Die Reindustrialisierung der USA

Billige asiatische Arbeitskräfte haben das letzte Jahrzehnt in der Güterproduktion bestimmt. Das ändert sich nun langsam – zumindest in Nordamerika.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 86 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

In den USA geht der Trend vom Outsourcing zur Reindustrialisierung, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Ein Beispiel ist der Mischkonzern General Electric. Schon im vergangenen Jahr holte das Unternehmen seine Fertigung von Heizgeräten und Kühlschränken aus Asien zurück in die USA. Einer der wichtigsten Gründe für diese Entscheidung war, die Gerätedesigner wieder nahe bei der Produktion und den Ingenieuren zu haben. "Heutzutage, da die Geschwindigkeit der Produkteinführung alles ist, hat es keinen Sinn mehr, Design und Entwicklung von der Herstellung zu trennen", erklärte CEO Jeffrey Immelt kürzlich. "Outsourcing nur aufgrund der Lohnkosten ist ein Auslaufmodell."

Um das Jahr 2000 betrugen die Fertigungslöhne im südlichen China nur 58 US-Cent pro Stunde, ganze zwei Prozent des US-Lohnniveaus. GE und viele andere Hersteller in den USA und Europa überschlugen sich dabei, diesen Lohnunterschied durch Verlagern der Fertigung ins Ausland zu nutzen. 2004 erklärte die Boston Consulting Group ihren Klienten, sie hätten keine Wahl mehr, ob sie ins Ausland gehen, sondern nur noch "wie schnell".

Neuerdings haben sich die wirtschaftlichen Trends gedreht. Die Stundenlöhne im Süden Chinas könnten bald sechs Dollar erreichen, ungefähr das Niveau von Mexiko. Die Boston Consulting Group – eben jene Beratungsfirma, die Klienten zur Eile in Richtung Übersee riet – sagt nun, es sei an der Zeit, China "neu zu bewerten". Das Unternehmen schätzt jetzt, dass der Kostenvorteil der dortigen Herstellung für einige Produkte bis 2015 verschwinden könnte. Zudem machten Naturkatastrophen wie der Tsunami in Japan und die Überschwemmung in Thailand die Risiken langer Lieferketten in letzter Zeit besonders deutlich. Außerdem lassen höhere Ölpreise in aller Stille die Frachtkosten steigen, während unerwartete Erdgasfunde die USA zu einem relativ preiswerten Standort für chemische Grundstoffe machen.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)