Meraki verärgert private WLAN-Betreiber [Update]

Der Mesh-WLAN-Ausrüster verkauft seine Basisstationen künftig in zwei Varianten zu deutlich unterschiedlichen Preisen an. Nach massiver Kritik von Kunden räumt das Unternehmen Kommunikationsfehler ein.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Der von Google mitfinanzierte Mesh-WLAN-Anbieter Meraki erhöht die Preise. Zugleich will die Firma mittels einer "Community Messaging & Advertising Platform" Nachrichten und Reklame in Webseiten einschleusen, die über das von seinen Hardware-Kunden aufgebaute öffentliche Funknetz aufgerufen werden. Nach dem Abschluss seiner Beta-Phase habe Meraki auf leisen Sohlen seine Angebotspalette verändert, vor allem zum Nachteil von WLAN-Betreibern, die bereits Hardware erworben haben, lautet der Vorwurf in einem ausführlichen Beitrag der WiFi Net News vom 7. Oktober.

Zur Marktreife aus Sicht von Meraki und seiner Investoren zählt es, identische Hardware mit "Standard" beziehungsweise "Pro" getauften Kombinationen bestimmter Leistungsmerkmale anzubieten. Der Meraki Mini getaufte Access Point kostet in der Standardversion 49 US-Dollar, sein für den Außeneinsatz geeignetes und PoE-fähiges Pendant Meraki Outdoor 99 US-Dollar. In der Pro-Version kosten die Endgeräte, die jeweils ausschließlich im 2,4-GHz-Band gemäß IEEE 802.11b und g funken, gleich 100 US-Dollar mehr.

Die Unterschiede liegen in der Firmware: Nach der Übersicht hat Meraki die Standard-Variante für Einzelpersonen und kleinere, nicht kommerzielle Anbieter konzipiert. Die Pro-Variante für Hotspot-Betreiber erlaubt zum Beispiel auch, ein Netz durch mehrere Administratoren verwalten zu lassen und bestimmten Nutzergruppen feste Bandbreiten zuzuordnen. Ferner ermöglicht sie Zugang per Kreditkarte, was Meraki zentral für den Provider abrechnet. Während Standard-Kunden bei Fragen zu Netzbetrieb und -konfiguration auf die Website von Meraki angewiesen sind, betreut das Unternehmen die Pro-Kunden immerhin per E-Mail während des ersten halben Jahres.

Ferner hat Meraki eine Carrier-Lösung im Angebot, die bis zum Aufbau kompletter, großflächiger Netze reicht. Die dafür geltenden Hardware-Preise nennt das Unternehmen nicht. Carrier-Kunden können zum Beispiel Prepaid-Karten für ihr WLAN-Angebot unter eigenem Namen vertreiben und bestehende Netzinfrastruktur, zum Beispiel RADIUS-basierte Nutzerauthentifizierung integrieren.

Leidtragende der Merkmalsspreizung sind Bestandskunden, die für die Hardware bisher Standard-Preise gezahlt, aber einen mit der Pro-Variante vergleichbaren Leistungsumfang erhalten haben, berichtet WiFi Net News am 7. Oktober. Um den geänderten Meraki-Konditionen zu entgehen, habe ein WLAN-Betreiber bereits seine Meraki-APs mit einer anderen Firmware versehen, heißt es weiter. Zwar erhalten Betreiber von Meraki-Netzen der ersten Stunde, "Legacy Networks" laut FAQ, ein kostenfreies Upgrade zur Pro-Variante, doch bekommen sie neue APs nur zum Pro-Preis. Im Meraki-Forum bemängeln Kunden, dass sie infolge der Preiserhöhung ihr Netz nicht wie beabsichtigt ausbauen können.

[Update]

Inzwischen hat Meraki auf die Kritik seiner Kunden reagiert: CEO und -Mitbegründer Sanjit Biswas räumte ein, dass sein Unternehmen sie über die geänderte Angebotspalette vorab nicht ausreichend informiert habe. Zwar habe man 850 Meraki-Kunden vorab die neue "Community Messaging & Advertising Platform" vorgestellt. Weitere betroffene Netzbetreiber, die versehentlich nicht informiert worden seien, hätten sich hingegen vor vollendete Tatsachen gestellt gesehen, berichtet WiFi Net News am 8. Oktober.

Zunächst falsch dargestellt habe sein Unternehmen zudem die Einblendung von Meraki-gesteuerter Werbung in Pro-Netze: Deren Betreiber hätten die Möglichkeit, diese Banner über ihre Netze zu verbreiten, seien jedoch nicht dazu verpflichtet. Für die Zukunft stellte Biswas den Betreibern eine Beteiligung an den Werbeumsätzen in Aussicht.

Ferner habe Meraki unterschätzt, in welchem Umfang nicht-kommerzielle Netze, die auf Standard-Hardware basieren, auf Sponsoren angewiesen seien. Daher werde Meraki die Möglichkeiten in Standard-Netzen, auf lokale Sponsoren hinzuweisen, erweitern. Auch Betreibern von "Legacy Networks" will Biswas entgegenkommen. (ssu)