die Frage, ob es die Aufgabe der Bundesregierung ist, Studiengänge einzurichten", erklärten die Liberalen mit Blick auf die Zuständigkeit der Länder im Hochschulwesen.

Die Linke lehnte beide Anträge mit der Begründung ab, in keinem werde genug auf die Beschäftigten eingegangen. Die Entwickler von Computerspielen müssten oft Überstunden leisten und unter Verletzung des Arbeitsschutzgesetzes malochen. Das Argument, dass sie Freude an ihrer Arbeit hätten, zähle nicht. "Von Spaß kann man sich nichts kaufen", betonte die Oppositionspartei. Der Antrag muss nun noch im Plenum des Parlaments abgestimmt werden. Dies gilt nach dem klaren Votum im federführenden Ausschuss aber nur noch als Formsache.

Siehe dazu auch:

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't-Hintergrund zur bisherigen Berichterstattung über die Diskussion um das Jugendmedienschutzrecht, Gewaltspiele, Verbotsforderungen und Beschränkungen für Jugendliche bei Spielen:

(Stefan Krempl) / (jk)